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Geld stinkt nicht

Viele innovative Unternehmen haben sich in den letzten Jahren im NOI Techpark angesiedelt. Eines davon ist die HBI Group, die Klärschlamm recyclt – und zu Geld macht.

von Lukas Verdross

Die Geschichte der HBI Group beginnt in Bozen, mit dem Doktorstudium des Umweltingenieus und Firmengründers Daniele Basso. Während diesem kam die Frage auf, wie man den Schlamm, der als Abfallprodukt in Kläranlagen anfällt, bestmöglich wiederverwerten könnte.

„200 Millionen Tonnen an Klärschlamm werden weltweit produziert, fast vier Millionen davon in Italien. Das Problem dabei: Mehr als die Hälfte dieses Schlamms wird einfach entsorgt, das ist nicht nachhaltig“, erklärt Daniele Basso, Gründer. Durch die Entsorgung gehen wertvolle Stoffe des Klärschlamms verloren, darunter Wasser, Energie und wiederverwertbare Materialien. Mit Recycling-Anlagen wie der von HBI können laut Basso bis zu 94 Prozent des Klärschlamms wiederverwertet werden.

Das Ganze funktioniert so: In einem ersten Schritt wird das Wasser mithilfe von chemischen Mitteln vom Klärschlamm getrennt, dadurch können bis zu 85 Prozent des Wassers entzogen werden und das Wasser kann wieder dem Kreislauf zugeführt werden. In einem zweiten Schritt wird aus dem Restprodukt synthetisches Gas hergestellt, das dann wiederum für den Betrieb der Maschine benutzt wird. „Momentan“, so Basso, „können wir den Energiebedarf der Maschine damit exakt decken. In einem zweiten Schritt möchten wir nicht nur energieneutral sein, sondern sogar mehr Energie herstellen, als man benötigt.“

Als Abfallprodukt des Prozesses bleibt ein Pulver übrig, in dem Wertstoffe enthalten sind, die von der EU als kritisch und strategisch wichtig eingeschätzt werden, wie beispielsweise Phosphor.

Momentan gibt es erst eines dieser Systeme, das zu Testzwecken eingesetzt wird. Zuerst war es für sechs Monate lang im Bozner Klärwerk installiert, danach wurde es in Venedig eingebaut. Beide Einsätze liefen laut Basso sehr vielversprechend ab, die Industrialisierung sei bereits geplant. Vor wenigen Wochen erhielt das Unternehmen auch das nötige Kleingeld dafür: 15 Millionen Euro nahm man in einer Finanzierungsrunde ein, damit sollen die ersten dieser Anlagen gebaut werden. Fokussieren will man sich vor allem auf Italien erst einmal, ganz besonders in Südtirol möchte Basso unbedingt eine Fabrik für seine Aufbereitungsmaschinen bauen.

„Das ist das logische Ende dieser Geschichte. Alles begann hier in Bozen mit meinem Doktorstudium, dann ging es weiter mit dem Techpark, den Förderungen der Landesregierung, dann die Testphase in der Bozner Kläranlage. Alles, was jetzt noch fehlt, ist hier eine unserer Maschinen hinzustellen. Sieben Jahre Arbeit in Südtirol, von uns, aber auch von unserem Umfeld wie NOI Techpark, dann können wir die erste Fabrik doch nicht irgendwo anders hinstellen. Das wäre absurd.“

Der Bau der ersten Anlagen ist auch höchst an der Zeit, wenn man sich den selbstgesteckten Plan der HBI Group ansieht. Bis Ende 2025 will man bereits mehrere Anlagen in Italien haben, den heimischen Markt konsolidieren und bereits erste Expansionen ins Ausland unternehmen. Im Jahr 2027 will man bereits eine gute Marktposition in der EU haben und ins EU-Ausland expandieren. Bevor es dann 2030 an den Aktienmarkt gehen soll, der letzte Schritt den ein Start-Up unternimmt.

„Momentan fokussieren wir uns vor allem auf Italien, aber wir schauen uns auch den Markt in den DACH-Regionen an. Auch Spanien und Nordeuropa haben wir im Blick“, erklärt Basso. Die letzteren Länder sind besonders wegen der recht einfachen Bürokratie interessant. Hier profitiere man davon, dass Italien eine der komplexesten Bürokratien Europas habe. „Wenn es für Italien passt, dann passt es fast überall“, so Basso.

Die Arbeit im NOI Techpark hat das junge Unternehmen vor allem bei der Bewältigung der überkomplexen italienischen Bürokratie geholfen, auch bei der Weiterbildung, vor allem aber durch die Präsenz des Unternehmens im Start-Up-Park in Bozen Süd.

„Aber auch bei der Suche nach Investoren, bei der Schaffung eines Netzwerkes und vor allem beim Ansuchen der Förderung im Rahmen des Landesgesetzes Forschung und Innovation war der NOI Techpark sehr wichtig“, sagt Basso. HBI bekam eine Landesförderung im Jahre 2020. Dadurch konnte der erste Prototyp finanziert werden, der im Bozner Klärwerk eingebaut wurde.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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