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Der Energie-Frieden

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Zuerst Freunde, jetzt Feinde. Der Südtiroler Energieverband und Alperia wollen künftig enger zusammenarbeiten. Wie sich der SEV dem Energieriesen angenähert hat und was das für die Zukunft des Südtiroler Energiemarkts bedeutet.

von Markus Rufin

Jahrelang wurde der Südtiroler Energieverband von Rudi Rienzner als Geschäftsführer und Hanspeter Fuchs als Präsident geführt. Unter dieser Führung äußerte sich der SEV mehrmals öffentlich zu Energiethemen. Darunter waren auch kontroverse Aussendungen dabei. So kritisierte Rienzner mehrmals öffentlich Landeshauptmann Arno Kompatscher und er forderte mehrmals, den Schritt zu mehr Strom-Autonomie zu wagen.

Im vergangenen Frühjahr kam es aber zu einem richtigen Hammer. Der bisherige Präsident wurde in seinem Amt nicht bestätigt, stattdessen wurde Matthias Obrist gewählt. Zudem verabschiedete sich rund einen Monat später Rudi Rienzner in den Ruhestand.

Bereits damals waren die Motive klar. Einige Mitglieder des Verbandes waren mit der Linie der Führung nicht einverstanden. Sie riefen zu mehr Zusammenarbeit auf und krempelten daher den Verband um.

Mehr Zusammenarbeit soll es aber nicht nur mit der Landesregierung geben. Kürzlich stattete Obrist als neuer Präsident nämlich dem Generaldirektor der Alperia Luis Amort einen Antrittsbesuch ab.

Das ist auch deshalb besonders, weil sich der SEV in den letzten Jahren zu einer Art Gegenspieler für Alperia entwickelt hat. Seit 2020 verfügt der SEV mit Ötzi-Strom über ein eigenes Angebot, das natürlich in Konkurrenz mit den Angeboten von Alperia steht.

Beim Antrittsbesuch einigten sich Amort und Obrist aber auf „eine mögliche Kooperation im Stromhandel sowie für eine Zusammenarbeit in den Bereichen Marktregulierung, Energierecht und Stromverteilung“. Obrist erklärt, damit „Synergien nutzen“ und „in einen konstruktiven Dialog gemeinsame Lösungen“ finden zu wollen.

Doch wie kommt es überhaupt zu dieser plötzlichen Verbrüderung? Wie Amort erklärt, sei Alperia schon immer an einer Zusammenarbeit interessiert gewesen: „Aus unserer Sicht war der SEV nie ein Gegenstück. Wir sind beide Akteure im Energiebereich in einem kleinen Land. Wir waren immer der Meinung, dass man zusammenarbeiten und sich nicht spalten sollte. Damit müssen aber beide Seiten einverstanden sein.“

Im Klartext: Rienzner und Fuchs verwehrten sich gegen eine Zusammenarbeit mit Alperia. Amort berichtet, dass diese Ablehnung immer nur einseitig war, was auch daran erkennbar sei, dass der Energie-Riese selbst für eine Zeit lang Mitglied im SEV war.

„Als mich der neue Präsident Obrist um ein Gespräch gebeten hat, habe ich sofort zugesagt, denn wir sind beide in einer, energietechnisch gesehen, Mikrorealität tätig. Daher glaube ich, dass es gut ist, wenn wir zu gemeinsamen Themen, gemeinsam Stellung beziehen“, meint Amort. Gleichzeitig habe man aber noch unterschiedliche Aufgaben, die ihre Berechtigung haben. Dementsprechend bestehen beide Betriebe auch weiterhin in ihrer ursprünglichen Form.

Konkret soll vor allem auf eine gemeinsame Kommunikation nach außen hin bei wichtigen Themen wie neuen ARERA-Normen erfolgen. Prinzipiell arbeiten der SEV und Alperia aber in unterschiedlichen Feldern, sagt Amort. So kümmere sich Alperia um große Fernwärmewerke in Bozen und Meran, während der SEV für kleine Genossenschaften zuständig ist. Ähnlich sei es auch bei den Stromverteilern.

Amort sieht aber auch die Möglichkeit gemeinsam mit dem SEV konkrete Projekte umzusetzen. Im Bereich der Wasserableitung sei das zwar schwieriger, aber im Bereich der Fernwärme seien Kooperationen möglich, wenn es die gesetzlichen Normen erlauben.

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Kommentare (1)

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  • brutus

    Konkurrenz belebt den Markt, heißt es so schön!

    Die Zusammenarbeit bedeutet für den Verbraucher nichts Gutes!

    Alperis jammert, dass der Reingewinn um 25% gesunken ist, obwohl man nie soviel Strom produziert hat!
    …als man wegen der Trockenphase wenig Strom produzierte schrieb man Rekordgewinne!
    …hat man den Verbraucher damals abgezockt?
    …ein Unding, dass eine Gesellschaft die zu 100% in öffentlicher Hand (unsere Steuergelder) ist, überhaupt Gewinne machen darf, hier wäre eine Genossenschaft anzudenken, die darf keine Gewinne machen!

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