„Schluss mit dem Schmierentheater“
Der Verbraucherschutzverein Robin beanstandet wiederholt einen öffentlichen Zugang zum Kalterer See und kritisiert die Position von Land und Gemeinde.
von Christian Frank
Trotz weiterhin sommerlicher Temperaturen neigt sich die warme Jahreszeit dem Ende zu und wird bald dem kühleren Herbst weichen. Das bedeutet auch, dass zusehends weniger ein Sprung in das erfrischende Nass vorliebgenommen wird und die Badesaison sukzessiv ihren Abschluss finden wird. Angesichts dessen blickt der Verbraucherschutz Robin auf das Überetsch und zieht einmal mehr eine scharfe Bilanz.
„Das Land Südtirol und die Gemeinde Kaltern haben es ein weiteres Jahr in Folge verpasst, den Kalterer See kostenfrei für die Allgemeinheit ordentlich zugänglich zu machen“, lautet die Kritik des Verbraucherschutzvereins. Gebetsmühlenartig beanstandet der Verein einen freien und ordentlichen Zugang zum Kalterer See und hat zu diesem Zweck gar eine Petition ins Leben gerufen, doch von handhabender Ebene kommt wenig. Dabei, so der Verbraucherschutz, tat Landeshauptmann Arno Kompatscher im Oktober vergangenen Jahres die Petition noch als obsolet ab, da es auf der Hand liege, dass ein öffentlicher Zugang eingerichtet werde. Es liege an der Gemeinde, sich Gedanken über die konkrete Umsetzung zu machen.
Diesen Ball spielte die Kalterer Bürgermeisterin Gertrud Benin Bernard kürzlich zurück und befand auf Anfrage im Gemeinderat, dass die Realisierung eines öffentlichen Zugangs nicht in der Zuständigkeit der Gemeinde liegt. Zudem hob sie den bereits existierenden öffentlichen Zugang neben dem Lido hervor. Dabei handelt es sich im Grunde um eine wenige Quadratmeter große Stegfläche mit einer Leiter, die in den See führt. Für den Verbraucherschutzverein ist dies mitnichten ein angemessener Zugang.
„Es ist ein winziger Steg zum Einstieg ins Wasser, ohne eine Form von Aufenthaltsbereich oder Liegefläche, außer man möchte auf dem Teer des Parkplatzes sein Handtuch auslegen“, so der Verein Robin. Nicht bloß der Verbraucherschutzverein beäugt den bestehenden Zugang kritisch und als keine ausreichende Lösung, sondern auch der Kalterer Gemeinderat der Freiheitlichen, Dietmar Zwerger. Er bezeichnete den Zugang als „unsympathisch“ und „wenig einladend“.
„Wenn man aus dem See steigt, ist man sozusagen mit einem Fuß auf dem sich daneben befindlichen Parkplatz. Es reicht höchstens für einen kleinen Sprung ins Wasser“, so Zwerger.
Als einziges aktives Signal, welches man von Seiten der Gemeinde wahrnehmen konnte, ist laut Zwerger die mündlich festgehaltene Äußerung, dass die Gemeinde sich der Verschönerung des bestehenden Zugangs annimmt. Konkrete Zugeständnisse oder Vorstellungen blieben aus.
Für die Errichtung eines neuen Seezugangs gab es laut dem Verein Robin jedoch bereits eine günstige Gelegenheit, nämlich das verlassene Militärgelände am Ostufer des Sees.
„Der dafür geeignete Militärstand befindet sich im Eigentum des Landes, die Gemeinde Kaltern ist Hauptanrainerin. So hatten es die beiden in der Hand, einen freien und ordentlichen Zugang für die Bevölkerung zu verwirklichen“, zeigt der Verein auf.
Stattdessen werde ein „Ping-Pong-Spiel inszeniert“, bei dem die Verantwortung zwischen Land und Gemeinde jongliert wird.
„Dieses unwürdige Schmierentheater muss beendet werden“, so der Verbraucherschutzverein. Robin fordert von den Bürgermeistern Südtirols und von den Gemeinderäten: Bei Infrastrukturprojekten, die öffentliche Güter betreffen, muss unbedingt eine Gegenleistung zugunsten der Bevölkerung erfolgen, zum Beispiel im Sinne von Verbesserungen des Erholungswertes der Natur und weiteren direkten Ausgleichsmaßnahmen.
Der Geschäftsführer des Vereins, Walther Andreaus, beharrt auf das Grundrecht der freien Nutzung der Naturgüter und gibt zu bedenken, dass man für Vorzeigebeispiele den Blick nicht weit schweifen lassen muss. In Bayern und Trient beispielsweise sind so gut wie alle Seen mit einem öffentlichen Zugang ausgestattet.
„Öffentliche Güter sollten nicht den Interessen weniger, sondern dem Wohl aller dienen. Wird dieser Ausgleich nicht vollzogen, so kommt es über kurz oder lang zu einer gefährlichen Spaltung der Gesellschaft, die jene verantworten müssen, die unnachgiebig und uneinsichtig sind. Es gilt, Brücken zu bauen, durch diejenigen, die die Kraft dazu haben, die also nicht Bedürftige sind und sich auf Kosten anderer zu stärken versuchen“, so Andreaus. Als weitere Beispiele nennt der Verein auch die geplanten Kalterer Wasserspeicher. Diese sollten demnach ebenso frei zugängliche Bade- und Erholungsmöglichkeiten beziehungsweise eine Wassernutzung für die allgemeine Bevölkerung anbieten.
Der Vereinschef macht erneut auf die weiterhin laufende Petition aufmerksam, welche knapp unter der 7.000-Unterschriftenmarke liegt.
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