Du befindest dich hier: Home » Südtirol » „Ich bin sprachlos“

„Ich bin sprachlos“

Alex Ploner (Foto: Team K)

Alex Ploner (Team K) ist entsetzt, weil in Südtirol 60 Prozent des Lehrkörpers aus SupplentInnen bestehe – und ein Großteil davon keinen Studientitel habe.

Alex Ploner wollte mit einer Anfrage wissen, wie viele Supplentinnen und Supplenten an den Schulen tätig sind und über welche Ausbildungen diese verfügen.

Die Antworten bzw. Zahlen, die ihm geschickt wurden, hätten ihn sprachlos gemacht, schreibt der Team-K-Politiker in einer Aussendung.

Das Problem beginne schon damit, dass der verantwortliche Landesrat Achammer nur zwei Jahre alte Zahlen liefern kann, weil es für das laufenden Schuljahr keine aktuellen Zahlen gibt und jene aus dem letzten Schuljahr 23/24 noch ausgewertet werden müssen.

„Big Data und Digitalisierung lassen grüßen“, schreibt Ploner und gibt zu bedenken: „Wie kann man einen so großen Bildungsbetrieb  führen und lenken, wenn man nicht einmal weiß, wer aktuell wann und wo arbeitet?“

Fakt sei, dass vor zwei Jahren über 3000 Lehrpersonen an den deutschen Schulen mit einem befristeten Arbeitsvertrag unterrichtet haben.

Hinzu kommen knapp 1000 in der italienischen und knapp 200 in der ladinischen Schule.

Dann, so Ploner folgten die „wirklich schockierenden Fakten“: Über die Hälfte dieser Supplentinnen und Supplenten verfügten über keinen gültigen Studientitel bzw. eine Lehrbefähigung. „Wir würden uns nie einem Busfahrer ohne Führerschein, einer Ärztin ohne Studienabschluss oder einem Piloten ohne Fluglizenz anvertrauen, aber wir schicken täglich unsere Kinder in Schulen, die offensichtlich immer weniger kompetentes Personal zur Verfügung haben” fasst Ploner die Antworten auf seine Anfrage zusammen..

In der Antwort auf die Landtagsanfrage wird auch darauf verwiesen, dass es zu Beginn des Schuljahres sogenannte „Neulehrer:innenseminare” gibt, in denen Lehrkräfte mit den Grundlagen für guten Unterricht in einer inklusiven Schule vertraut gemacht werden. Diese Seminare finden an insgesamt 6 Tagen statt. Heißt konkret, dass einem mehrjährigen Studium samt Lehrbefähigung ein 6 Tageskurs für Supplentinnen und Supplenten gegenüber steht. „Wenig beruhigend für Eltern, die sich für ihre Kinder top ausgebildete Lehrkräfte erwarten und erwarten dürfen“, findet Alex Ploner.

In seiner Aussendung schreibt er außerdem:

„Der Fachkräftemangel wird mir auch aus der Berufsbildung rückgemeldet. Wie es dort derzeit um die Lehrkräfte konkret steht, konnte der Landesrat nicht beantworten, weil jetzt Mitte September noch keine aktuellen Zahlen vorliegen. Aber allein das angeführte Beispiel der Landesberufsschule für das Kunsthandwerk in Gröden lässt Schlimmes befürchten. Diese Schule verfügt über ein Stellenkontingent von 7,11 Stellen und es unterrichten 7 Lehrpersonen ohne entsprechenden Studien- bzw. Ausbildungstitel. Dies in den Fächern Sport, Ladinisch, Fassmalerei, Italienisch, Mathematik und Betriebswirtschaft, sowie im Modellieren und sage und schreibe Schnitzen – wohlgemerkt an der Fachschule für Kunsthandwerk in Gröden. Der Lehrerberuf gehört schnellstens aufgewertet, das System in der Stellenwahl und Stellenbesetzung überdacht und es braucht Leute in Führungspositionen, die motivieren und begeistern können und nicht den Angestellten mit Disziplinarmaßnahmen und Inspektionen das Leben unnötig schwer machen.” 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • kallinski

    Soll Ploner selbst unterrichten gehen dann haben wir einen Lehrer mehr und einen unnützen Pilitiker weniger.

    • hermannh

      Ist der Ploner mal wieder im Lande?

      Gibt es im Team Kaputt irgendjemand, der sich im Schulbereich auskennt?

      Das Lehrpersonal wählt hauptsächlich grün, die Kölle Jünger stehen hingegen für alte frustrierte Rentner

  • sellwoll

    Ob ein Studium wirklich notwendig ist um Kinder in der Grund- und Mittelschule zu unterrichten … also ich weiß nicht.

  • svea

    Das Tragische an der ganzen Sache ist, dass es kaum Bemühungen gibt, um am status quo etwas zu ändern. Seit Jahren wird, auf den sich abzeichnenden Lehrermangel hingewiesen und auch darauf, wo die Stellschrauben wären, um motivierte Junglehrer*innen zu halten, trotzdem wird nicht wirklich etwas unternommen. In jungen Jahren entscheiden sich Menschen relativ schnell, dorthin zu gehen, wo sie bessere Bedingungen vorfinden und für jene, mit einem abgeschlossenen Studium, sind sie im Ausland besser.
    Für Supplenten wiederum sind die Bedingungen in Südtirol nicht so schlecht, weil sie besoldungsmäßig und auch sozialrechtlich, den Lehrerpersonen mit gültigem Studientitel, gleichgestellt sind. Jene Supplenten, die ihre Arbeit sehr gut machen, verdienen sich auch diese Behandlung, trotzdem wird dadurch der Anreiz, z.B. das Studium zu beenden immer geringer und genau dort liegt das Problem.
    Solange nur wenige Supplenten benötigt werden, können sich die Direktoren jene aussuchen, die sich wirklich bemühen ihre Arbeit gut zu machen. Sobald man, um einen regulären Dienst zu gewährleisten, immer mehr Supplenten benötigt, bekommen selbst jene einen Job, die alles nur halbherzig machen, das Studium, die Arbeit usw..
    Für Vorgesetzte, die mit Kritik grundsätzlich nicht umgehen können, ist das Arbeiten mit Supplenten angenehmer, da diese direkt von ihnen abhängig sind und, aufgrund mangelnder Ausbildung, lassen sich ihre Einwände mit diesem Hinweis vom Tisch wischen. Wenn erfahrene Lehrpersonen sich zu Wort melden oder berechtigte Kritik äußern, dann sind die Vorgesetzten gefordert darauf zu reagieren; leider gibt es einige, die darauf mit der Androhung von Disziplinarmaßnahmen reagieren, anstatt für die Probleme Lösungen zu suchen.
    Ob unsere Kinder und Jugendliche von kompetenten Lehrpersonen unterrichtet und beim Erwachsenwerden begleitet werden, hängt von vielen Faktoren ab, einige jedoch können von der Politik und der Gesellschaft gelenkt werden, je nachdem ob man Bildung und Ausbildung für sehr wichtig oder weniger wichtig hält.

  • summer1

    Wenn der Ploner sprachlos ist, dann dollte er in die Ausländer- oder Sonderklasse!

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen