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„Schlag ins Gesicht“

Obwohl im Mai 2022 einstimmig vom Südtiroler Landtag beschlossen, wurde die Ombudsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch noch immer nicht eingerichtet.

Franz Ploner wird langsam ungeduldig: „Wenn wir als Gesellschaft nicht endlich ins Handeln kommen, ist das ein gesellschaftliches Versagen und ein Schlag in das Gesicht der vielen Menschen, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind“, sagt der Landtagsabgeordnete des Team K.

Um was geht es?

Die Schaffung einer Ombudsstelle für Fragen der sexualisierten Gewalt ist für den Mediziner und Politiker Ploner seit Jahren ein Steckenpferd.

Bereits im Mai 2022 hatte der Südtiroler Landtag einstimmig die Errichtung einer den Ombudsstellen vergleichbaren Stelle auf Landesebene beschlossen, die von einem Beauftragten oder einer Beauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs geleitet wird. Eine Arbeitsgruppe hatte in der Folge auf der Basis des genehmigten Beschlussantrages konkrete Vorschläge ausgearbeitet und verschiedenen Gremien des Landtages und der Landesregierung vorgestellt.

Vor eineinhalb Jahren wurden Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landtagspräsidentin Rita Mattei und Landesrätin Waltraud Deeg 1.364 Unterschriften, mit Unterstützung von 28 Organisationen, übergeben. „Die Botschaft damals war klar formuliert“, resümiert Franz Ploner, „aber geschehen ist nichts.“ Die durch den Beschlussantrag eingegangenen politischen Verpflichtungen seien nun endlich umzusetzen, fordert der Team K-Politiker.

In seinem Beschlussantrag, der an diesem Donnerstag im Südtiroler Landtag zur Abstimmung kommen könnte, fordert Franz Ploner erneut die die Einsetzung der bereits beschlossenen, unabhängigen Anlaufstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt und sexuellen Missbrauchs. „Diese Ombudsstelle soll die direkt und indirekt Betroffenen unterstützen, ihre traumatischen Geschichten im geschützten vertraulichen Rahmen zu teilen und aufzuarbeiten, und ihnen professionelle Hilfe zukommen lassen“, so Ploner.

Auch eine unabhängige Untersuchungskommission und ein Betroffenenrat sollten endlich institutionalisiert werden, fordert Franz Ploner. „Das Schweigen zum Thema ,Sexuelle und sexualisierte Gewalt‘ muss endlich auch in Südtirol gebrochen werden“. Die traumatisierten Opfer müssten in ihrem erfahrenen Leid gestärkt werden. Die Gesellschaft insgesamt müsse für dieses schwerwiegende Thema sensibilisiert werden, so der Arzt und Politiker.

Sexualisierte und sexuelle Gewalt, Femizide und sexueller Missbrauch von Minderjährigen und Schutzbedürftigen, auch älteren Personen, gebe es auch in Südtirol. „Angesichts der großen Komplexität, der hohen Sensibilität, der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung und der Vielschichtigkeit der Problematik muss der gesetzliche Rahmen geschaffen werden, um das Tabu zu brechen und Betroffene und deren Angehörige ernst zu nehmen“, erklärt Franz Ploner.

Die Diözese Bozen-Brixen habe im kirchlichen Kontext mit der Schaffung einer Ombudsstelle ihre Hausaufgaben bereits erledigt. „Die Politik war bisher untätig und offenbar unfähig dazu“, so der Team K-Politiker.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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