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„Nicht im Stich lassen“

Franz Locher

Die SVP-Bauernvertreter wollen im Kampf gegen Wolf und Bär einen Zahn zulegen – und einen Sonderweg einschlagen. Die Details.

Von Matthias Kofler

Franz Locher beobachtet die Situation mit Besorgnis: „Die Fronten verhärten sich zusehends.“ Auf der einen Seite beanspruche der Mensch den Lebensraum Natur für sich und seine Nutztiere, auf der anderen Seite dränge das Großraubwild immer weiter genau in diesen Lebensraum vor.

Der Sarner SVP-Abgeordnete hat einen Beschlussantrag zum Großraubwild ausgearbeitet, unterstützt von seinen Kollegen Sepp Noggler, Harald Stauder und Waltraud Deeg, der im Landtag behandelt wurde. Laut Locher gibt es dringenden Handlungsbedarf. In diesem Sommer wurden bereits zahlreiche Wolfsrisse auf den Almen verzeichnet, während in der Nachbarprovinz Trient bedrohliche Begegnungen mit Bären zunehmen. Er liefert konkrete Zahlen: „2023 wurden in Südtirol 39 Wölfe genetisch erhoben, davon 30 aus der italienischen Wolfspopulation und neun aus Osteuropa. In Trient zählen wir bereits 200 Wölfe und 30 Wolfsrudel.“ Locher kritisiert die ineffektiven Schutzmaßnahmen: „Herdenschutzzäune sind keine langfristige Lösung. Sie bieten kurzfristig Sicherheit, während sich die Rudel weiter vermehren.“

Ein Vergleich mit Schweden, das seit 2010 eine regulierte Entnahme von Wölfen praktiziert, zeige, dass kontrollierte Entnahme sinnvoll sei: „Dort gibt es einen stabilen Bestand von etwa 300 Tieren“, so Locher.

Er sieht auch Licht am Horizont: „Auf europäischer Ebene gibt es eine Mehrheit, die für eine Absenkung des Schutzstatus von ‚streng geschützt‘ auf ‚geschützt‘ ist.“ Der Prozess bleibt jedoch komplex, da nach der Billigung im EU-Ministerrat auch die Berner Konvention zustimmen muss.

Mit dem Beschlussantrag, der mit breiter Mehrheit angenommen wurde, fordert der SVP-Bauer von der Landesregierung:

• Unterstützung für nationale und europäische Bemühungen zur Anpassung des Schutzstatus
• Prüfung eines Sonderwegs für eigenständige Entscheidungen im Wolfsmanagement
• Ausnutzung aller Möglichkeiten zur Erleichterung der Entnahme von Wölfen und Bären unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten
• Unterstützung der Berg- und Almwirtschaft durch angemessene Vergütungen für Schutzmaßnahmen und gerissene Nutztiere bis zur Senkung des Schutzstatus

„Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Herausforderungen des Großraubwilds nachhaltig zu bewältigen“, betont Locher.

Ein weiteres drängendes Thema ist für den Sarner die lange Wartezeit bei der Ausstellung von Waffenpässen, die zwischen sechs und neun Monaten beträgt. In einer Landtagsanfrage hat er nach den Ursachen geforscht. Zwar wurde ein zweiter Mitarbeiter zur Quästur abkommandiert, doch die prekären Personalsituationen haben das Problem nur unwesentlich verbessert. „Bei der hohen Anzahl an unbearbeiteten Anträgen wird es noch lange dauern, bis akzeptable Wartezeiten erreicht werden“, befürchtet Locher.

Die zuständige Landesrätin Ulli Mair konnte keine genauen Zahlen zur Ausstellung der Pässe nennen und verwies auf ein vertrauliches Schreiben des Quästors. Locher fordert daher eine Beschleunigung des Verfahrens: „Anträge dürfen nicht monatelang liegenbleiben, während die Quästur überlastet ist.“ Die Jägerschaft mit ihrem wichtigen Auftrag zur Hege und Pflege dürfe hier nicht im Stich gelassen werden, so der SVP-Bauernvertreter.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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