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„Wir brauchen Nachtbürgermeister“

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Die Grünen wollen das Nachtleben in Südtirol attraktiver gestalten und fordern dazu unter anderem sogenannte Nachtbürgermeister zu ernennen.

von Markus Rufin

Das Nachtleben ist prinzipiell ein zweischneidiges Schwert. Für die einen, vor allem Jugendliche, ist es ein entscheidender Faktor für ein qualitativ hochwertiges Leben, für die anderen ist es zumeist eine permanente Störung der Ruhe. Das gilt auch für Südtirol.

Vor allem in Bozen, aber auch in anderen Gemeinden, beklagen sich Bürger immer wieder über zu laute Musik oder den vielen Müll, der nach den Wochenenden liegen bleibt. Dabei hat Südtirol im Nachtleben sogar Aufholbedarf – zumindest nach Ansicht der Grünen.

Trotz einiger gelungener Projekte wie Basis Vinschgau in Schlanders, der Ost West Club in Meran oder das Astra in Brixen, würden sich Jugendliche nach einem Hauch von Berlin, Mailand oder Wien sehnen.

Deshalb haben die Grünen nun einen Beschlussantrag vorbereitet, den sie in der kommenden Sitzungswoche einreichen wollen. Dieser sieht eine Belebung des Nachtlebens vor.

Nach Ansicht der Grünen bringe ein gesundes Nacht- und Kulturleben gleich mehrere Vorteile mit sich. Wirtschaftliche Vorteile ergeben sich durch die Generierung von Umsatz, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Steigerung der Lebensqualität. Daneben fördere das Nachtleben aber auch die soziale Integration und das Verständnis für Vielfalt. Auch in den Bereichen Bildung und mentale Gesundheit komme es zu Verbesserungen, prognostizieren die Grünen. Nicht zuletzt könne die Nachtkultur dazu beitragen, Jugendliche von riskanten Verhaltensweisen abzuhalten.

In ihrem Beschlussantrag fordern die Grünen unter anderem die Einrichtung einer Koordinierungsstelle, die zwischen Vertretern der Nachtkultur, der Verwaltung, der Politik und der Zivilgesellschaft vermittelt und Öffentlichkeitsarbeit betreibt – namentlich einen Nachtbürgermeister.

Diese Funktion ist keine Neuheit. Gleich in mehreren europäischen Städten gibt es eine solche Vermittlungsperson, erstmals wurde diese 2003 in Amsterdam eingeführt. Auch Trient ernannte 2021 mit Giulia Casonato eine solche Nachtbürgermeisterin.

Für die Grünen ist ihr Beschlussantrag richtungsweisend für das Land: „Südtirol muss sich nun die Frage stellen, was unserer Gesellschaft das Nachleben und junge Menschen wert sind. Die Herausforderung liegt darin, den kulturellen und sozialen Wert der Nacht- und Subkultur zu erkennen und konkrete politische und finanzielle Unterstützung umzusetzen.“

Besonders für zurückkehrende Studenten sei das Nachtleben in Südtirol häufig enttäuschend, meint Zeno Oberkofler: „Die Kultur des Nachtlebens ist nicht nur Unterhaltung, sondern ein echter Motor für soziale und kulturelle Innovation. Eine aktive Ausgehszene bereichert die lokale Kulturlandschaft und fördert Integration. Es ist höchste Zeit, dass auch Südtirol den Wert dieser kreativen Ausdrucksräume erkennt. Studierende, aber auch junge Südtiroler:innen, die nach ihrem Studium zurückgekehrt sind, haben das Gefühl, dass ihnen etwas fehlt.“

Im Detail sieht der Beschlussantrag der Grünen neben der Einrichtung der Funktion des Nachtbürgermeisters, die Umsetzung einer entsprechenden Kampagne innerhalb 2025 sowie die Einrichtung einer unabhängigen Arbeitsgruppe, die einen Landesplan erstellen und ein Maßnahmenpaket ausarbeiten soll, vor. Außerdem fordern die Grünen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bozen Räumlichkeiten für ein interdisziplinäres Kulturzentrum mit Clubbetrieb nach Vorbild des Ost West Clubs in Bozen zu gründen und einem unabhängigen Betreiber zur Verfügung zu stellen.

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