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„Hänge nicht am Gängelband“

Andreas Berger (Foto: FB/Gemeinde Bozen)

Andreas Berger ist der neue Stadtobmann der SVP in Bozen. Er wehrt sich dagegen, „nur“ als Bauer gesehen zu werden. Er ist ein Fan des Quästors – und hat in Sachen Goethe-Schule eine klare Position.

TAGESZEITUNG: Herr Berger, Sie sind der neue Stadtobmann der SVP in Bozen. Haben sich die Bauern jetzt auch noch die Stadt Bozen unter den Nagel gerissen? 

Andreas Berger: Nein, ich komme zwar aus der Landwirtschaft, bin aber durchaus in der Lage, alle Interessen zu vertreten. In meinem Stadtviertel Haslach bin ich übrigens der einzige Bauer, und im Haslacher Ortsausschuß der SVP wird nicht über landwirtschaftliche Themen diskutiert, sondern über Altersheim, Schule, Kindergarten, Wohnbau, Sozialsprengel, Verkehr, Fernwärmenetz usw. Im übrigen bin seit jeher an sozialen Themen sehr interessiert.

Im Vorfeld Ihrer Wahl gab es interne Reibereien und Manöver. Zuerst sollte Markus Mattivi Stadtobmann werden. Dann lancierte die Ortsgruppe Gries Heinrich Corradini, der warf am Tag vor der Wahl das Handtuch. Wie viel Porzellan ist in der Vorwahlphase zerschlagen worden?

Es gab zwei Kandidaten, die das Amt sehr gut hätten ausfüllen können. Diese Pattsituation hätte aber zu Konflikten führen können, und das wollte man gerade in Vorwahlzeiten nicht riskieren. Ich wurde gefragt, ob ich als Kompromisskandidat zur Verfügung stünde, und habe nach kurzer Bedenkzeit zugesagt. Daraufhin haben Markus Mattivi und Heinrich Corradini auf eine Kandidatur verzichtet, und ich wurde einstimmig gewählt. Ich bin überzeugt, dass dadurch nicht zuviel Porzellan zerschlagen worden ist.

Sind Sie ein Stadtobmann, der am Gängelband von Landesrat Luis Walcher oder an jenem von Dieter Steger hängt?

Luis Walcher und Dieter Steger sind kompetente und erfolgreiche Politiker, zu beiden habe ich ein gutes Verhältnis. Ich denke, das ist gut und wichtig, denn für die Vertretung der Bozner Anliegen kann es nur vorteilhaft sein, wenn Bezirksobmann und Parteiobmann Bozner sind und zu ihnen ein guter Draht besteht. 

Am Gängelband hänge ich deswegen aber nicht, denn wer mich kennt weiß, dass ich ausgleichend bin und gut auf Menschen zugehen kann. Gleichzeitig bin aber auch ein freiheitsliebender und unabhängiger Mensch, der seine Meinung auch vertrittt. Das werde ich weiterhin tun.

Als Stadtobmann haben Sie eine große Aufgabe: Sie müssen die Gemeindewahlen in Bozen managen, die im Mai 2025 stattfinden. Wer wird Spitzenkandidat? Ist Stephan Konder gesetzt?

Das werden die Parteigremien in den nächsten Wochen entscheiden.

So wie es aussieht, kann Renzo Caramaschi wohl doch für eine dritte Periode kandidieren. Wird die SVP Caramaschi unterstützen?

Erst Laufe des Herbstes wird geklärt werden, ob Bürgermeister Caramaschi noch einmal antreten kann und will. Alles andere wird sich zeigen.

Ein großes Bozner Thema ist der Fall Goethe-Schule? Auf welcher Seite stehen Sie in diesem brisanten Fall?

Der Koordinierungsausschuß der Volkspartei und ich unterstützen die Initiative der Direktorin der Goetheschule ausdrücklich. Die Direktorin hat eine sinnvolle und mutige Entscheidung getroffen. Dafür danke ich ihr. Wir stehen der Einführung von Sprachförderklassen positiv gegenüber. Ein weiter so ist nicht akzeptabel.

Eine Arbeitsgruppe der Bozner Ortsausschüsse Zwölfmalgreien, Bozen Zentrum und Bozen Dorf hat ein Positionspapier zum Thema deutsche Schule in Bozen ausgearbeitet und dieses am Donnerstag der Arbeitsgruppe der Landes SVP vorgestellt, welche unter der Leitung des Parteisekretärs Harald Stauder erstmalig zusammengetreten ist. Die Stadt Bozen war durch Schulstadträtin Johanna Ramoser vertreten.

Wie viel Autonomie hat die Bozner Stadtpartei innerhalb der Mutterpartei?

Ich bin erst vor fünf Tagen gewählt worden, gehe aber davon aus, dass diese Autonomie groß ist.

Auch die Sicherheit ist ein brennendes Thema. Was wollen Sie tun, um Bozen für die BürgerInnen sicher bzw. sicherer zu machen?

Das Thema Sicherheit wird auch im Wahlkampf ein Thema sein. Seit dem Amtsantritt des Quästors Paolo Sartori greifen die Behörden härter durch, Sartori schöpft seine Kompetenzen aus, und das ist gut so. Auch die Stadtpolizei Bozen ist unter dem Kommando von Fabrizio Piras deutlich stärker im Bereich Sicherheit engagiert. Aber nach wie vor gibt es natürlich Areale in der Stadt, wo die Sicherheit zu wünschen übrig lässt. Die Vorschläge unserer Partei werden ins Wahlprogramm einfließen, das in den kommenden Wochen und Monaten erstellt wird.

Interview: Artur Oberhofer

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