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Der (nicht) ausgestorbene Käfer

Alpenbock (Foto: Eurac)

Ein Forschungsteam von Eurac Research und der Provinz hat den Alpenbock (Rosalia alpina) in Südtirol gesichtet. Er galt seit fast hundert Jahren als ausgestorben.

An seiner blauen Grundfarbe mit den schwarzen Flecken und den langen Fühlern ist er leicht zu erkennen: Der Alpenbock zählt zu den größten und schönsten Käfern in den Alpen. In Südtirol galt er seit dem Jahr 1932 als ausgestorben, wurde nun aber wiederentdeckt. Seine Anwesenheit sagt viel über den Gesundheitszustand der Wälder aus: Seine Larven ernähren sich von verrottenden Bäumen, daher kommen sie in alten Wäldern vor, die alten Bäume als auch jüngeren Pflanzen Platz bieten. Aufgrund seiner wichtigen ökologischen Rolle ist der Alpenbock in Europa streng geschützt. 

Die Habitat-Richtlinie und das Netzwerk Natura 2000 verpflichten alle Mitgliedstaaten, bestimmte Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse streng zu schützen. Das Forschungsteam benötigte bereits für den bloßen Umgang mit den gefundenen Exemplaren, um sie zu fotografieren und zu klassifizieren, eine Sondergenehmigung. 

Die Sichtung des Käfers wurde schon vor einiger Zeit gemeldet, aber nie verifiziert. Nun hat ein Team von Eurac Research sein Vorkommen bestätigt: Bei einer gezielten Suche mit dem Experten Georg von Mörl wurde der Alpenbock im Mendelgebiet gefunden. Die Wiederentdeckung des Käfers bestätigt den hohen Schutzwert der Mendelwälder, insbesondere der alten Buchenwälder.

Osmoderma eremita (Foto: Eurac)

Im Rahmen des Projekts „SpeciesMonitoring“, das vom Amt für Natur der Autonomen Provinz Bozen finanziert und koordiniert wird, sind Expertinnen und Experten der Provinz und des Forschungszentrums Eurac Research regelmäßig unterwegs, um geschützte Arten zu beobachten. Die Ergebnisse fließen unter anderem auch in die Daten des Biodiversitätsmonitorings Südtirol ein, das seit fünf Jahren von Eurac Research in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Südtirol und verschiedenen Landesämtern durchgeführt wird. Zur Überraschung der Forschungsgruppe war der Alpenbock nicht allein, sondern es wurde eine kleine Population gefunden. Für den nächsten Sommer sind bereits weitere Erhebungen geplant. 

Im gleichen Zeitraum waren die Fachleute auf der Suche nach einem weiteren geschützten Totholzkäfer, des Eremiten oder Juchtenkäfers (Osmoderma eremita). Sie entdeckten ihn in der Nähe von Brixen in einem Kastanienhain. Diese Entdeckung unterstreicht die Bedeutung von extensiven landwirtschaftlichen Flächen (wie etwa Streuobstwiesen oder eben Kastanienhaine) für die Erhaltung der Biodiversität.

„Die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen zur Überwachung unseres Naturerbes ist von entscheidender Bedeutung, um die Natur vor dem Klimawandel und künftigen Herausforderungen zu schützen“, sagt Andreas Hilpold von Eurac Research, Koordinator des Biodiversitätsmonitorings Südtirol. „Die Rückkehr von Arten, die als ausgestorben galten, ist ein positiver Indikator, und wir hoffen, dass wir weiterhin solche Entdeckungen machen können.“

Das Forscherteam (Foto: Eurac)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • treter

    Hätte einen Tipp für das Team von Eurac Research: im Auwald in der Brixner Industriezone liegt sehr viel Totholz! Dort leben sicherlich auch viele Käfer. Vielleicht befinden sich darunter auch einige Arten die man schon für ausgestorben gehalten hat?!
    Nur müssten die Untersuchungen baldmöglichst starten weil ja bekanntlich die Firma PROGRESS dort unbedingt ein neues BETON-Gebäude für 3D-Drucker errichten will!

  • beigre

    Da suchen hoch interessierte und fachlich versierte Personen nach schon ausgestorben geglaubten Exemplaren äußerst interessanter und für die Biodiversität nur mehr seltenst vorkommender Käfer in nur mehr für die Existenz dieser Species sehr selten vorkommenenden Lebensräumen und gleichzeitig geht man her und lässt dann solche letzte Habitate in Industrieareale umwidmen, wie z. B. den letzten Auwaldrest in Brixen-Süd. Ein Widerspruch schlechthin! Vielmehr müssten diese Fachleute sich mit „Händen und Füßen“ auch für den Erhalt dieser Naturräume einsetzen und sie der Regenerierung zuzuführen, wo sie allzusehr von menschlicher Bedrängnis eingeengt werden, damit wieder mehr Möglichkeit zur Entwicklung und Entfaltung seltener Tier- und Pflanzenarten gegeben ist.

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