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„Müssen jetzt handeln“

Mario Draghi und Herbert Dorfmann

Wie der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann den 400-Seiten-Bericht des Ex-EZB-Präsidenten Mario Draghi zur Wettbewerbsfähigkeit der EU kommentiert.

Am Dienstag wurde im Europäischen Parlament der lang erwartete Bericht des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union vorgestellt.

Der umfassende 400-seitige Bericht enthält klare Handlungsempfehlungen, wie die europäische Wirtschaftspolitik finanziert und koordiniert werden sollte, um auf der globalen Bühne nicht ins Hintertreffen zu geraten. Besonders die EVP-Fraktion unterstützt die darin vorgeschlagenen Maßnahmen, da sie seit langem betont, dass die Wettbewerbsfähigkeit eine der zentralen Leitprinzipien der EU-Politiken sein muss.

Herbert Dorfmann, Europaabgeordneter der EVP-Fraktion, begrüßt die Ergebnisse des Berichts, warnt jedoch vor den Herausforderungen, die die Umsetzung mit sich bringen könnte: „Europa ist zweifellos mit einer Reihe von Krisen konfrontiert – vom wirtschaftlichen Abschwung über den ökologischen Wandel bis hin zu den Folgen des Krieges in unserer Nachbarschaft. Draghis Vorschläge sind ehrgeizig, aber notwendig, um Europa auf den richtigen Kurs zu bringen.“

Der Bericht fordert jährliche Investitionen in Höhe von 800 Milliarden Euro in Technologie, Verteidigung und Innovation, um die technologische Vorreiterrolle Europas zu sichern. Ohne diese Ausgaben droht Europa laut Draghi, hinter die USA und China zurückzufallen.

„Wir müssen jetzt handeln, wenn wir unseren Platz als globale Wirtschafts- und Innovationsmacht nicht verlieren wollen“, betonte Dorfmann. Eine Lockerung der Fusionskontrollen, insbesondere im Telekommunikationssektor, soll die Innovationskraft stärken. Zudem schlägt Draghi gemeinsame EU-Schulden zur Finanzierung von Industrie- und Verteidigungsprojekten vor – ein kontroverses Thema, das die Mitgliedstaaten weiterhin spaltet.

Besonders besorgniserregend seien die hohen Energiepreise in Europa. „Europa hat die höchsten Energiepreise der Welt, und das belastet unsere Industrie enorm“, so Dorfmann. Draghi sieht in der Entkarbonisierung eine langfristige Lösung, um Europa zu einer stabilen und erschwinglichen Energieversorgung zu verhelfen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die fehlende Dynamik in der europäischen Wirtschaft. „Von den größten Tech-Unternehmen der Welt befinden sich nur vier in Europa. Europa muss es schaffen, seine Innovationslücke gegenüber den USA und China zu schließen und gute Ideen in unternehmerischen Gewinn umzusetzen, statt durch Regelwerke ausgebremst zu werden“, erklärte Dorfmann. „Wenn wir Künstliche Intelligenz nicht integrieren und uns Gedanken machen, wie wir sie sinnvoll nutzen, werden wir weiter zurückfallen.“

Der Bericht betont auch die Notwendigkeit einer koordinierten Rohstoffstrategie – insbesondere bei kritischen Rohstoffen wie Kupfer und Lithium – um Chinas vertikale Integration zu begegnen. Zudem unterstreicht Draghi, dass nur zehn Mitgliedstaaten die Verteidigungsausgaben von 2 % des BIP erreichen. Dorfmann ergänzte: „Ohne eine starke Verteidigung und gemeinsame Industrieprojekte wird Europa unsicherer, ungleicher und weniger in der Lage sein, das eigene Schicksal zu bestimmen.“

Die EVP-Fraktion sieht in der Umsetzung von Draghis Vorschlägen eine Chance, Europa wirtschaftlich und politisch unabhängiger zu machen und seine Kernwerte wie Demokratie, Freiheit, Frieden und Wohlstand zu bewahren. „Wenn wir diese Werte nicht entschlossen verteidigen, verlieren wir unsere Existenzgrundlage“, betonte Dorfmann.

Er schloss mit einem klaren Appell: „Der Wille zur Veränderung muss da sein. Die Zukunft der EU hängt davon ab – entweder gestalten wir diese Veränderung gemeinsam oder riskieren Stillstand und Spaltung. Nur durch Einheit kann Europa seine Stärke in der Welt behaupten.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

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  • brutus

    …was soll man von einer EU halten, dessen neues Migrationsgesetzt schon nach wenigen Wochen in der Luft zerrissen wurde?

  • gulli

    Ein System, welches auf stetigen Wachstum basiert ist zum Scheitern verurteilt.

  • kritischerbeobachter

    Möchte nicht wissen, wieviel Geld – Provision für den Bericht, den er der EU vorgelegt hat, erhielt… Herr Draghi kommt ja vom Bankensystem, daher fördert er natürlch das Verschuldungssystem.
    EU 800 Milliarden im Jahr zusätzlich investieren… der Steuerzahler kann abstottern… dann bekommt er noch einen Orden, damit die Steuern steigen werden.

  • morgenstern

    Die EU, in der Form ist zum scheitern verurteilt wenn man den Totengräber des Euro als Experten heranzieht.

  • foerschtna

    Das größte Problem Europas ist die viel zu teure Energie, was Draghi zwar richtigerweise erkannt hat, aber für diese Erkenntnis muss man nicht Draghi heißen. Wir haben uns jetzt vom teuren (kostet etwa 4-5 mal soviel wie russisches Pipelinegas) und extrem umweltschädlichen (allein die Förderung verursacht ca. 200 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent) amerikanischen Frackinggas abhängig gemacht, die sogenannte Energiewende ist ein einziges teures Fiasko, und Draghi will das mit einer weiteren gigantischen Schuldenorgie beheben. Und währenddessen steigen die Insolvenzen auf neue Höchststände, immer mehr Industriebetriebe verlagern ihre Produktion nach Asien oder Amerika, oder canceln bereits begonnene Projekte, wie gestern Intel, das eine in Sachsen-Anhalt geplante Chipfabrik trotz einer 10-Milliarden-Euro-Subvention „vorläufig“ auf Eis gelegt hat. Von den 50 größten Technologieunternehmen stammen nur noch 4 aus Europa, Tendenz weiter sinkend. So wird das nichts mehr mit Europa.

    • andreas

      Intel hat den Bau nicht wegen dem Standort EU gecancelt, sondern weil sie in großen Schwierigkeiten sind.

      • foerschtna

        Andreas, das stimmt, allerdings haben die hohen deutschen Energiepreise diese Entscheidung sicher erleichtert, zumal die Chipproduktion sehr energieintensiv ist. Und nur wegen aktueller Absatzrückgängen auf den Weltmärkten verzichtet man nicht so ohne weiteres auf eine Subvention von 10 Milliarden Euro.

  • ostern

    Und was sagt eigentlich der Dorfmann zu diesem Bericht von Draghi?
    NICHTS. Solln etwa seine Lieblinge, die Bauern , Steuern zahlen , wie die Bauern im restlichen Italien?
    Immer nur verlangen und nicht dazu beitragen für den Wohlstand dieser!

  • nemesis

    Also weiter Schulden machen bei 5,6 Millionen Menschen in Armut nur in Italien sicher der richtige weg.
    Das eine Energiekrise kommt ist schon klar aber auch enorme Spekulation bei Teuerungen da fehlen die Kontrollen da braucht es keine Künstliche Intelligenz um das zu verstehen.
    Drago Techniker wenn es bei Einsparungen geht bei Arbeitern und Pensionierte nur bei sich selbst sparen sie nie absurde Gehältern bei den Angeordneten.

  • dn

    I leb in einer Wolkn
    Und die is mei eigne Welt

    Was bei Peter Cornelius nett klingt, wird bei den Eurokraten zur Katastrophe (Migration, Deindustrialisierung etc.). Die Welt retten wollen und Europa an die Wand fahren.

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