Demanega soll weg
Am Freitag könnte Michael Demanega aus der Leitung des Schützenbundes gewählt werden. Der vorgebliche Grund: Seine im Februar übernommene Stelle als Referent von Sicherheitslandesrätin Ulli Mair, die als parteipolitisches Amt wahrgenommen wird. Es laut Statut aber nicht ist.
von Thomas Vikoler
Die Messer werde gewetzt und das Schlachtfest wird grandios sein, sagte einst der Brunecker Dichter Norbert C. Kaser in seiner berühmten Brixner Rede. Damals ging es um eine kulturpolitische Abrechnung mit den „Heilige Kühen“. Auch im Südtiroler Schützenbund, einer der unausgesprochenen Angriffspunkte von Kasers Rede, werden derzeit die Messer gewetzt.
Diesen Eindruck hat jedenfalls Michael Demanega, Bauingenieur, Bundesmajor aus dem Unterland und Mitglied der Bundesleitung, in Bezug auf die jüngsten Vorgänge im Südtiroler Schützenbund.
„Man will ein politisch-persönliches Tribunal gegen mich inszenieren“, schreibt Demanega in einer Mail vom Donnerstag dieser Woche an die Mitglieder der Hauptleuteversammlung Burggrafenamt. Diese hat auf ihrer jüngsten Sitzung vergangene Woche nämlich beschlossen, für die nächste Sitzung der Bundesleitung am Freitag kommender Woche einen Misstrauensantrag gegen Demanega einzubringen.
Der Bundesmajor aus Salurn, langjähriger Parteifunktionär der Freiheitlichen und aktuell Medienbeauftragter in der Bundesleitung, soll also aus dieser also entfernt werden.
Das gegen ihn was im Gange ist, bemerkte der Unterlandler Bundesmajor Anfang März dieses Jahres. Das hängt zeitlich und inhaltlich damit zusammen, dass er am 21. Februar in den Landesdienst als persönlicher Referent von Sicherheits- und Wohnbaulandesrätin Ulli Mair (Freiheitliche) eingetreten ist. „Ich bin ein Beamter und meine Stelle ist kein parteipolitisches Amt“, betont Demanega.
Teile der Bundesleitung, speziell Landeskommandant Roland Seppi, Geschäftsführer Egon Zemmer und Bundesleitungsmitglied Hannes Holzer, sowie der Bezirk Burggrafenamt, sehen es anders. Sie gehen davon aus, dass es sich um eine politische Nominierung Demanegas handelt, der zudem für eine Landesregierung arbeite, die sich mit den postfaschistischen Fratelli d‘ Italia zusammengetan hat. Als mit dem Feind gemeinsame Sache macht.
Deshalb bestehe eine Unvereinbarkeit des aus Salurn gebürtigen Bundesmajors, weiter der Bundesleitung anzugehören.
In den darauffolgenden Monaten gibt es zwar keinen formellen Beschluss zu dieser Geschichte – aber offensichtlich Konflikte zwischen Landeskommandant Seppi und Demanega.
Etwa wegen einer geplanten Presseaussendung des Schützenbundes zu den Militärpatrouillen in Bozen und Meran, die am Ende nicht zustande kam. Der Landeskommandant brachte in Umlauf, der Medienbeauftragte habe sich geweigert, eine solche zu verfassen, dieser selbst sagt, Seppi habe ihm keine inhaltlichen Inputs gegeben.
Am 5. Juli tagt – in Abwesenheit Demanegas – die Bundesleitung, dabei wird die interne Unvereinbarkeits-Debatte fortgeführt. Die Rede ist davon, den persönlichen Referenten von Ulli Mair zum Rücktritt zu bewegen – mit der Drohung, ansonsten ihn per Beschluss aus der Bundesleitung zu werfen. Bereits zu einer früheren Sitzung am 31. Mai wurde ins Sitzungsprotokoll geschrieben: „Michael Demanega hat als Major der Bundesleitung gegen uns geredet. Eine weitere Zusammenarbeit mit ihm ist zu klären“.
Der Betroffene kritisiert, dass es bisher in der Bundesleitung nie eine „offene Diskussion“ zu seiner Position gegeben habe, sondern vor allem verdeckte Hetze.
Auf der nächsten Sitzung am 6. September soll zum „Fall Demanega“ aber zum Showdown kommen. Bereits vor dem Misstrauensantrag der Burggräfler war der Punkt auf die Tagesordnung der Bundesleitung gesetzt worden.
Landeskommandant Seppi will gegenüber der TAGESZEITUNG vorerst nichts dazu sagen. Er spricht von einer „internen“ Angelegenheit, die abgeklärt werden müsse. Das Ergebnis werde mitgeteilt.
Was steckt hinter dem etwas absurd anmutenden Konflikt?
Offenbar gibt es einen Machtkampf um die Mehrheit in der Bundesleitung, in der Demanega eindeutig nicht zum Lager Seppis gehört, der 2022 überraschend zum Nachfolger des hinausgeworfenen Landeskommandanten Jürgen Wirth Anderlan gewählt wurde. Außerdem stehen hinter dem Fall parteipolitische Flügelkämpfe bei den Schützen. So überwiegt im Burggräfler Bezirk eindeutig die Präferenz für die Südtiroler Freiheit, während die Freiheitlichen im Schützenbund seit etlichen Jahren auf dem Rückzug sind.
Die Behauptung, Demanegas im Februar erfolgte Berufung als einer von 13 Referenten der Landesräte sei mit einem Offiziersgrad bei den Schützen unvereinbar, ist, statutarisch gesehen, mehr als zweifelhaft. Im Statut steht nirgends, dass ein Offizier nicht in den Landesdienst eintreten darf. Außerdem gibt es analoge Fälle wie die des Referenten von Regionalassessor Franz Locher oder, zuletzt, eine Landtagskandidatur bei der Liste JWA.
Demanega selbst ist jedenfalls davon überzeugt, dass, um ihn aus der Bundesleitung zu entfernen, eine Statutenänderung notwendig wäre. Einen freiwilligen Rücktritt vermeidet er auch deshalb, um seinen Status rechtlich klären zu lassen. Demanega will an der Sitzung am Freitag teilnehmen, die Entscheidung abwarten und gegebenenfalls vor das Schiedsgericht des Schützenbundes ziehen, das aus drei Anwälten besteht.
Er ist davon überzeugt, dass dieses keine Unvereinbarkeit mit dem Offiziersrang feststellen wird.
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Kommentare (4)
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morgenstern
…., und in China ist ein Fahrrad umgefallen.
artimar
und selbst im Südtirol fällt manchmal was um oder gar auf.
Jeder persönliche Referent weiß doch noch, es ist ein politisches Amt auf Widerruf bzw. auf Zeit und kein Dienstverhältnis mit öffentlichem Wettbewerb.
robby
eigentlich in Freienfeld. Und der Junge ist tot.
nur weil es einen/einer Morgenstern nicht interessiert soll darüber nicht geschrieben werden dürfen? eigenartige und arrogante Einstellung.
gerhard
Als Referent der Landesrätin ist er natürlich politisch beeinflusst.
Er ist langjähriger Parteifunktionär der Freiheitlichen und damit schon immer in seiner Einstellung geprägt.
Das ist ja auch in Ordnung.
Aber da kommen dann ganz schnell wieder Machtspielchen, Wichtigtuerei und Postenkleben zusammen.
Wie lächerlich muss ein Mensch wohl sein, um seinen Offiziersposten bei der Spielzeuggewehrarmee einer ewig gestrigen Kasperlvereinigung
so penetrant zu verteidigen?