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„Müssen realistisch bleiben“

Krankenhaus Bozen (Foto: Sabes)

Nach den jüngsten Vorfällen fordern Krankenhäuser mehr Sicherheitsmaßnahmen. Landesrat Hubert Messner erklärt, welche Schritte er nun setzen möchte und warum Metalldetektoren und eine erhöhte Polizeipräsenz nicht möglich sind.

Tageszeitung: Herr Messner, Sie waren heute (am Donnerstag, Anm. d. Red.) bei einer Aussprache im Regierungskommissariat, um über die Sicherheit in den Krankenhäusern zu sprechen. Muss die Sicherheit in den Spitälern überhaupt erhöht werden.

Hubert Messner: Dass Aggressionspotential ist insgesamt gewachsen und das besorgt mich. Ich stelle mir die Frage, wo wir uns als Gesellschaft hin entwickeln. Wir brauchen auf jeden Fall auch in den Krankenhäusern mehr Sicherheit.

Wie kann das Ihrer Ansicht nach gelingen?

Ich habe mir im Vorfeld Gedanken gemacht, wo wir verstärkte Sicherheit brauchen – sprich, welche Abteilungen besonders geschützt werden müssen. Dazu zählen sicherlich die Erste Hilfe, die Psychiatrie, der Dienst für Abhängigkeitserkrankungen und andere Abteilungen wie die Geriatrie. Möglichkeiten, die Sicherheit zu erhöhen gibt es viele. Wir könnten beispielsweise bauliche Maßnahmen ergreifen, beispielsweise in dem wir in diesen Abteilungen Türen verwenden, die nicht von außen geöffnet werden können oder Glas verwenden, das nicht eingeschlagen werden kann. Auch die Videoüberwachung ist ein Mittel. Das dient allerdings nicht zur Prävention.

Nach den jüngsten Vorfällen in den Krankenhäusern von Bozen und Brixen gibt es Forderungen nach Metalldetektoren in den Spitälern…

Diese Maßnahme ist absolut unrealistisch und absurd. Wir kennen ja die Situation bei Gericht oder bei Flughäfen. Man muss eine halbe Stunde früher da sein, wenn man einen Termin hat, da sich sehr schnell Schlangen bilden. Man mussschließlich Gürtel, Brieftasche, Schlüssel und vieles mehr vorher ablegen.

Von Ihrer Seite gibt es dafür also eine klare Absage?

Ja, das ist schlicht nicht durchführbar. Patienten würden ihre Visiten versäumen, Besucher müssten sich plötzlich viel mehr Zeit nehmen. Es ist schlicht nicht machbar.

Speziell die Krankenhäuser Bruneck und Brixen fordern eine ständige Polizeipräsenz. Ist dies möglich?

In Bozen und Meran haben wir bereits eine ständige Polizeipräsenz, in Brixen gibt es diese zumindest zeitweise. In anderen Spitälern verfügen wir über einen privaten Sicherheitsdienst, im Notfall kann außerdem ein Knopf betätigt werden, mit dem die Behörden sofort alarmiert werden. Ein Ausbau dieses Sicherheitsdienstes ist durchaus denkbar, die Erhöhung der Polizeipräsenz hingegen nicht. Ich möchte in den Krankenhäusern keine Militarisierung sehen. Wir müssen in der Debatte auch realistisch blieben. Wir können die Spitäler nicht komplett abschotten, sie müssen niederschwellig zugänglich sein. Sicher – wir können Stichprobenkontrollen mit dem Sicherheitspersonal am Eingangsbereich durchführen, ich habe aber die Sorge, dass wenn wir uns zu sehr abschotten, das Problem nur nach außen verlagern. Wir kennen das aus den Diskotheken. Innen ist es vielleicht sicher, aber draußen verhalten sich die Leute weiterhin aggressiv.

 Dennoch: Mitarbeiter berichten bereits seit Längerem über das gestiegene Aggressionspotential und wollen sich schützen. Braucht es nicht härtere Maßnahmen, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten?

Es ist mir durchaus wichtig, die Sicherheit der Mitarbeiter zu sichern, wir müssen aber verstehen, das Problem gesellschaftlich anzugehen. Es gibt bereits eine Arbeitsgruppe im Sanitätsbetrieb, die sich mit der Sicherheit beschäftigt. Da geht es aber in erster Linie um Deeskalation. Um das Problem der Sicherheit in den Spitälern langfristig zu lösen, müssen wir eine gesellschaftspolitische Diskussion führen. Dazu braucht es Vertrauen in die Mitarbeiter in den Krankenhäusern.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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