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„Kein Zusammenhalt“

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Zu hohe Preise, ein ungerechtes Zonensystem und fehlender Nachwuchs. Bei den Kaminkehrern in Südtirol brodelt es. Ein Kollege packt jetzt aus.

von Markus Rufin

Vergangene Woche berichtete die Verbraucherzentrale über vermehrte Anrufe von Konsumenten, die sich über nicht nachvollziehbare oder zu hohe Preise für ihre Kaminkehrer beklagten. Teilweise mussten die Kunden für nur einen Besuch über 100 Euro bezahlen und empfanden das als zu viel.

Dabei gibt es für die Kaminkehrer in Südtirol eigentlich recht klare Regeln. Sie werden nach Stundentarif (ungefähr 60 Euro pro Stunde) bezahlt, Zusatzleistungen wie der Austausch von Einzelteilen werden dazugerechnet.

Doch wie groß ist das Problem wirklich? Ein Kaminkehrer, der anonym bleiben möchte, packt nun aus: „Ich weiß, dass es speziell in größeren Zentren einige Kollegen gibt, die Preise verrechnen, die so kaum stimmen können.“

Vor allem in größeren Kondominien mit Zentralheizung sei es bei einigen Kollegen Praxis, dass sie deutlich mehr verlangen als ihnen eigentlich zustehen würde. Zudem käme es immer noch vor, dass einige Kollegen alle Monate oder alle zwei Monate eine Reinigung durchführen, obwohl dies selbst laut den Kaminkehrern bei Holzöfen maximal drei Mal im Jahr notwendig wäre. „Einige Kollegen nutzen die Gutgläubigkeit ihrer Kunden schlicht aus“, sagt der Kaminkehrer.

Christian Resch, Obmann der Kaminkehrer im lvh, zeigt sich von diesen Berichten überrascht. Er hat sich selbst bei der Verbraucherzentrale erkundigt und das Problem als „nicht so gravierend“ empfunden. Dennoch könne er sich vorstellen, die Thematik bei der kommenden Jahresversammlung im Oktober anzusprechen.

Doch nach dem Bericht des anonymen Kaminkehrers gibt es in Südtirol gleich mehrere Kollegen, die sich nicht an die Regeln halten. Eine genaue Anzahl könne er aber nicht nennen.

Die Preise sind aber nicht das einzige Gesprächsthema bei den Südtiroler Kaminkehrern. Auch die Zonenaufteilung sorgt schon seit langem für Frust – insbesondre bei jungen Kollegen.

Bis vor einigen Jahren war es für Kunden in Südtirol nicht möglich, seinen Kaminkehrer zu wechseln. Erst durch eine Änderung unter Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder wurde diese Regelung etwas aufgeweicht. Um den Kaminkehrer zu wechseln, muss allerdings eine Mitteilung an die Gemeinde erfolgen. Zudem werden seitdem die Zonen über eine Konzession für sieben Jahre vergeben. Allerdings sind Kundenwechsel unter vielen Kaminkehrern nicht gerne gesehen. „Es gibt keinen Zusammenhalt in unserer Innung“, kritisiert der Kaminkehrer.

Zur Vergabe dieser Konzessionen wird ein Punktesystem herangezogen, wobei junge Kollegen kaum eine Chance hätten, diese zu erhalten, beschwert sich der Kaminkehrer: „Ich selbst habe versucht, mich vor einigen Jahren für eine Konzession zu bewerben, diese haben dann aber die benachbarten Betriebe erhalten, weil diese deutlich mehr Erfahrung hatten.“

Bemängelt werde das System vor allem deshalb, weil es auch schon vorgekommen sei, dass ein Betrieb die Konzession für sieben oder acht Gemeinden übernommen hat. Gerade bei Familienunternehmen sei es einfach bei einer Ausschreibung den Vater für eine neue Zone vorzuschicken, während der Sohn die alte Zone behält.

Gerade weil es auch unter den Kaminkehrern große Nachwuchssorgen gibt, wäre eine Änderung dringend notwendig. Das sieht auch Resch ein, man arbeite aber an einer Änderung: „Wir hatten gerade erst ein Treffen mit dem Amt für Handwerk, sodass künftig ein Neugründer mehr Punkte bei einer Neueinschreibung bekommt. Wir wollen die Kontinuität der Kehrbezirke aber beibehalten.“

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Kommentare (10)

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  • brutus

    …die Goas krahlt sou long bis sie letz lieg!

  • asd

    Wenn es zu 100% sicher ist, dass der Preis zu hoch ist: Anzeige wegen Betrugs oder versuchten Betrugs.

  • hallihallo

    einerseits haben junge kaum chancen und andererseits gibt es große nachwuchssorgen: ja was denn nun??

  • olle3xgscheid

    Ein Kollege packt aus….. fast schon mafiöse Züge das Ganze 😉

    Wäre sinnvoll wenn er das intern mit Kolkegen besprechen würde.

    Zu der Verbraucherzentrale folgendes;
    Die haben mir dann so halbherzig mein Finanzierugsplan kontrolliert wo am Ende absolut keine sinnvolle Antwort kam bzw ; Vogel friss oder stirb.

    Als nöchstes hätte uch den Wunsch das Sie die Tariffd der Anwälte, Doktoren, Wirtschafts-Steuerberater usw auch vergleichen , so im Sinne der Verbraucher aber dazu ist der Verein absolut zu schwach.
    Wir füttern hiier wieder mal so ein paar Schwerarbeiter mit Steuergelder durch!

  • guyfawkes

    @3xgscheid
    1) Ein Kollege packt aus….. fast schon mafiöse Züge das Ganze
    2) Wäre sinnvoll wenn er das intern mit Kollegen besprechen würde.

    Merken sie den Widerspruch?
    Zuerst mafiöse Züge anprangern und dann vorschlagen dies nicht öffentlich zu machen sondern „interm mit den Kollegen besprechen“….. warum nicht gleich in der „Familie“ – oder mit dem „Paten“…? 😉

  • olle3xgscheid

    @guyfakes, Ironie , nie was gehört?!

    Wenn du den Weg führ ihn selbst zielführend findest , ok.
    Würdest du nicht im Verband vorsprechen bzw das dort klären? Hilft ihm jetzt die Öffentlichkeit ?
    Alles ein bisschen komisch fpr mich, den Arbeit ist im den Sektor für alle genug

  • guyfawkes

    Ach mit „fast schon mafiöse Züge das Ganze“ meintest du nicht das Fehlverhalten einiger Kaminkehrer sondern die Aussage „ein Kollege packt aus“. Ja dann ist’s was anderes.

    Zum Thema: Offensichtlich fehlt in der Branche der Konkurrenzdruck. Und solange es Konzessionen für Gebiete gibt, wird das wohl auch so bleiben. Dadurch werden (auch) die schwarzen Schafe „geschützt“.

  • nemesis

    ((Gerade weil es auch unter den Kaminkehrern große Nachwuchssorgen gibt)) ?.

    Die Zukunft geht genau in diesen Richtung.
    Schon die Eltern haben den Kindern gesagt geht studieren und macht keine Manuellen Arbeiten das ist anstrengend und man verdient weniger als Beispiel ein Bankangestellter und man macht sich die Händen nicht schmutzig.
    Verstehe nicht ganz die Aufregungen bei Kaminkehrern was ist Beispielsweise bei Anwälte, Notare, Banken usw. was Verlagen die als Leistung für ihre Arbeit ?.
    Natürlich bin ich einverstanden seit der Pandemie gab es teilweise Preiserhöhung die ich teilweise unverschämt finde da fehlen wohl die Kontrollen habe machmal den Eindruck jeder macht was er möchte.

  • olle3xgscheid

    So zum Vergleich…. hatten leztens einen Elektriker bei uns , Fahrtkosten 40€ und die Arbeit war noch in Garantie ( sein Fehler) und beim Kaminfeger dürfen Fahrtkosten laut VBZ 5 € kosten…..

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