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Ans Kreuz mit Sigrun

Roland Lang

Der Fall Goethe-Schule wird immer mehr zum Politikum – und zum gefundenen Fressen für die deutsche Rechte. Auch der Heimatbund stärkt der Direktorin den Rücken.

Eigentlich müsste die Direktorin der Goethe-Schule (die auch für die Medienkompetenz ihrer Schüler verantwortlich ist)  jetzt aufstehen und sagen:

Schluss! Hört endlich auf! Euch geht es nicht um die Sache.

Der Fall Goethe-Schule wird von einer Zeitung und von der deutschen Rechten dermaßen hochgeschaukelt, dass eine konstruktive Diskussion (zum Wohl der Kinder) leider nicht mehr möglich ist.

Und die Frage drängt sich auf:

Geht es den Leuten, die die Direktorin der Goethe-Schule als neue Katharina Lanz verklären, um die Sache – oder tragen sie einen politischen Fight auf dem Rücken der Kinder und der Schülereltern aus?

Die Diskussion ist inzwischen (auch durch den Kampagnen-Journalismus einer Zeitung, die sich eine Partei hält, und durch eine Opposition, die sich nicht traut, Farbe zu bekennen) so emotionsgeladen, dass die Landesschuldirektorin wie der Kippenberger-Frosch ans Kreuz genagelt werden muss, bevor man wieder zur Sachlichkeit zurückkehrt.

Wem ist damit geholfen?

Der Chronik halber:

Nach den Schützen, der STF und den Freiheitlichen schaltet sich jetzt auch der Südtiroler Heimatbund in die Diskussion ein.

In einer Aussendung des SHB von Roland Lang heißt es:

Der Südtiroler Heimatbund versteht die Aufregung über die Einführung einer Sprach-Förderklasse in der Bozner Goethe-Schule nicht. Anscheinend hat es damit eine mutige Direktorin aber fertiggebracht, das seit Jahren schlafende Schulamt und auch Bildungsrat Achammer auf das Problem der deutschen Schulen in den Ballungszentren aufmerksam zu machen.

Es sei hier an die Wichtigkeit der Schule in der Minderheitssprache erinnert. Dem großen Einsatz des ersten deutschen Schulamtsleiter Josef Ferrari ist es zu verdanken, dass im Herbst 1945 rund 1100 deutsche Volkschulen ihre Tore öffneten. Große Verdienste beim Wiederaufbau verdienten sich in dieser Zeit die beiden Schulinspektoren Luise Waldner und Heinz Deluggi. Sie und die führenden Politiker waren von der Wichtigkeit des deutschen Schulwesens für den Erhalt einer Sprachminderheit überzeugt.

Natürlich haben sich die Zeiten geändert.

Aber die Einwanderung aus allen Teilen der Welt darf nicht auf Kosten des Unterrichts in der Muttersprache gehen. Selbstverständlich haben auch Kinder mit Migrationshintergrund das Recht auf eine gute Schulausbildung. Aber ohne Grundkenntnisse der Sprache können sie dem Unterricht nicht folgen und müssen zuerst die Landessprache lernen.

Sigrun Falkensteiner (Foto: lpa)

Damit grenzt man keineswegs diese Kinder aus, sondern ermöglicht ihnen, ausgestattet mit Deutschkenntnissen, sich danach mit ganzer Kraft auf den Lernstoff zu konzentrieren und mit Interesse dem Unterricht zu folgen!

Die Direktorin der Goethe Schule in Bozen hat dafür eine Förderklasse eingerichtet. Sie hat damit den Kindern mit Migrationshintergrund bzw. italienischen Eltern die Möglichkeit geschaffen, zuerst die Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu lernen. Danach hätten sie mit den anderen Schülern zusammen am Unterricht teilnehmen sollen.

Das sogenannte ,deutsche Schulamt‘ reagierte wie eine Schar aufgescheuchter Hornissen. Besonders die Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner untersagte den mutigen Vorschlag der Volksschuldirektorin, unterstützt natürlich von ihrem Vorgesetzten Bildungsdirektor Gustav Tschenett. Anscheinend kommt es sogar zu einem Disziplinarverfahren.

Die Direktorin der Goethe-Schule Christina Holzer hat viel Solidarität für ihren Vorschlag erhalten. Auch der Südtiroler Heimatbund schließt sich dieser Unterstützung an.

Mit Bitternis nehmen wir zur Kenntnis, das es anscheinend Beamte und Landesräte gibt, denen der Wert der Schule in der Muttersprache nicht bewusst ist und sich verbarrikadiert hinter Paragrafen und Wortspielen wie Ausgrenzung usw. nicht der Realität in den Schulen bewusst sind.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (11)

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  • bernstein

    Wer trägt einen politischen Kampf auf dem Rücken der Kinder und Schülereltern aus?
    Alle Beteiligten. Es sind da Dolomiten, FF, Neue Südtiroler Tageszeitung, Bildungsassessorat, Landesschuldirektorin. Anstatt das Übel an der Wurzel zu packen, so wie es Frau Direktorin Holzer zumindest versucht hat, wird diffamiert. Natürlich sind wie üblich die Rechten (?) schuld, denn die Mittigen äußern sich nicht und die Linken haben das warme und kalte Wasser erfunden.
    Die Bezeichnung Kampagnen-Journalismus (mit oder ohne eigene Partei) gebe ich mit einem Lächeln an die anderen deutschsprachigen Südtiroler Medien weiter. Es kommt dann noch etwas dazu, das nennt sich Erziehungs-Journalismus. Man weiß alles besser und vergisst dabei zur Sachlichkeit zurückzukehren. Frau Falkensteiner fühlt sich also genötigt ein Disziplinarverfahren einzuleiten. Dabei hätte sie genug damit zu tun den festgefahrenen Karren aus dem Dreck zu ziehen.

  • opa1950

    Alles Schuld unserer Politik , welche sich bis jetzt um das Schulwesen kaum oder gar nicht gekümmert hat. Aber was soll man von einem Bildungslandesrat schon erwarten der selbst sein Studium vorzeitig abgebrochen hat oder abbrechen mußte.

  • meraner

    Die Tageszeitung könnte ja ganz einfach aufhören, dann müsste sie nicht warten bis die Direktorin dazu aufruft. denn wenn das Thema jemand hochspielt ist es wohl dieses Medium. es wird sonst nirgends so viel darüber berichtet. Also nicht der Direktorin raten was sie zu tun hätte, sondern einfach aufhören.

  • dn

    Nicht Fr. Falkensteiner ist das Problem, sondern unsere Politiker, die solche Themen verschlafen.

  • rolandlang

    Wo habe ich in meiner Aussendung „Ans Kreuz mit Sigrun“ geschrieben?

    Geehrte Tageszeitung, echter Journalismus sieht anders aus.

    Auch Überschriften verfälschen gewollt oder ungewollt Presseaussendungen!

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