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Südtirols Motorsport-Hoffnung

Der erst 12-jährige Julian Frasnelli aus Wiesen hat in der prestigeträchtigen Go-Kart-Meisterschaft „MINI Gr.3“ den Meistertitel geholt. Nach dem dramatischen Finale steht er nun ganz oben auf dem Podium. Für Julian und seine Familie ist das der Lohn harter Arbeit und ein möglicher Startschuss für eine vielversprechende Motorsport-Karriere.

von Roman Gasser

Südtirol hat sich lange Zeit in der Welt des Motorsports in Geduld üben müssen. Günther Steiner, ehemaliger Teamchef von Haas in der Formel 1, war für Jahre das bekannteste Gesicht der Südtiroler Motorsportszene. Doch nun tritt ein junger Fahrer ins Rampenlicht, der die Herzen der Motorsportfans schneller schlagen lässt, und zwar der erst 12-jährige Julian Frasnelli aus Wiesen. In der heiß umkämpften Go-Kart-Meisterschaft „MINI Gr.3“ in Italien hat der junge Südtiroler den Meistertitel errungen und damit ein neues Kapitel in der Geschichte des Südtiroler Motorsports aufgeschlagen. In einem dramatischen Finale, das an Spannung kaum zu überbieten war, setzte sich Frasnelli gegen ein starkes Fahrerfeld durch. Die „MINI Gr.3“ ist eine der anspruchsvollsten Kategorien für junge Nachwuchsfahrer. Die Besten aus aller Welt treten gegeneinander an, um ihr Talent unter Beweis zu stellen. Doch trotz der starken nationalen und internationalen Konkurrenz zeigte Julian Nervenstärke und meisterte die Herausforderung mit Bravour.

Der Start ins entscheidende Rennen in Lonato del Garda verlief alles andere als optimal. Nach einem schwierigen Start fiel Frasnelli von Platz zwei auf Platz sechs zurück, und es schien, als ob der Traum vom Meistertitel in weite Ferne rücken würde. „Das war der Moment, in dem wir alle den Atem anhielten“, erinnert sich sein Vater Martin Frasnelli, der als Chef der Go-Kart-Bahn in Pfatten selbst tief im Rennsport verwurzelt ist. Doch Julian gab nicht auf. Mit einem eisernen Willen kämpfte er sich Runde für Runde nach vorne. Jede Kurve, jedes Überholmanöver war perfekt getimt, bis er schließlich auf das Spitzenduo auflief. In der letzten Runde setzte Frasnelli alles auf eine Karte. In einem riskanten, aber meisterhaften Überholmanöver ließ er das führende Duo hinter sich und überquerte als Erster die Ziellinie. Der Jubel bei seinem Team und Familie war groß – Julian hatte es geschafft.

Mit diesem Sieg sicherte er sich nicht nur den ersten Platz im Rennen, sondern auch den Meistertitel in der „MINI Gr.3“. Es war der krönende Abschluss einer herausragenden Saison, die Julian nun als Champion beendete.

„Dieses Wochenende war das bisherige Highlight seiner Karriere“, sagt der Vater stolz. „Julian hat das Unmögliche möglich gemacht.“ Dabei sah es zu Beginn des Wochenendes gar nicht danach aus. Vor dem Finale hatte Julian lediglich 20 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten, und die Konkurrenz schlief nicht. „Das Finale war besonders hart, weil doppelt so viele Punkte wie bei den vorherigen Rennen vergeben wurden“, erklärt Martin. „Ein einziger Fehler hätte alles zerstören können.“ Trotz des enormen Drucks und körperlicher Erschöpfung – Julian fühlte sich vor dem ersten Finalrennen gesundheitlich nicht auf der Höhe – gelang es dem jungen Fahrer, einen kühlen Kopf zu bewahren. „Es war unglaublich, ihn dabei zu beobachten, wie er sich durchgesetzt hat“, so sein Vater. „Nach dem schwachen Start war er zunächst weit zurückgefallen, aber er hat nie aufgegeben.“

„Dieser Titelgewinn war nur der Anfang – und Julian hat schon jetzt gezeigt, dass er das Potenzial hat, noch viel Größeres zu erreichen.“
Martin Frasnelli

Nicht nur in Rennen 1 zeigte Julian eine grandiose Leistung, auch im zweiten Lauf, bei dem er aufgrund der gestürzten Startreihenfolge von Platz acht ins Rennen ging, fuhr er erneut aufs Podium. Mit Platz drei rundete er ein perfektes Rennwochenende ab und demonstrierte einmal mehr seine Konstanz und Ausdauer. Seine Konkurrenz, darunter der indische Fahrer Oliveri Sini und der Ukrainer Oleksandr Legenkyi, konnte ihm trotz starker Leistung nicht das Wasser reichen.

Die „MINI Gr.3“-Klasse ist nicht nur eine Plattform für junge Motorsporttalente, sondern auch eine erste Bewährungsprobe für diejenigen, die es einmal ganz nach oben in den Formelsport schaffen wollen. „Das Niveau ist unglaublich hoch“, erklärt Martin Frasnelli. „Im Qualifying liegen die Fahrer oft nur wenige Tausendstelsekunden auseinander, da muss wirklich jede Bewegung im Kart perfekt sitzen.“

Was Julians Erfolg besonders bemerkenswert macht, ist nicht nur sein fahrerisches Können, sondern auch die Hingabe, die hinter seinem Erfolg steckt. Julian trainiert hart – sowohl auf der Rennstrecke als auch abseits davon. Mehrmals pro Woche steht er auf der Go-Kart-Bahn, hinzu kommen intensive Fitnesseinheiten und Trockentraining, unterstützt von einem Personaltrainer. „Julian ist ein harter Arbeiter“, sagt sein Vater. „Er weiß genau, dass Talent allein nicht reicht.“

Und die harte Arbeit zahlt sich aus. Mit dem Titelgewinn in der „MINI Gr.3“ hat Julian Frasnelli bewiesen, dass er nicht nur eines der größten Motorsporttalente Südtirols ist, sondern auch das Zeug dazu hat, auf nationaler/internationaler Ebene mitzuhalten. In der nächsten Saison wird er in die OK-Junior-Kategorie aufsteigen, wo auch eine Europameisterschaft ausgetragen wird. „Es ist der nächste große Schritt“, erklärt Martin. „Die Konkurrenz wird noch härter, aber Julian ist bereit.“

Doch der Weg an die Spitze des Motorsports ist nicht nur eine Frage von Talent und Fleiß – auch die finanzielle Unterstützung ist sehr wichtig. „Ohne Sponsoren und Förderer ist der Sprung in höhere Klassen fast unmöglich“, sagt Martin. „Selbst wenn du das Talent eines Julian hast, brauchst du das nötige Geld, um in den Formelsport (Formel 4, 3, 2/Unterhaus der Formel 1) zu gelangen.“ Der Traum von der Formel 1 ist also noch sehr weit entfernt, doch Julian hat bereits die ersten wichtigen Schritte gemacht.

Für Julian, seine Familie und sein Team geht die Reise nun weiter. „Wir gehen Schritt für Schritt“, sagt Martin. „Dieser Titelgewinn war nur der Anfang – und Julian hat schon jetzt gezeigt, dass er das Potenzial hat, noch viel Größeres zu erreichen.“ Mit Julian Frasnelli hat Südtirol endlich wieder einen Hoffnungsträger im Motorsport. Wo die Reise für den jungen Fahrer hinführen wird, steht noch in den Sternen. Doch eins ist sicher: Man wird noch viel von ihm hören.

 

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