Magische Szenerien
Der Bozner Architekt und preisgekrönte Aquarellist Silvano Tacus zeigt in der Kleinen Galerie Bildgedichte der geheimnisvollen Gärten der Villa Borghese und der Villa Pamphili.
„Plenum immersionem“ würde ein alter Vorfahre von uns in Tunika und Sandalen sagen – oder – in der heutigen, aktuelleren und zeitgemäßeren Sprache würden wir sagen: „Vollständiges Eintauchen“. Das ändert kaum etwas, denn bei diesem künstlerischen Ereignis, das der Aquarellist Silvano Tacus vorschlägt, ist das Eintauchen total. Ein Eintauchen nicht in das Studium von Sprachen, sondern ein echtes und tiefes Eintauchen in… Grün. Oder besser gesagt, in die verschiedenen Schattierungen und Nuancen des Grüns, wie zum Beispiel in der Villa Borghese, wo Magnolien, Zypressen und Libanon-Zedern in völliger Harmonie um grasbewachsene Flächen vor dem Hintergrund eines warmen blauen Himmels konkurrieren.
Auch der „Piano dei Licini“ in der Villa Pamphili mit seinen Obstbäumen, Walnüssen, Haselnüssen, Birnen und Granatapfelbäumen sowie den prächtigen Palmen entfernter Herkunft bietet seine Wunder und verleiht den Gärten einen exotischen Reiz.
Bevor er zu Pinsel und Farbe greift, beobachtet und untersucht der Künstler sorgfältig jeden Winkel dieser und anderer Parks und spürt mit großer Intuition jeden Anhaltspunkt auf, der seine Palette inspirieren könnte.
Er ist weit gereist, nicht nur in der schönen italienischen Halbinsel, sondern auch in entlegene Winkel ferner Länder, um die Farben und Nuancen anderer Kulturen einzufangen. Sein Zauber liegt jedoch nicht nur in der Erfassung von Pinienwäldern, Zweigen, Blättern und duftenden Blüten, sondern auch in den Wasserspielen, die aus Brunnen mit lauten, lebendigen Wasserfällen fließen, die mit meisterhaftem Geschick von alten und modernen Botanikern geschaffen und gepflegt werden. Ebenso schön sind die zahlreichen Becken aus Travertin oder feinem Marmor, die plastisch modelliert sind und aus denen lebendige Wasserfontänen hervorsprudeln. Auch andere Werke, die nicht der Natur entstammen, hat Silvano mythisiert und in ihrer körperlichen Starrheit modelliert, wo verschiedene harmonische Linien einer geschickten Architektur ihnen jenen Hauch von Leben verleihen, der sie unvergänglich macht. Denkmäler, Kapellen, kleine Tempel, Kapitelle, Bögen und Gewölbe, die von Becken mit zoomorphen Elementen flankiert werden, tauchen aus der Dunkelheit eines Pflanzengewölbes auf, um sich mit plötzlichen Marmorblitzen zu präsentieren, als wären sie der „Genius Loci“ dieser Märchenparks. In diesen wunderbaren Aquarellen wird das Wechselspiel zwischen den verschiedenen Grüntönen – dem vorherrschenden Thema -, sei es Oliven-, Salbei-, Türkis- oder Moosgrün, durch dunkle Grüntöne verstärkt, um der magischen Szenerie der Baumkulissen Tiefe und Kontrast zu verleihen. (Enrico Farina)
Silvano Tacus, Kleine Galerie, Bozen, Lauben 30 (Altes Rathaus) bis zum 18. September. Mo-Fr 10-12, 16-18/ Sa 10-12.
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