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Das Sorgenkind

Die Liste Pro Eppan beklagt die erbärmlichen Zustände des Grundschulgebäudes in St. Pauls. Gemeindereferentin Monika Hofer Larcher erklärt, warum es bis jetzt noch zu keinem Umbau gekommen ist und was die Pläne für die Zukunft sind.

von Christian Frank

Löcher in der Dachkonstruktion, Markisen, welche zerfleddert von der Fassade hängen, und Fenster, die drohen, aus den Rahmen zu fallen – es sind marode Zustände, die die Liste Pro Eppan-Appiano bei ihrem Lokalaugenschein der Grundschule in St. Pauls schildert.

„Seit bald zwanzig Jahren wird der Dorfgemeinschaft von St. Pauls eine neue, moderne Schule versprochen. Immer wieder wurde dieses Versprechen kurz vor den Gemeinderatswahlen erneuert, nur um immer wieder gebrochen zu werden. Die Schule St. Pauls ‚habe Priorität‘, wird von den Regierungsparteien SVP und Bürgerliste immer wieder betont. Gemerkt haben wir davon allerdings nichts“, monieren die Vertreter der Liste und entschieden sich deshalb, ein eigenes Bild über die Verfassung des Gebäudes zu erlangen.

Das Fazit von Pro Eppan: „Die Sanitäranlagen sind teilweise 40 Jahre alt, was man ihnen auch ansieht. Zudem gibt es massive Probleme mit Regenwasser, welches bei stärkeren Gewittern in die Turnhalle fließt und dort – wie im gesamten Untergeschoss – zu Feuchtigkeitsschäden führt; Schäden, die während der Sommermonate regelmäßig kosmetisch übermalt werden. Die Klassenräume sind zudem in den Sommermonaten überhitzt, und viele Türen sind schwer zu schließen, weil sie verzogen sind.“

Im Großen und Ganzen, so die Liste, kann das Gebäude längst nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen und Schulbaurichtlinien gerecht werden. Dabei wird auch auf die auf zwei getrennte Baukörper aufgeteilte Struktur des Gebäudes aufmerksam gemacht, die durch einen Mehrzwecksaal verbunden sind, wobei ein Baukörper nicht barrierefrei ist.

„Auf den Gängen mussten Ausweichklassen untergebracht werden. Dem ganzen Bau merkt man an, dass die Instandhaltungsarbeiten auf das absolut notwendige Minimum beschränkt wurden“, urteilt die Pro Eppan.

Die Liste zweifelt an dem nötigen Engagement der Gemeinde für die Schule der Unterstufen in St. Pauls und spricht von einer „vergessenen Bildungseinrichtung“.

Diese Bezeichnung will sich die zuständige Gemeindereferentin Monika Hofer Larcher nicht bieten lassen, doch ein „Sorgenkind“ nennt auch sie das Gebäude im Dorfzentrum.

„Es ist eine nicht abzustreitende Tatsache, dass das Gebäude in die Jahre gekommen ist. Ich will die Sanierungsbedürftigkeit gar nicht leugnen“, gesteht Larcher. Dabei trägt sie das Projekt eines neuen Schulgebäudes in St. Pauls seit Beginn ihrer ersten Legislatur mit sich.

„Ich habe es mir bereits in meiner ersten Legislatur zur Aufgabe gemacht, die Renovierung und den Umbau anzugehen. Im Jahre 2012 hatten wir ein tolles Projekt, aber die politische Entscheidung lautete, man solle die neue Legislatur abwarten. Die Gemeindefinanzierung reichte schlussendlich nicht aus, und das Projekt ist liegen geblieben“, rekapituliert die Referentin. Mittlerweile, so zeigt sich Larcher überzeugt, reicht eine Renovierung nicht mehr aus, sondern es bedarf einer Neuerrichtung des Schulgebäudes.

„Dieses Projekt wollen wir unbedingt noch innerhalb dieser Legislaturperiode in Angriff nehmen“, schickt die Gemeindereferentin voraus, ist sich dabei jedoch auch bewusst, dass diese Worte bereits Jahre zuvor erklungen sind.

„Vielleicht hätte ich selbst etwas unnachgiebiger sein müssen. Schlussendlich wurde das Projekt damals aus den verschiedensten Gründen aufgeschoben. Nun sind die Studien jedoch konkret, und wir messen dem Unterfangen eine hohe Priorität bei.“

Larcher kann die Kritik an der maroden Struktur nachvollziehen, betont jedoch, dass die Einrichtung gewiss nicht sich selbst und ihrem Schicksal überlassen wurde: „Wir haben einige Mängel behoben und auch investiert, wie beispielsweise die Durchführung von Dachsanierungen und Zuleitungen.“ Zudem merkt Larcher an, dass, wenn es um die Unzufriedenheit mit Einrichtungsgegenständen geht, ein Antrag der Direktion gestellt werden kann, um diese zu ersetzen.

Die Aussichten, dass ein Beginn des Projekts innerhalb der noch andauernden Legislatur absehbar ist, hält Felix von Wohlgemuth von Pro Eppan für unwahrscheinlich.

„Solche Projekte müssen im Dreijahresprogramm der öffentlichen Arbeiten aufgenommen werden, und dort befindet es sich nicht mehr. Es wird mittlerweile auch auf die neue Gemeindefinanzierung abgewartet, die erst 2025 kommen soll“, erklärt von Wohlgemuth.

Dabei hängt sich die Frage der Umsetzbarkeit für den Gemeindereferenten nicht bloß an der Finanzierungsfrage auf. Ergänzend dazu führt er Meinungsverschiedenheiten als weiteren Grund für den Stillstand im Projekt Grundschule an.

„Die Koalition ist sich nicht einig, was überhaupt gemacht werden soll. Ein Teil will, dass die an chronischem Geldmangel leidende Pfarrei St. Pauls mehr einbezogen wird, und ein anderer Teil protestiert. Darüber hinaus werden in Eppan ständig neue Projekte angefangen, ohne dass die alten endlich ihren Abschluss finden“, beanstandet von Wohlgemuth.

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