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„Wertvolle Auenwälder“

Riederau (Foto: Uni Bozen)

Wie gesund sind Südtirols Auenwälder? Ein Forschungsprojekt der unibz untersucht den  ökologischen Zustand und das Renaturierungspotenzial.

Die Renaturierung von Auenlandschaften in Südtirol bringt zahlreiche Vorteile mit sich – nicht nur aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive.

Das belegt die Studie einer Forschungsgruppe der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften um Prof. Stefan Zerbe.

Das Team liefert darüber hinaus eine Methode, den ökologischen Zustand und das Renaturierungspotenzial dieser Lebensräume einfach zu erheben.

Welchen Einfluss hat der Zustand von Südtirols Auenwäldern auf das Leben der Bevölkerung? Mehr als viele vermuten würden. Das zeigt eine Studie der Freien Universität Bozen, die von einer Forschungsgruppe von Prof. Stefan Zerbe an der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften in Kooperation mit dem Naturmuseum Bozen durchgeführt wurde.

Als Untersuchungsgebiet für die Pilotstudie hat das Team im Forschungsbereich Interdisziplinäre Landschaftsökologie und Ökosystemrenaturierung Grauerlen-Auenwälder im Pustertal, Passeiertal und in Pfitsch ausgewählt.

Diese Auenwälder zählen zu den interessantesten Flusslebensräumen der Provinz und stehen rechtlich bereits seit mehr als zwanzig Jahren auf Basis der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie unter besonderem Schutz der Europäischen Union.

Eine Verpflichtung, die mit der Verabschiedung des EU-Renaturierungsgesetzes noch weit konkreter wird: bis 2030 müssen die Mitgliedsstaaten bekanntlich dafür sorgen, dass mindestens 20 Prozent der Lebensräume, die derzeit in einem schlechten ökologischen Zustand sind, wiederhergestellt werden; bis 2050 soll mit 90 Prozent eine fast vollständige Renaturierung geschafft werden.

Ein Ziel, von dem auch Südtirols Auenwälder noch weit entfernt sind: Trotz der wissenschaftlich und rechtlich anerkannten Schutzwürdigkeit der artenreichen Flüsse und Überschwemmungsgebiete sind die entsprechenden Ökosysteme auch in Südtirol durch menschliche Eingriffe stark beeinträchtigt, unterstreicht Prof. Stefan Zerbe. „Wir haben in den Untersuchungsgebieten eine starke Fragmentierung der Auenwälder festgestellt, mit einem entsprechenden Verlust an Biodiversität entlang der Flussläufe. Zudem gibt es kaum Pufferzonen, die die wertvollen Auenwälder vor schädlichen Nutzungseinflüssen schützen.“

Grafau (Foto: Uni Bozen)

Wie die Studie aufzeigt, bringt eine Wiederherstellung eines naturnahen Flusslebensraums nicht nur Vorteile für die Biodiversität.

„Mit Renaturierungsmaßnahmen können die Hochwassergefahr verringert und der Wasserrückhalt gefördert werden.

Da Auenwälder Wasser aufnehmen und dann langsam wieder abgeben, können sie auch den in den Sommermonaten immer häufiger auftretenden Wassermangel abpuffern“, erklärt Prof. Zerbe. Langfristig würde dies auch der Landwirtschaft zugutekommen. Darüber hinaus hätte die Zunahme der biologischen Vielfalt positive Effekte auf eine Reihe weiterer Bereiche, vom Schutz der Wasserqualität über die Fischerei bis hin zum Tourismus.

Wie können Auenwälder erhalten werden?

Mit diesem Pilotprojekt hat das Forschungsteam eine Reihe an einfachen und kostengünstigen Maßnahmen erarbeitet, die es ermöglichen, die Auenwälder zu erhalten oder ihre Funktionsfähigkeit mit wenigen maßgeschneiderten Schritten wiederherzustellen. Dazu zählen die Wiederanpflanzung von Grauerlen, die Einrichtung von Schutzgebieten, aber vor allem die Schaffung von mehr Fläche für die Ausdehnung der Auenwälder und ihre Abgrenzung von menschlichen Tätigkeiten.

„Die Einrichtung einer Pufferzone zwischen Auenwäldern und Aktivitäten wie beispielsweise der intensiven Landwirtschaft ist besonders wichtig; ein sehr kritischer Aspekt in Südtirol, da die Preise für landwirtschaftliche Obstbauflächen in den Tallagen bis zu 600.000 Euro pro Hektar betragen“, sagt Prof. Stefan Zerbe. Damit sei der Kauf von Flächen durch Natur- und Landschaftsschutzverbände nahezu unmöglich geworden, so der Studienleiter.

Ein großer Vorteil der Studie ist laut Prof. Zerbe auch ihre Vielseitigkeit: Die verwendeten Parameter seien anpassbar und würden es daher ermöglichen, den Zustand anderer Auenwaldtypen schnell und einfach zu analysieren.

„Um einen Gesamtüberblick über die Situation in Südtirol zu erhalten, wäre es möglich, die Studie auf die gesamte Provinz und auf die verschiedenen Typen von Flussökosystemen auszuweiten.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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