Umschreibungen?!
Wie lassen sich historische lyrische Texte samt Inhalten literarisch in die Gegenwart holen? Dieser Frage widmet sich die Lesereihe 1/2 Mittag, welche heuer zum neunten Mal im Lesehof der Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann stattfindet.
Mit einem Open Call wurden drei Texte zur Bearbeitung ausgeschrieben, die seit geraumer Zeit unterschiedliche gesellschaftliche Phänomene (Heimat, Liebe, Glaube) sowohl repräsentieren als auch mitbestimmen. Diese Phänomene mit literarischen Mitteln zur Diskussion zu stellen, heißt auch, sich zu fragen, inwiefern ihre Themen heute noch zeitgemäß sind beziehungsweise sein können. Der Einladung zu diesem Experiment ist eine Vielzahl von Autor:innen mit höchst unterschiedlichen Zugängen in insgesamt fünf Sprachen gefolgt. Je drei Umschreibungen pro Ausgangstext werden an den Samstagvormittagen in der Teßmann vorgestellt und anschließend in Podiumsdiskussionen bei Kaffee und Brioches besprochen.
Am 7. September wird der Liedtext zum Bozner Bergsteigermarsch Wohl ist die Welt so groß und weit (Karl Felderer, 1926), der inoffiziellen Südtiroler Landeshymne, in den Umschreibungen von Katja Renzler, Leah Maria Huber und Helga Maria Gorfer vielgestaltig dekonstruiert. Wie kann/soll/darf/muss man heute über Heimat schreiben?
Am 14. September präsentieren Lorena Pircher, Norbert Mayr und das Autorinnenduo Michaela Grüner und Sonja Hartner ihre Umschreibungen des Liebesgedichts Frölich zärtlich lieplich und klärlich, lustlich stille leise von Oswald von Wolkenstein (um 1400). Sind Liebesbekundungen solcher Art aus der Zeit gefallen?
Am 28. September steht der Cantico delle creature (dt. Sonnengesang, um 1225) von Franz von Assisi auf dem Programm. Mögliche Antworten auf die Frage, wie eine derartige Hymne im Jahr 2024 beschafft sein kann, liefern mit ihren Umschreibungen Davide Goldner, Gregor Biberacher und Laura Giovannini.
Die Lesereihe 1/2 Mittag ist eine Kooperation der Südtiroler Autor:innenvereinigung mit der Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann, kuratiert und moderiert von Eeva Aichner und Matthias Vieider. Die Lesematineen beginnen jeweils Samstag um 10 Uhr (Einlass: 9:30 Uhr) und finden bei freiem Eintritt im Lesehof der Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann in der A.-Diaz-Str. 8 in Bozen statt, bei schlechter Witterung im Lesesaal.
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