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So mutig

Bei der Premiere im ausgebuchten Capitol. Für alle weiteren Termine Vormerkung empfohlen

Standing Ovations gab es am Premierenabend für Fabian Zöggelers „Lichter im Chaos“. Im Oktober tourt dieser wichtige Dokumentarfilm durch ganz Südtirol. Immer in Begleitung.

Von Renate Mumelter

Eigentlich wär’s ganz normal krank zu sein: Wer Schnupfen hat, erzählt davon, wer an Kopfschmerzen leidet, hält sich die Stirn und sagt, was los ist, bei Gallensteinen ist’s nicht anders. Schwieriger wird’s bei Tumoren, und ganz schlimm ist’s bei psychischen Problemen. Da gibt es nach wie vor Tabus, viel Unwissen und reihenweise Vorurteile. Dabei sind psychische Krankheiten Krankheiten wie alle anderen auch. Alle können wir sie bekommen, es gibt also keinen Grund, sich zu schämen, und es gibt Möglichkeiten zu lernen, damit umzugehen. Das gilt für die Betroffenen und für ihr Umfeld.

Depression
Fabian Zöggeler befasst sich in seinem Film mit der Depression, einer Krankheit, an der viele junge Menschen leiden. „Reiss dich zusammen“, heißt es dann manchmal, und damit wird es noch schwerer, drüber zu reden und Hilfe zu suchen. Schade, denn diese Hilfe gibt es, und genau das zeigt „Lichter im Chaos“ an konkreten Beispielen. Junge Frauen und junge Männer erzählen von ihrer Form der Depression, davon, wie sie sich diese äußert, welchen Umgang sie damit gefunden haben oder wie sie diese wieder los geworden sind. Eines der Grundrezepte heißt „reden und Hilfe suchen“. Dann kommt etwas in Gang.

A propos reden
Ich selber hatte einige Jahre lang mit einem Unbehagen zu tun, das sich zunächst in körperlichen Beschwerden äußerte, dann aber vom Hausarzt als mögliche Depression erkannt wurde. Jetzt, Jahre später, glaube ich zu wissen, dass ich eine Angststörung hatte oder habe, und ich weiß jetzt, dass mir Psychotherapie und Medikamente sehr dabei geholfen haben, damit umzugehen und einen guten Weg zurück zu finden. Und weil ich Offenheit mag, erzählte ich davon und entdeckte, wie viele Menschen in meinem Umfeld über ihre eigenen Erfahrungen mit psychischen Krankheiten und Störungen zu erzählen begannen.

Fabian Zöggeler & Co
ist selbst betroffen und hat vor einigen Jahren beschlossen, nicht nur zu reden, sondern auch einen Film zu drehen, einen Film darüber, wie es jungen Menschen geht, die an einer Depression leiden und wie sie die „Lichter im Chaos“ – so der Titel des Films – finden. Zu Wort kommen Männer und Frauen, es erzählen auch Angehörige von ihren Erfahrungen und Fachleute erklären, was Sache ist. Fabian Zöggeler ist damit ein beeindruckendes und wichtiges Dokument gelungen. Genauso mutig wie er selbst waren und sind diejenigen, die für den Film vor die Kamera getreten sind und erzählten, wie es ihnen erging, wie es ihnen geht, was sie erleben.
Fabian Zöggeler ist filmischer Autodidakt. 1997 in Bozen geboren und in Jenesien aufgewachsen begeisterte er sich schon früh fürs Filmemachen. 2017 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit, gründete sein Filmproduktionsunternehmen und 2021 mit anderen das Kollektiv Sendemostn 1. Das Handwerk brachte er sich über Tutorials bei. Für „Lichter im Chaos“ holte er sich fachkundige Beratung bei Andreas Pichler, dessen Film über die Nähe zwischen Bär und Mensch derzeit in ganz Italien Erfolge feiert.

Südtirol-Tour
Ab Oktober kommt „Lichter im Chaos“ nach Brixen (14/10), Bruneck (17/10), Meran (24/10), Neumarkt (5/11), Sterzing (8/11), Schlanders (13/11). Im Anschluss an die Vorführungen gibt es Gesprächsrunden mit Betroffenen und Expert:innen. Begleitet wird das Projekt vom Forum Prävention. Der Eintritt ist frei.

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