Ohne Bargeld
Sekundenschnelles, kontaktloses Bezahlen per Handy oder Uhr wird immer beliebter. Wie sicher diese Methode wirklich ist und worauf man bei der Anwendung besonders achten sollte.
von Samuel Fink
Man steht an der Supermarktkasse und blickt in die Tasche: kein Bargeld. Im schlimmsten Fall liegt die Brieftasche mitsamt Kreditkarte noch zuhause.
Früher hätte das für Panik gesorgt, doch heute bleibt man ganz entspannt. Immer mehr Menschen lassen ihre Geldbörsen beim wöchentlichen Einkauf absichtlich zu Hause. Denn warum umständlich Bargeld suchen, wenn das Bezahlen mit einem einfachen Klick per Handy oder Uhr möglich ist? Dabei öffnet man auf dem eigenen Smartphone oder der Smartwatch lediglich die gespeicherte Kreditkarte und hält das Display gegen das Lesegerät. Alles erledigt.
Das Bezahlen mit diesen sogenannten smarten Geräten gewinnt auch in Südtirol zunehmend an Beliebtheit. Man findet schlichtweg nur noch sehr wenige Jugendliche, die mit Bargeld bezahlen. Auch Alexander Fill, Präsident der IT- und Internetdienstleister im hds, kann dies bestätigen: „Aus Beobachtungen und auch aus eigener Erfahrung bezahlen wir alle nur noch mit smarten Geräten. Bargeld wird immer weiter verdrängt.“
Der Unterschied zwischen kontaktlosem Bezahlen und der traditionellen Kreditkartenzahlung liegt dabei in erster Linie im allgemeinen Sicherheitsaspekt, erklärt Fill: „Der Hauptunterschied zwischen smarten Geräten und der Karte beim kontaktlosen Bezahlen ist jener, dass die herkömmliche Karte bei Zahlungen bis zu 50 Euro nur sporadisch eine PIN-Abfrage durchführt. Bei smarten Geräten benötigt man immer eine Bestätigung, dass man gerade selbst das Gerät benutzt – wie etwa ein eingeschaltetes Display, PIN, Fingerabdruck, Face-ID oder ein Muster. Somit wird das Bezahlen mit smarten Geräten sicherer als mit der Kreditkarte.“
Smartphones & Co. verfügen laut IT-Experte über einen speziellen Chip, der den Vorgang verschlüsselt erfasst und bei der Zahlung nicht direkt die Kartennummer weitergibt. Darauf folgt bei den meisten auch vor Abschluss der Zahlung eine biometrische Authentifizierung, wie etwa der Fingerabdruck, damit die eigene Identität sichergestellt werden kann.
Smartphones und Smartwatches sind in dieser Hinsicht also von enormem Nutzen, können aber auch leicht verlegt, verloren oder auch gestohlen werden. So besteht jederzeit die Gefahr eines Diebstahls, besonders in unaufmerksamen Momenten in der Stadt oder auch im Urlaub. Wie muss bei einem Verlust oder Diebstahl der smarten Geräte, auf denen eine Kreditkarte gespeichert ist, reagiert werden?
Der IT-Experte klärt auf: „Wie bei herkömmlichen Karten muss es gemeldet werden und die Karten werden gesperrt. Die Karten, die mit dem Handy verbunden waren, sind nutzlos. Andere Zahlungsmethoden muss ich über den PC per Passwortwechsel sichern oder auch sperren und neu erstellen lassen. Zusätzlich kann ich das Handy über meinen Google-, Samsung- oder Apple-Account automatisiert löschen lassen, sofern es nochmals online kommt. Und natürlich sollte das Handy immer mit Face-ID oder Fingerabdruck gesperrt sein. Somit kann niemand mit einem fremden Gerät zahlen.“
Doch ist es möglich, dass Kriminelle mit speziellen Geräten Daten vom eigenen Handy oder der Uhr auslesen, während sie sich in der Nähe befinden? „In der Theorie ja. In der Praxis ist es aber von den herkömmlichen Karten leichter, da das Handy aktiv sein muss, und im besten Fall ist es sowieso noch biometrisch geschützt. Herkömmliche Karten haben keinen Schutz. In diesem Fall ist das NFC-Feld immer aktiv. Also falls ein Krimineller näher als etwa vier Zentimeter an unsere Karten kommt, kann er diese sehr leicht auslesen. Herkömmliche Karten sollten deshalb immer in einer Brieftasche mit NFC-Schutz oder in einer eigenen Hülle mit NFC-Schutz getragen werden – vor allem in Menschenmengen“, betont der Experte.
Neben der Gefahr des Diebstahls, herrschen bei der Handy-Kreditkartenfunktion bei vielen immer noch Datenschutzbedenken. Sind diese Bedenken berechtigt? „Es gibt immer Risiken. Während der Transaktionen bei smarten Geräten können nicht nur die Finanzinstitute mitlesen, sondern auch Google, Apple oder ähnliches. Ebenfalls kann es im programmierten System Fehler geben, die eventuell auch ausgenutzt werden könnten“, erklärt Fill. Es ist deshalb noch einmal wichtiger, das eigene Gerät mit Fingerabdruck abzusichern und es auf dem aktuellsten Stand der Software zu halten.
Sicher ist: In Zukunft wird sich das kontatklose Bezahlen unter dem Einfluss der Digitalisierung stetig weiterentwickeln. Davon ist auch Alexander Fill überzeugt: „Ich denke, die Zukunft bringt noch mehr Zahlungsmöglichkeiten über eine sogenannte Wallet. Aktuell wird die Bezahlung via smarte Geräte immer mehr zunehmen. Die meisten Zahlungen über smarte Geräte sind nur verknüpfte Kreditkarten.“
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Kommentare (2)
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andreas1234567
Hallo zum Mittag,
vor der Wiege bis zur Bahre, Bargeld ist das einzig Wahre.
Bei Einkehren hätte ich zudem ständig den Verdacht das aufgebuchte Trinkgeld für guten Service landet irgendwo beim Wirt. Und bleibt dort auch..
Und irgendwann werden die ganzen Kartenzahlungen doch einmal gesammelt und verhökert.
Ausserdem bin ich tatsächlich der Meinung nicht jedes Stück selbstgebackener Kuchen muss in einem registriertem Kassensystem aufscheinen, soll die Meloni und der LH doch selbst Kuchen backen wenn sie ihren Steuerhals nicht voll bekommen
Hab ausserdem das Gefühl gerade in höhergelegenen Einkrehren ist Bargeld (und dann möglichst in kleinen Einheiten) der bevorzugte Zahlungsweg weil es ständig Scherereien mit der Onlinsverbindung gibt und man manchen Gast ohne Bezahlung ziehen lassen muss.
Auf Wiedersehen mit einer Taxche voller Geld
netzexperte
Jaja… wird immer beliebter. Und teurer. Wenn alle wüßten, wie sich die Banken und Zahlungsprovider die Taschen damit voll machen (bis zu 4% an Kommissionen), würden wohl so einige darauf verzichten. Und wenn dann mal keine Verbindung steht oder ein Hackerangriff auf einen Knotenpunkt erfolgt, dann kannst nicht mal mehr ein Stück Brot kaufen…