70 Jahre SKI und die Literatur
Im Waltherhaus in Bozen wird heute die Ausstellung „70 Jahre Südtiroler Kulturinstitut und die Literatur“ eröffnet.
Heuer feiert das Südtiroler Kulturinstitut seinen 70. Geburtstag und blickt auf eine Zeit voller Geschichten und Geschichte zurück. Gegründet wurde es 18. Februar 1954 mit der Mission, die durch zwei Diktaturen unterbrochene Verbindung zum deutschsprachigen Kulturraum wieder aufleben zu lassen. Nach der massiven, zwei Jahrzehnte währenden Unterdrückung der deutschen und ladinischen Bevölkerung durch das faschistische Regime herrschte in Südtirol kulturelle Steppe. Das Bildungswesen war desolat, von den Zuständigkeiten, die dem Land mit dem 1972 in Kraft getretenen zweiten Autonomiestatut übertragen wurden, war noch keine Rede, jede Initiative politisch vermint. „Sprache war und ist nirgends und zu keiner Zeit ein unpolitisches Gehege“, schreibt die Nobelpreisträgerin Herta Müller, ehemalige Angehörige der deutschen Minderheit in Rumänien.
Aus dieser Not und Notwendigkeit heraus sah sich das Kulturinstitut in erster Linie der Förderung der deutschen und ladinischen Sprachkultur, angefangen bei der Volksschulbildung bis zum Aufbau eines literarischen Lebens, verpflichtet. Initiativen wie die Meraner Hochschulwochen, das Akademische Forum oder die Südtiroler Hochschülerschaft wurden ins Leben gerufen, Bibliotheken errichtet, Autoren und Autorinnen, Denker und Dichterinnen nach Südtirol eingeladen, Kurse organisiert und deutsch- oder ladinischsprachige Preisträger und Preisträgerinnen ausgezeichnet. Parallel zum Aufbruch politischer und sozialer Jugendkulturen in Europa und Amerika wurde in den 1960er-Jahren auch in Südtirol das enge und rückständige kulturelle Korsett der unmittelbaren Nachkriegszeit zögerlich aufgebrochen.
Literarisch stehen dafür N. C. Kaser, Joseph Zoderer, Claus Gatterer, Anita Pichler, Gerhard Kofler und Franz Tumler Pate. Das Südtiroler Kulturinstitut, inzwischen zu einer dominanten Größe des Kulturlebens herangewachsen, blieb seiner konservativen Ausrichtung treu, scheute jedoch auch vor dezidiert zeitgenössischer Literatur nicht zurück. Der gesellschaftliche Aufbruch, die gefestigte Autonomie und der wachsende Wohlstand ließen ideologische Grenzen mehr und mehr obsolet werden. Einen entscheidenden Schub erfuhr das Kulturinstitut nach dem Millennium, als es sein Angebot entschlossen auf hohe künstlerische Qualität ausrichtete.
Die Ausstellung, kuratiert von Christine Vescoli und gestaltet von Peter Karlhuber, dokumentiert und zeichnet die Geschichte des Südtiroler Kulturinstituts in einem Parcours voller Bilder, Erinnerungen und Zeugnisse, eingebettet in den Kontext des Südtiroler Literaturlebens, nach.
Eröffnung 10. September um 18 Uhr im Waltherhaus Bozen. Die Ausstellung ist bis 12. Oktober, montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und an Samstagen von 10 bis 12 Uhr frei zugänglich.
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