„Einmaliger Klang“
Das Eröffnungskonzert des 23. Internationalen Brassfestivals Meran mit der Formation Eminence Brass war kammermusikalischer Genuss vom Feinsten.
von Anton Ludwig Wilhalm
Wenn sich ein hochkarätiges Brassensemble aus England in Meran trifft, haben die Zuhörenden hohe Erwartungen.
Der Tradition der englischen Blechbläser ist schon mit Philip Jones Brass Ensemble ein grossartiger Ruf vorausgeeilt. Sie hatten mit ihrer besonderen Interpretation der Blechbläserliteratur die ganze Welt bereist.
An diesem Abend konnten die Zuhörenden vieles erleben: die edle Kunst des Zusammenspiels, die feine Art des Musizierens, der unverkennbare englische Klang sowie höchst virtuose Solistinnen und Solisten, die man von den grossen Bühnen der Brassbandszene kennt.
Eine Besonderheit an Eminence Brass ist, dass diese Formation aus drei Frauen und drei Männern besteht. Dies ist in der Welt der Blechbläser Ensembles sehr selten anzutreffen. Sehr ausgeglichen, nicht nur wegen der Geschlechter, sondern auch im Klang, dies war an diesem Konzert sehr deutlich zu hören. Das Publikum wurde mit Perfektion, Virtuosität und dynamischen Höchstleistungen verwöhnt.
Kammermusikalischer Genuss vom Feinsten
Das Konzert des Blechbläser Sextetts war eine kammermusikalische Besonderheit.
Die MusikerInnen von Eminence Brass sind auf unzähligen Aufnahmen zu hören, darunter mit dem London Symphony Orchestra, der English National Opera, der Brass Band 13 Étoiles und der Black Dyke, Foden’s und Cory Bands.
Das Repertoire war beindruckend vielseitig und enthielt Solowerke für alle Mitglieder der Formation. Dabei wäre es schwer zu beschreiben welche Solistinnen oder welcher Solist mehr überzeigt hätte, es war ein musikalisches Fest auf der Bühne in Meran.
David Childs Virtuosität in Rossini’s «Introduction, Theme and Variations» war meisterhaft, fast grenzenlos scheint seine Technik auf dem Euphonium.
«Napoli» das berühmte Cornet Solo wurde von Philip Cobb dem Solotrompeter des BBC Symphony Orchestras mit Lockerheit und Eleganz brillant interpretiert. Gleich anschliessend waren die Schweizerin Mathilde Roh und Philip Cobb in einem Duett, mit ihren weichen, wunderbaren Cornet-Klängen, zu bewundern. Der Rest des Ensembles begleitete das Duo sanft. Euphonium, Es- Horn, Posaune und Tuba waren dabei immer angepasst und mit kleinen Einwürfen zu hören.
«Blue Bells of Scotland» ein Solo, das der Solisten Becky Smith die Möglichkeit gab, alles erdenklich Mögliche auf der Posaune zu zeigen. Sanfte Klänge, technische Läufe, Höhe und Tiefe waren dabei besonders beeindruckend.
Das Es-Horn ist hauptsächlich in Brass Bands zu hören. An diesem Abend wurde es von Sheona White als Soloinstrument im Stück «Over the Rainbow» auf wunderbare Art vorgestellt. Dabei überzeugte die Solistin mit Ihrem fantastischen Sound und edlem Vibrato.
Nun fehlte noch das tiefste Instrument der Formation, die Tuba. Les Neish setzte sich an den Bühnenrand und spielte einige Variationen über ein Ungarisches Kinderlied. Dabei sang und spielte er gleichzeitig in sein Instrument und reizte den Tonumfang der Tuba ins Unmögliche aus. Mit seiner Virtuosität und Lockerheit begeisterte er das Publikum vollumfänglich. Die Möglichkeiten auf der Tuba schienen für ihn ohne Grenzen zu sein.
Vor dem letzten Stück auf dem Programm wurde das Publikum noch mit dem Vortrag von «Rev. Archie Beaton» von John Mason überrascht. Wunderbare Töne und Ausgeglichenheit auf der Bühne, ein Klang der Eminence Brass zu einer besonderen Formation macht. Sie brauchen keine Show- und Tanzeinlagen, denn sie überzeugen mit ihrem einmaligen Klang, dem Zusammenspiel und ihrer Musizierfreude.
Ein wahres Konzert, in dem Liebhaber der Blechbläser voll auf ihren Geschmack kamen.
Nach dem Schlussstück «Echos of the East» tobte der Saal und das Ensemble bedankte sich mit einer witzigen Zugabe.
Eminence» Brass wurde ihrem Namen allemal gerecht. Herausragend, erhaben und auf sehr hohem Niveau!
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