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40.000 Euro mehr Gehalt

Spitzenbeamter Florian Zerzer (Foto: Landesverwaltung)

Geheime Pläne, die schrittweise Entmachtung eines Abteilungsdirektors und ein fürstlich dotierter Job: Der „Sonderauftrag“ für Florian Zerzer sorgt in der Landesverwaltung für große Aufregung.

von Artur Oberhofer

Hinter den diskreten Mauern der Provinzpaläste rumort es. „Diese Entscheidung hat intern sehr viel Staub aufgewirbelt“, bestätigt ein hochrangiger Landesbeamter, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Von einer „schrittweisen Entmachtung“, ja von einem „Putsch“ gegen den Direktor der Landesabteilung Informatik, Josef Thomas Hofer, ist die Rede.

Andere honorige Beamte fragen sich hinter vorgehaltener Hand, „was denn der Landeshauptmann bloß an dem Zerzer gefressen“ habe.

Florian Zerzer, der jetzt mit einem lukrativen Versorgungsjob ausgestattet worden ist, hat mit seinen Vertuschungsversuchen (und zusammen mit dem OberAlp-CEO Christoph Engl) maßgeblich zum Südtiroler Masken-Skandal beigetragen. Die Staatsanwaltschaft am Rechnungshof will den einstigen Generaldirektor im Sanitätsbetrieb deswegen auch zur Rechenschaft ziehen. Das Verfahren läuft noch.

Anstatt Florian Zerzer in die Privatwirtschaft ziehen zu lassen – was er selbst anfangs angekündigt hatte –, wurde jetzt eigens für ihn ein Job erfunden. Ein Versorgungsjob.

Damit nicht genug: Denn es gibt konkrete Pläne des Landeshauptmannes, Florian Zerzer zum Herrn der Südtiroler Informatik zu machen.

Die Fakten: Florian Zerzers fragwürdige Rolle im Südtiroler Masken-Skandal ist dokumentiert. Anstatt der Politik und der Südtiroler Öffentlichkeit sofort reinen Wein einzuschenken und mitzuteilen, dass der Sanitätsbetrieb Südtirol und die Firma OberAlp von den cleveren Chinesen übers Haxl gehauen und mit völlig unzulänglichen Schutzmaterialien, also mit Ramsch beliefert worden sind, wollten Florian Zerzer und Christoph Engl die peinliche Geschichte geheimhalten und mit fragwürdigen Methoden im Nachhinein „sanieren“.

Damit hat das Duo Zerzer-Engl nicht nur die Südtiroler Öffentlichkeit hinters Licht geführt, sondern dem Land – zumindest laut Staatsanwaltschaft am Rechnungshof – einen ökonomischen Schaden zugeführt.

Für viele anständige Beamte innerhalb der Landesverwaltung ist es vor diesem Hintergrund unverständlich, warum der Landeshauptmann dem Vinschger Karrierebeamten nicht nur die Stange hält, sondern dass er ihn in eines der wichtigsten Ämter der Südtiroler Landesverwaltung hieven will.

Arno Kompatschers geheimer Plan für Florian Zerzer sieht wie folgt aus: In Phase 1 sollte Zerzer zunächst einmal versorgt und, wie es ein hoher Beamter formuliert, „an strategischer Stelle geparkt“ werden. Florian Zerzer wurde, wie vergangene Woche bekannt wurde, ein „komplexer Sonderauftrag“ für die „Digitalisierung in den Bereichen Personal und Arbeit“ erteilt.

Obwohl das Land in Josef Thomas Hofer bereits einen Direktor der Abteilung Informatik hat, der für die strategische und operative Führung der Informationstechnik der gesamten Landesverwaltung zuständig ist und dessen Vertrag erst im Mai dieses Jahres bis 2029 verlängert wurde, wurde nun mit Florian Zerzer ein eigener IT-Chef für die Landesabteilungen Arbeit und Personal ernannt. Ein klarer Fall von Doppelgleisigkeit.

Für die Abwicklung dieser heiklen Personalie haben sich Landesrätin Magdalena Amhof und deren Ressortdirektor Günther Burger herggeeben. Burger ist ein enger Zerzer-Vertrauter aus gemeinsamen Sanitäts-Zeiten, und Magdalena Amhof ist eine Landsfrau des nach Feldthurns „ausgewanderten“ Vinschgers Florian Zerzer.

Josef Thomas Hofer (Foto: lpa)

Das Problem ist nur: Man hat nun mit dem IT-Verantwortlichen in den Landesabteilungen Arbeit und Personal namens Zerzer einen Gegenpart zu Abteilungsdirektor Josef Hofer geschaffen. Ein hoher Beamter formuliert es plakativ: „Wir haben jetzt zwei Gigger, die sich streiten müssen, wer die Henne kriegt.“

Auf Anfrage der TAGESZEITUNG verteidigt Magdalena Amhof die Personalrochade. „Der Sonderauftrag an Florian Zerzer war absolut richtig und notwendig“, erklärt die Landesrätin. Die Inhalte von Zerzers Tätigkeit seien „nicht mit der ordentlichen Tätigkeit der Abteilung Informatik oder der SIAG zu vergleichen“. Es gehe darum, so Amhof kryptisch, „einige sehr umfassende und strategisch bedeutende Prozesse zu digitalisieren und die betroffenen Strukturen dabei vor Ort intensiv zu begleiten.“

In den Landespalästen wendet man ein: Mit dieser Lösung würden sich zwei Landesabteilungen, Arbeit und Personal, aus der IT-Gesamtstrategie ausklinken.

Auch gibt es leitende Beamte auf höchster Ebene, die davon ausgehen, dass der Sonderauftrag für Florian Zerzer nur der Gruß aus der Küche sei.

Zerzer soll noch höher steigen.

Tatsächlich ist im Koalitionsvertrag, den SVP, Freiheitliche, Lega und Fratelli d’Italia unterzeichnet haben, die Rede von der „Einrichtung einer Landesagentur für Digitalisierung“, die dann alle Akteure und Stakeholder (also auch die Gemeinden und, wenn möglich, auch den Sanitätsbereich) einbindet. Insider beim Land gehen davon aus, dass in dieser (sicher sinnvollen) Landesagentur Florian Zerzer eine wichtige Rolle spielen wird.

Der geheime Plan sehe genau das vor, heißt es beim Land.

In puncto Gehalt hat Florian Zerzer mit der Erteilung des Sonderauftrages jedenfalls schon mal einen großen Sprung gemacht.

Nach seinem Ausstieg aus dem Südtiroler Sanitätsbetrieb (wo er ein Jahresgehalt von 215.000 Euro brutto kassiert hatte) musste sich Zerzer als Mitarbeiter im Direktoren-Rang im Landesamt für Personal von Landesrätin (und SVP-„Arbeitnehmerin“) Magdalena Amhof mit einem ein Jahresgehalt von 70.000 Euro begnügen.

Als Sonderbeauftragter der Landesrätin und, wie Amhof erklärt, „aufgrund des Umfangs und der Komplexität der Aufgaben“, die er zu bewältigen habe, sei Florian Zerzer „die Gewichtung B4 zugewiesen“ worden. Sprich: Amhofs Sonderbeauftragter kommt mit Ergebniszulage auf ein Jahresgehalt von 110.000 Euro – und verdient somit 40.000 Euro mehr als bisher.

Arno Kompatscher und Florian Zerzer (Foto: lpa/Brucculeri)

 

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