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Die Staatsverweigerinnen

Foto: SkyAlps/Zulupictures

Eine Bruneckerin und eine Gadertalerin hatten versucht, mit einem selbst erstellten Pass nach Ibiza zu fliegen und wurden angezeigt. Wie sich herausstellte sind sie Teil einer Sekte. Die Hintergründe.

von Markus Rufin

Krude Verschwörungstheorien gibt es zuhauf. Zu den wohl abstrusesten zählen aber die Staatsverweigerer, die behaupten, dass der Staat kein Existenzrecht für sie besitze. Dementsprechend müssen sie weder Steuern zahlen noch sich den Anordnungen irgendwelcher Behörden fügen oder einen Ausweis besitzen.

Dabei gibt es gleich mehrere Gruppen von Staatsverweigerern. In letzter Zeit macht in Italien vor allem die Sekte „Noi è Io sono“ oder auch „One People I am“ von sich reden. Auch diese Gruppe, die von sich selbst auf ihrer Webseite behauptet „gar nicht eine Sekte zu sein“, erkennt keinerlei staatliche Autorität an. Rund 10.000 Mitglieder zählt die Sekte laut eigenen Angaben in Italien und offensichtlich gibt es auch welche in Südtirol.

Am Flughafen in Bozen sorgten am Montag zwei Frauen, die nach Ibiza fliegen wollten, für Aufsehen. Eine der beiden Frauen legte dem Flughafenpersonal einen selbstgefertigten „Universal Pass“-Dokument vor. Natürlich reichte der Pass den Behörden nicht aus. Sie forderten die Aushändigung eines Ausweises.

Weil sich die beiden bereits vorbestraften Frauen – eine 51-Jährige aus dem Gadertal und eine 45-jährige Frau aus Bruneck – weigerten, ihre Ausweise vorzuzeigen, wurde ihnen der Zugang zum Flugzeug verwehrt. Außerdem stellte sich heraus, dass eine der Frauen etwa 20.000 Euro in bar bei sich trug, die sie ohne Meldung beim Zoll ins Ausland bringen wollte.

Da die Frau, die angab mittellos zu sein, keine plausible Erklärung für die Herkunft des Geldes geben konnte, wurde das Bargeld von der Polizei beschlagnahmt.

Laut Angaben der Quästur seien die beiden Damen bereits zuvor wegen Problemen mit Behörden und Ämtern aufgefallen. Daher auch die Vorstrafen. Doch was steckt hinter der Sekte, der die beiden Frauen angehören? Und: Wie verbreitet ist sie in Südtirol?

Auch wenn man nicht von einer starken Präsenz berichten könne, so erhält auch die Quästur immer wieder Benachrichtigungen über angebliche Sektenmitglieder, die sich mit den Ämtern und Behörden anlegen und diese nicht anerkennen.

In Italien ist die Sekte bereits seit längerem bekannt. Ihren Ursprung hat sie aber in der amerikanischen „One-People“-Sekte. Schenkt man den Erklärungen der Sekte glauben, so besitzt jeder Mensch einen „Strohmann“, der von den Eltern mit der Unterzeichnung der Geburtsurkunde geschaffen worden sei. Dieser diene dem Staat, der nichts anderes als ein Privatunternehmen sei.

Wie in anderen Sekten auch, gibt es unter den Mitgliedern einen starken Zusammenhalt. So gibt es regelmäßige Treffen unter den Mitgliedern – auch in Südtirol. Das letzte fand im August in einem Park in Auer statt.

Wie viele Mitglieder die Sekte in Südtirol zählt, könne die Quästur zwar nicht mitteilen, allerdings versichert sie, dass sie die Bewegung genau im Auge behält.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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