Die Resistenten
Trotz ihrer unbestrittenen Vorteile machen PIWI-Rebsorten bislang nur einen kleinen Teil der gesamten Rebflächen aus und sind PIWI-Weine international noch wenig bekannt.
Traditionelle europäische Rebsorten weisen gegenüber dem Echten Mehltau und dem Falschen Mehltau keine Resistenz auf. Es sind dies zwei aus Nordamerika eingeschleppte, durch Pilze hervorgerufene Pflanzenerkrankungen. Im Weinbau werden folglich Fungizide ausgebracht, chemische oder biologische Wirkstoffe, welche Pilze und Pilzsporen abtöten oder deren Wachstum verhindern.
„PIWI-Rebsorten sind Kreuzungen von europäischen Rebsorten mit resistenten amerikanischen und asiatischen Wildreben. Die Abkürzung PIWI steht dabei für pilzwiderstandsfähige Reben“, erläutert Silke Raffeiner, die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol.
PIWI-Reben haben eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber den beiden Mehltaupilzen.
Zu ihren Abwehrstrategien zählen eine dicke Wachsschicht außen sowie viel Silizium in der Zellhaut. Feuchtigkeit und die Sporen der Mehltaupilze können daher nur schwer in die Pflanze eindringen, und wenn doch, kann die Pflanze den Pilz abkapseln. Nicht zuletzt produzieren die Zellen natürliche Abwehrstoffe, darunter Resveratrol und Quercetin, welche über den Pflanzensaft in alle Teile der Rebe gelangen.
Durch den Anbau von PIWI-Rebsorten lässt sich der Einsatz von Fungiziden um rund 80 Prozent verringern. Gegenüber den traditionellen Rebsorten werden so sowohl bei der Herstellung der Fungizide als auch bei der Ausbringung der Mittel im Weinberg Ressourcen, Energie, CO2 und Kosten gespart. Boden und Nützlinge im Weinberg sowie generell die Umwelt werden geschont.
Trotz ihrer unbestrittenen Vorteile machen PIWI-Rebsorten bislang nur einen kleinen Teil der gesamten Rebflächen aus und sind PIWI-Weine international noch wenig bekannt. Um den Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten und PIWI-Weine zu fördern, wurde 1999 die internationale Arbeitsgemeinschaft PIWI International, mit heute rund 1.000 Mitgliedern, gegründet. PIWI Südtirol ist als Regionalgruppe aktiv, PIWI Italia als nationale Gruppe gibt es seit Dezember 2023.
Heute sind zahlreiche PIWI-Rebsorten verfügbar.
In der Züchtung ist Deutschland führend.
Das italienische Nationalregister umfasst 37 PIWI-Sorten für die Produktion von Wein. Bedeutende Sorten für Weißweine sind Bronner, Cabernet Blanc, Donauriesling, Johanniter, Muscaris, Solaris, Sauvignac und Souvignier Gris, für Rotweine Baron, Cabernet Carbon, Cabernet Cortis, Gamaret, Prior, Reberger und Regent. In der Züchtung unterscheidet man vier Generationen.
Frühere Kreuzungen hatten zwar ausgezeichnete Resistenzeigenschaften, die Weine konnten aber nicht immer im Aroma überzeugen. Daher lag ab der zweiten Generation ein Schwerpunkt auf Rückkreuzungen mit europäischen Sorten, um einwandfreie sensorische Eigenschaften zu erzielen.
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