Die Köpfe von morgen
Feierlich wurde gestern die neue Ingenieursfakultät am NOI Techpark eingeweiht. Das knapp 60 Millionen Euro teure Projekt soll 800 Studenten in den Wissenschaften der Zukunft heranbilden und verhindern, dass Südtirol im Innovationswettlauf hinterherhinkt.
von Christian Frank
Ein zum Takt wippender DJ beschallt die gefensterte Halle mit musikalischen Klängen, die den ein oder anderen Laien an aufgepeppte Aufzugsmusik erinnern könnten, der Direktor des NOI Techparks, Ulrich Stofner, jedoch eine Ouvertüre für die Zukunft nennt. Arno Kompatscher betritt herausgeputzt im Anzug den Raum, kurz darauf Renzo Caramashi, feierlich gehüllt in seiner Trikolore-Binde. Alles, was Rang und Namen hat, fand gestern Morgen seinen Weg in die A.-Volta-Straße. Mächtig Pathos liegt in der Luft. Hier, in den noch immer nach Neuholz duftenden und von einem gigantischen Ringlicht von oben herab beschienenen Räumlichkeiten, soll immerhin der Grundstein für Südtirols Innovationskurs gelegt werden. Die Köpfe von morgen sollen in der neuen Universitätsfakultät für Ingenieurswesen im NOI Techpark mit dem Weltwissen über künstliche Intelligenz, Robotik und Automation ausgebildet werden.
Innovative digitale Hardware- und Softwaretechnologien, inklusive fortschrittlicher Mensch-Computer-Interaktion, Industrie-, Maschinenbau- und Energietechnik – das Spektrum ist umfassend und ambitioniert. 800 Studierende soll die Einrichtung ab dem ersten Oktober willkommen heißen können. Inklusive des Lehrstabs und weiterer essenzieller Angestellter soll der Neuzulauf rund 1.000 Personen umfassen, teilt die NOI-Präsidentin Helga Thaler Ausserhofer mit. 14 an der Planung beteiligte Unternehmen, 72 Subunternehmen, 400.000 investierte Arbeitsstunden mit durchschnittlich 140 gleichzeitig am Bau tätigen Personen. Die Kosten für den Innovationskoloss belaufen sich laut Raumprogramm auf 57,2 Millionen Euro. Die Mehrkosten von 6,5 Millionen Euro wurden zur Gänze durch staatliche Ausgleichsmittel finanziert.
Die Zahlen sind eindrucksvoll, und sowohl die NOI-Vorstände als auch die Führungsriege der Südtiroler Politik betonen gebetsmühlenartig den Umfang des Mammutprojekts, das in beachtlich kurzer Zeit aus dem Boden gestampft wurde. Vermutlich lässt sich der für ein solch komplexes Projekt verhältnismäßig reibungslose Ablauf durch einen ungewöhnlichen Einklang der entscheidenden Politiker erklären. Keine Signale internen Zwists oder Seitenhiebe sind in der Causa Uni-Fakultät am Techpark zu erkennen – die Innovation scheint zu einen.
„Wir haben diesen Ort der Innovation in Rekordzeit geschaffen“, schwärmt der NOI-Landesrat Philipp Achammer. Dieses Flaggschiff der Zukunftsentwicklung, wie es von der Landesregierung umschwärmt wird, fand seinen Ursprung im Winter des Jahres 2017, als der mittlerweile aus dem Dienst scheidende Direktor der Universität Bozen, Paolo Lugli, von einem Bauprojekt an der Technischen Universität München kam und den Landeshauptmann auf die Dringlichkeit einer Ingenieursfakultät aufmerksam machte. Im Jahr darauf konkretisierte sich das Anliegen. Die Bauarbeiten selbst dauerten zwei Jahre.
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