„Es ist zu früh“
Nach der feierlichen Schlüsselübergabe an Pater Kosmas Thielmann: Wie geht es nun auf Kloster Säben weiter? Die Erwartungen sind hoch gesteckt.
von Erna Egger
„Ich freue mich endlich auf den Alltag“, sagt Pater Kosmas Thielmann aus dem Stift Heiligenkreuz.
Anfang September hat er mit seiner Hündin Coco, die er vor 13 Jahren, im Alter von sechs Monaten aus einem Tierheim geholt hat, Kloster Säben oberhalb von Klausen bezogen.
Vorerst wohnt er allein in den alten Gemäuern.
Im Kloster herrschte in den letzten Tagen viel Bewegung: Viele mehr oder weniger Gläubige pilgerten zum Kloster – auch um den Zisterzienser, der ein passionierter Langstreckenläufer ist, kennenzulernen.
Dieser musste sich in den letzten Tagen mit viel Bürokratie herumgeschlagen, war aber auch in der Stadt anzutreffen – und hat auch schon als neuer Seelsorge in Latzfons eine Messe gehalten. „Eine sehr lebendige Pfarre mit vielen Gottesdienstbesuchern“, kommentiert Thielmann.
Pater Kosmas tritt den Menschen sehr offen gegenüber, er spricht gerne mit ihnen – spürt aber auch ihre großen Erwartungen, die er teils einbremsen muss.
Höhepunkt der vergangenen Tage war der feierliche Gottesdienst am Samstag auf Säben, der von Bischof Ivo Muser, Abt Maximilian Heim und Georg Martin, Dekan von Klausen, zelebriert wurde.
In diesem Rahmen wurde an Kosmas Thielmann, der zum Pilgerseelsorger von Säben ernannt worden war, offiziell der Klosterschlüssel sowie der Schlüssel des Tabernakels übergeben.
An der Messe nahmen auch zehn seiner Mitbrüder teil, die zusammen mit dem Abt bis Sonntag auf Säben blieben. Auch die Äbtissin Mutter Ancilla und Klausens Bürgermeister Peter Gasser wohnten der Feier bei.
Der Diözesanökonom Franz Kripp blickt mit Zuversicht in die Zukunft: „Ich bin sehr froh, dass die Gemäuer wieder bewohnt werden und dass wieder Spiritualität und Glaube gelebt und angeboten werden. Das empfinden sehr viele Menschen so.“
Dementsprechend positiv sei die Stimmung auch bei der viel besuchten Messe am Samstag gewesen.
Im März hatte sich das Stift Heiligenkreuz nach einem Probewohnen mit weiteren Mönchen im November und Dezember des Vorjahres dazu entschieden, die Pilgerseelsorge im Kloster Säben zu übernehmen. Daraufhin hat Bischof Ivo Muser P. Kosmas Thielmann mit Wirkung zum 1. September 2024 zum Pilgerseelsorger in Kloster Säben sowie zum Seelsorger in den Pfarreien Klausen, Gufidaun, Waidbruck, Kollmann, Latzfons und Feldthurns ernannt.
Nicht nur in Klausen sind sehr viele froh darüber, dass wieder Lebens ins Kloster eingezogen ist. Vor drei Jahren hatten die letzten beiden Benediktinerinnen das Kloster verlassen. In Pater Kosmas und den Zisterziensern werden nun große Hoffnungen gesetzt: Sie sollen Garant dafür sein, dass der mystische und geistliche Ort fortbesteht.
Nicht alle sind jedoch glücklich mit diesen Entwicklungen. Gerade in den letzten Tagen wurden wieder Forderungen laut: Die Katholische Männerbewegung (kmb) machte am Samstag bei ihrer Herbsttagung im Bozner Pastoralzentrum das Kloster Säben zum Thema. Der Vorsitzende der kmb, Georg Oberrauch, hat in der Vergangenheit mehrfach andere Zukunftsmöglichkeiten für Säben kolportiert.
Ihren Platz auf Säben forderte auch die Katholische Frauenbewegung am Samstag im Kolpinghaus in Bozen bei ihrer Diözesanvollversammlung ein.
Pater Kosmas reagiert auf die Wünsche zurückhaltend: „Ich bin von all den Forderungen wenig beeindruckt: Es ist noch zu früh, etwas hierzu zu sagen.“
Bisher habe nur Georg Oberrauch in Heiligenkreuz vorgesprochen: Er sei im vergangenen Jahr in Wien mit einem Teil des kmb-Vorstandes vorstellig geworden. „Sie kamen mit vielen Vorurteilen und kehrten dann mit etwas weniger Vorurteilen wieder nach Hause“, sagt Pater Kosmas.
Die folgende Stellungnahme seitens der Katholischen Männerbewegung habe deswegen überrascht – und primär die Äbtissin des ehemaligen Klosters Säben, Maria Ancilla Hohenegger, sehr gekränkt. „Und das zurecht“, sagt Pater Kosmas.
Eine Kontaktaufnahme von anderen Organisationen sei nicht erfolgt.
Es sei jetzt nicht seine Aufgabe, alle Bewegungen, die mitreden möchten, einzuladen. „Diese müssen sich schon selbst in Bewegung setzen.“
Kosmas Thielmann, Professor für Moraltheologie, verweist aber auch darauf: „Es ist einfach zu früh, um Konkretes zu sagen. Zurzeit wird eine ordentliche Bauaufnahme gemacht. Es ist zu sehen, was adaptiert werden muss oder kann.“
Diesen Verbänden einfach einen Klosterflügel zu übertragen, werde aber nicht leicht möglich sein.
Die Möglichkeiten der Entwicklungen werden zwischen Bischof Muser und dem Abt ausgelotet: „Es muss geprüft werden, was umsetzbar ist, auch baulich“, sagt Pater Kosmas. „Aber soweit sind wir noch nicht.“
Franz Kripp stellt indes klar: „Das Kloster wurde den Zisterziensern übergeben, die es nun führen werden. Alles, was nun innerhalb der Klostermauern geschieht, ist mit Pater Kosmas abzusprechen. In diesem Sinne kann jeder, der glaubt, eine Initiative ergreifen zu wollen, sich mit ihm in Verbindung setzen.“
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Kommentare (2)
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opa1950
Was stellt sich Muser unter dieser seltsamen Situation eigentlich vor. Da wird es noch viele Überraschungen und Enttäuschungen geben.
leser
welche denn?
dann wirds wohl tiefe einschnitte geben