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Im Sprach- und Wahlkampf

Johann Ramoser (Foto: FB)

Die Bozner Schulstadträtin Johanna Ramoser betätigt sich als aktive Verteidigerin der deutschen Schule – ihren Ambitionen, bei den Gemeinderatswahlen 2025 Spitzenkandidatin der SVP zu werden, dürfte das nicht schaden.

von Thomas Vikoler

Die Stadträtin scrollt sich durch die Anmeldungslisten der 1. Klassen an der Bozner Goetheschule und weist auf die zahlreichen arabisch und italienisch klingenden Namen hin. Insbesondere in der 1B, jene geplante Klasse, die seit nunmehr sechs Wochen für heftige politische Diskussionen sorgt. „Das sollte keine Sonderklasse werden, denn das klingt negativ. Es war eine Sprachförderklasse für jene Kinder, die laut Auskunft ihrer Eltern kaum Deutsch können, und beim Lernen der Sprache unterstützt werden sollten“, bemerkt Johanna Ramoser.

In Wirklichkeit verfolgt sie vorrangig ein anderes Ziel: Die Verteidigung der deutschen Schule in Bozen vor Überfremdung. „Ich bekomme beinahe täglich Zuschriften von Eltern, die sich Sorgen darüber machen, dass ihre Kinder keinen angemessenen Unterricht in ihrer Muttersprache erhalten. Da sehe ich mich verpflichtet etwas zu unternehmen“, so die Stadträtin für Schule, Wirtschaft, Tourismus und Zivilschutz.

Ramoser war es, die im Sommer 2023 als Erste Alarm schlug: In den Bozner Grundschulen würden zu viele Kinder mit ausländisch oder italienisch klingenden Namen eingeschrieben. Die Landesregierung führte daraufhin Erstgespräche zwischen Eltern und Schule vor der Einschreibung ein. „Die Eltern schreiben ihre Kinder dennoch ein, auch wenn sie kein Deutsch können. Es fehlt das Druckmittel oder eine Sanktion“, bedauert Ramoser.

Und so steht die Stadträtin, die zur Schule organisatorische, aber keine pädagogischen Zuständigkeiten hat und in der Vergangenheit als Schul-Sekretärin arbeitete, auch beim Wirbel um die „aus Kindern mit Migrationshintergrund und italienischsprachigen Kindern“ (so steht es in den Akten des Schulamts) zusammengesetzte Klasse 1B an vorderster Front. „Direktorin Christine Holzer, hinter deren Vorgehen ich mich stelle, hat eine konkrete Lösung gesucht, während seitens des Schulamts keine Vorschläge gekommen sind“, bemerkt Ramoser und fügt hinzu: „Vielleicht hätte man das Projekt wissenschaftlich begleiten können“.

Doch inzwischen ist klar: Das Schulamt wies die Direktorin bereits am 10. Juni darauf hin, dass die geplante 1B gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstößt. Es hätte dem Vorhaben an der Goetheschule nie zugestimmt. Am Montag sagte Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner in einer Diskussionssendung auf „Rai Südtirol“, was sie eigentlich von Direktorin Holzer erwartet hätte: Die Auflösung der Reformpädagogikklasse 1A, die überwiegend von deutschsprachigen Kindern besucht wird. „Das wäre konsequent gewesen“, so Falkensteiner, nämlich dass die deutschen Kinder „ausgewogen“ auf die drei ersten Klassen hätten verteilt werden können, um so eine Konzentration ausgewählter Kinder auf die Klasse 1B zu vermeiden. Immerhin sind 25 der 54 Erstklässler deutschsprachig.

Doch weder Direktorin Holzer, die keinen Rückzieher ihrerseits sehen will, noch Stadträtin Ramoser, stecken angesichts der überraschend eindeutigen Positionierung von Bildungslandesrat Philipp Achammer in dieser Causa nicht zurück. „Es braucht eine Lösung und ich erwarte mir viel von der SVP-Arbeitsgruppe, die in Kürze zusammentreffen wird“, sagt Zweitere. Sie nennt als Maßnahmen die Einsetzung der paritätischen Kommissionen zur Feststellung der Sprachkenntnisse von Kindern, aber auch die Umsetzung eines alten Beschlusses der Landesregierung, der eine 30-Prozent-Deckelung für Nicht-Deutschsprachige vorsieht.

Dass ihr Engagement in dieser Angelegenheit mit ihren Ambitionen, bei den Gemeinderatswahlen Spitzenkandidatin der Bozner SVP werden, zusammenhängt, bestreitet Ramoser (andere sind sich sicher, dass genau das der Fall ist): „Ich mache das seit längerer Zeit, also nicht wegen der Wahlen“.

In Kürze entscheidet der neue SVP-Stadtobmann Andreas Berger, nach welchem Modus die Spitzenkandidatur ermittelt wird. Kommt es, wie angekündigt, zu einer Vorwahl, hat die Schulstadträtin sicherlich die besten Karten. Ein Großteil der Bozner SVP, darunter auch Landesobmann Dieter Steger, scheint hinter ihrem sprachpolitischen Kurs zu stehen. Der aktuelle Vizebürgermeister Stephan Konder, der eine Vorwahl vermeiden möchte, hielt sich in der jüngsten Diskussion dagegen überraschend zurück.

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