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Perlen

 

Chris, einer der Proud Boys aus dem beeindruckenden „Homegrown“ (MO 14.10.)

Jahr für Jahr zeigt der Filmclub ein paar Filme der Settimana Internazionale della Critica und Jahr für Jahr wird diese Gelegenheit zu wenig beachtet. 

Von Renate Mumelter

Am kommenden Montag geht’s um 20.30 h los und dann vier Montage lang weiter. Zu sehen sind Filme von der Settimana Internazionale della Critica (SIC) in Venedig. Die SIC wird in enger Partnerschaft mit der Mostra del Cinema vom Sindacato Nazionale Critici Cinematografici Italiani (SNCCI) veranstaltet. Begründer war vor 40 Jahren Lino Micciché. 

Das SIC-Konzept

Bei der SIC werden Erstlingsfilme aus der ganzen Welt gezeigt. Kurzfilme sind auch dabei. 700 Einreichungen gibt es, 7 Filme werden ausgewählt. Die SIC machte bereits auf Autoren wie Olivier Assayas oder Mike Leigh aufmerksam. Dass eine Auswahl der Filme dann in Bozen vorbeikommt, ist ein Privileg und eine besondere Gelegenheit, denn trotz Qualität finden die Filme nicht immer den Weg auf den Kinomarkt. 

Diesmal ging es der Jury um die Frage, in welcher Welt, in welcher Zeit wir leben.

No Sleep Till

Im schwebend zauberhaften „No Sleep Till“ von Alexandra Simpson geht es um eine Welt im Wartestand. Die Menschen in Atlantic Beach warten auf eine angekündigte Katastrophe. Ein Hurrikan naht. Die einen fliehen, die anderen fahren ihm entgegen. Innerlich gehen alle in Standby. „Dieses Szenario der Verletzlichkeit, ist der Raum, in dem sich die Figuren bewegen. Es lädt dazu ein, sich mit der kollektiven Angst auseinanderzusetzen, die meine Generation quält“, sagt die Regisseurin. Töne begleiten die Handlung ständig, und irgendwann drängt sich die Frage auf, ob unsere Dauerbeschallung etwa nichts anderes ist als ein Versuch, Ängste zu bannen. Sehenswert.

Homegrown

von Michael Premo führt auch nach Amerika. Der Dokumentarfilm hatte sich 2020 aufgemacht, um  jene Menschen vorurteilslos anzusehen, die vor der US-Wahl zu Trump tendierten. Dass er filmend im Sturm aufs Capitol landen würde, hatte Premo nicht erwartet. 

„Homegrown“ geht mitten unter die „Proud Boys“, radikale Männer, die Trump an der Macht wollen. Chris ist einer der lauten Proud Boys. Er ist gerade dabei, ein Kinderbett zusammenzubauen und erzählt, dass er Angst davor hat, Vater zu werden. Als die demokratischen Regeln ein anderes Ergebnis bringen, versuchen die Proud Boys, die Demokratie auszuhebeln. Diese Demokratie ist Premos eigentliches Thema. Er sieht sie weltweit bedroht und will deshalb genauer hinsehen. 

Sein Film gibt ohne zu kommentieren Aufschluss über Dynamiken, die hinter Radikalisierung stehen. Sehenswert.

Anywhere Anytime

bedeutet für unsereins, dass wir alles immer und überall haben können. Für den Geflüchteten Issa bedeutet es, dass er uns für Geld Dinge nachtragen kann. Um beim Botendienst Anywhere Anytime zu arbeiten, leiht ihm ein Freund seinen Account. Das Fahrrad kauft er mit dem letzten Geld. Als ihm das Rad gestohlen wird, ist Issas Überleben gefährdet. Der Iraner Milad Tangshir erzählt im Heute, was im Neorealismo „Ladri di biciclette“ war. 

Tangshir war Teil der iranischen Rockgruppe „Ahoora“. Entsprechend anregend ist der Sound im Film. Sehenswert. 

Kurzfilme

Je einen Kurzfilm gibt es an den Abenden auch, und am 28. Oktober werden alle Kurzfilme der Settimana della Critica kompakt zu sehen sein.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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