Ein besonderer Ort
Am Brandiswaalweg in Lana steht seit einiger Zeit eine liebevoll gestaltete neue Sitzbank. Sie wurde von Claudine Kern-Poletto und ihrem Mann Roland gestiftet. Dahinter steht eine berührende Geschichte von Abschied und Trauer, aber auch von Hoffnung, Trost und Mutmachen.
von Karin Gamper
Es ist ein sonniger Vormittag Mitte dieser Woche. Der Himmel strahlend blau, die Aussicht auf die Berge rundum von keiner Wolke getrübt und glasklar.
Auf dem Brandiswaalweg ober Lana ist viel los. Urlauber und Einheimische nutzen den schönen Tag für einen Spaziergang. Auf ihrer Wanderung kommen sie auch an der neuen Sitzbank vorbei, die dort seit einiger Zeit mit Blick auf die Kirche Maria Himmelfahrt und den Friedhof von Niederlana steht. Viele der Vorbeiwandernden halten inne und betrachten die Plaketten, die auf der Bank angebracht sind. Die Widmung darauf deutet einiges an und lässt doch vieles offen.
Auch Claudine Kern ist da. Sie ist die Mutter von Paolo und Sofia und hat sich vor wenigen Tagen mit berührenden Worten via Facebook an ihre Mitbürger gewandt.
Dort schrieb sie:
Liebe Bewohner Lanas, vor einem Jahr bin ich mit meiner Tochter Sofia hier ins schöne Lana gezogen, mein Mann arbeitet noch eine Zeit in München.
Vielleicht hat der eine oder andere schon diese Bank auf dem Brandisweg entdeckt. Sie wurde von uns für unseren Sohn Paolo gestiftet, und von der Gemeinde aufgestellt. Wir hoffen Euch gefällts . Es ist der Platz für ein Gebet, fürs innehalten, fürs dankbar sein, und natürlich für die Hoffnung, dass man nicht tiefer fallen kann, als in Gottes Hände. Claudine“.
Claudine hat mit ihrem Facebook-Beitrag Hunderte von Reaktionen ausgelöst. Auch privat haben ihr zahlreiche Mitbürger geschrieben. „Ich bin überwältigt und sehr berührt von den vielen Rückmeldungen und ich bin den Lananern sehr dankbar für ihre Empathie“, sagt die gebürtige Bayerin.
Viele Menschen, die ihre Worte gelesen haben, fragen sich jetzt aber natürlich auch: Was ist mit Paolo geschehen?
Auf Anfrage der Tageszeitung ist Claudine Kern gerne bereit, darüber zu reden. Es ist eine Geschichte von Abschied und Trauer, aber auch von Hoffnung und einem Ort der Verbundenheit, des Lichts und des Mutmachens.
„Mein Sohn Paolo starb im März 2023 mit 14 Jahren an einem Hirntumor“, führt Claudine Kern aus. Die niederschmetternde Diagnose kam im Dezember 2022. Es war bereits die zweite Krebserkrankung, dennoch kam sie wie ein Schlag aus heiterem Himmel. „2016 war mein Sohn zum ersten Mal erkrankt, die Therapie verlief jedoch erfolgreich und Paolo wurde wieder gesund. Wir hatten noch fünf Jahre, die ich heute im Rückblick als eine Art „Zugabe des Lebens“ betrachte. Gott hat uns mehr Zeit geschenkt. Es waren sehr intensive und glückliche Jahre, die wir als Familie voll ausgekostet haben. Niemand von uns hatte damit gerechnet, dass die Krankheit zurückkehren würde.“
Bereits 2021 hatte die Familie entschieden, sich in Lana niederzulassen. „Wir lieben die Berge und die Menschen dieses Landes, mein Mann geht in wenigen Jahren in Pension und es war auch Paolos Wille hierherzuziehen“, sagt Claudine Kern.
Die Familie erwarb eine Eigentumswohnung und sanierte sie. Doch noch vor dem Umzug erkrankte Paolo erneut. „Wir haben meinen Sohn in Bayern beerdigt“, erzählt Claudine, „im September 2023 bin ich dann mit meiner Tochter nach Lana gezogen, mein Mann wird nach seiner Pensionierung nachkommen“.
Warum aber die Sitzbank am Brandiswaalweg?
Dazu sagt Claudine folgendes:
„Das haben wir mit Paolo genauso besprochen, er hat sich eine Bank mit schöner Aussicht in Lana gewünscht, einen „Treffpunkt“, an dem wir uns immer finden. Paolo hat gesagt, dass es nicht „seine“ Bank ist, sondern eine „Sofia und Paolo“-Bank. Sofia ist seine ältere Schwester, die er so sehr geliebt hat. Wir als Familie wünschen uns, dass diese Bank ein Kraftort für alle Menschen ist. Jeder von uns hat einen geliebten Menschen im Himmel, jeder von uns kennt Trauer, das verbindet uns alle, genau wie die Liebe. Es hätte etwas Sinnstiftendes, wenn die Menschen, die an der Bank vorbeikommen und um jemanden trauern, danach ein Lächeln nach oben senden. Paolo hat es so ausgedrückt: Liebe ist stärker als der Tod. Und genau so ist es. Paolo ist immer bei uns”.
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Kommentare (4)
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gerhard
Gott gibt es nicht-
Sonst hätte nicht Paolo so jung sterben müssen sondern das Monster, dass seine Mutter und seinen Vater erdrosselt, getötet und in die Etsch geworfen hat.
Oder ein guter Gott hätte die Welt von Priestern, die kleine Kinder missbrauchen, befreit.
Gott gibt es nicht-
Die Bank ist eine rührene Geschichte, ein gute Tat.
Ich werde heute hingehen.
artimar
@ Gerhard „Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach der Art desjenigen, den wir an uns selbst erleben“, konnte sich nicht mal Albert Einstein einbilden.
bananajoe
@gerhard. Natürlich gibt es Gott, er ist nur nicht für alle wahrzunehmen.
dn
In so einem Moment ist es sicher schwierig in Gott Trost zu finden. Eine gute Idee, um als Gedanke weiterzuleben.