Lieder der Hoffnung

Foto: Damian Pertoll

Meditativer Gesang voller Lebensfreude: Der Landesjugendchor Südtirol singt bei Südtirol Festival.

„Herr! schicke, was du willt, /Ein Liebes oder Leides;/Ich bin vergnügt, daß beides/Aus deinen Händen quillt.“

Diese Worte schrieb Eduard Mörike im 19. Jahrhundert in seinem Gedicht „Gebet“, das der Landesjugendchor zu Beginn des Konzerts in der Pfarrkirche von St. Leonhard in Passeier sang. Unbedingtes Gottvertrauen und die wohl nicht für jeden nachvollziehbare Auffassung, dass sowohl Gutes wie auch Schlechtes von Gott kommt und dass das gut so sei, wie ein Sänger in der Moderation erklärte, stand also am Anfang des Konzertes, das der Chor im Rahmen des Südtirol Festival darbot.

Unter dem Motto Songs of Hope, Lieder der Hoffnung, entfalteten die jungen Sänger und Sängerinnen unter der Leitung von Johann van der Sandt einen meditativen Klangteppich, in den immer wieder glänzende Edelsteine des Klanges und der intensiven Gefühle eingewoben waren.

Zwischen Ernsthaftigkeit und Unbeschwertheit, vollkommener Disziplin und lebensfreudiger Lockerheit entwickelte der Chor seine ganz eigene Ausdrucksstärke und führte von den introvertierten Werken des 20. Jahrhundert, etwa dem Miserere von James Macmillan über sphärische Klänge wie „Rivers of Light“ von Eriks Esenvalds (geboren 1977) zur Erkenntnis, dass Hoffnung in der Zeit der Krise nicht nur Gottvertrauen sein muss, sondern einfach nur der Glaube an die Liebe, das Leben, die Freiheit, wie etwa in einem finnischen Hochzeitslied oder in den Spirituals am Ende des Konzerts überzeugend zum Ausdruck kam.

Der Chor und die Solisten bescherten so dem zahlreich erschienenen Publikum, darunter auch Christian Nothdurfter und Hans Schmidhammer vom Südtiroler Chorverband, ein Konzerterlebnis von zum Teil geradezu mystischer Intensität, deren ernste Stimmung die zwei jungen Moderatoren immer wieder durch ihren humorvollen Kommentar gebrochen haben und so dem Charakter des Landesjugendchors entsprachen, dessen Stärke es ist, höchstes Niveau, Ernsthaftigkeit und Tiefe mit jugendlicher Leichtigkeit zu verbinden.