Das Aus für die Überetscher Bahn?
Die Gemeindeausschüsse Kaltern und Eppan beurteilen in einem Schreiben die zeitnahe Errichtung der Überetscher Bahn als unrealistisch. Von der Liste Pro Eppan hagelt es Kritik.
von Christian Frank
Die Errichtung einer Überetscher Bahn ist ein mittlerweile beinahe mythisches Thema, welches seit Jahren immer wieder im politischen Diskurs auftaucht. Konkret greifbar bleibt aber nach wie vor nur der rostige Steuerwagen der ehemaligen, 1963 eingestellten, Überetscher Bahn. Wie es nun aussieht, soll es auch in naher Zukunft so bleiben.
Vor zwei Monaten proklamierte noch der junge Landtagsabgeordnete der Grünen Zeno Oberkofler: „Es ist höchste Zeit für die Überetscher Bahn.“
Eine Tramverbindung zwischen Kaltern und Bozen, dafür setzen sich die Grünen seit Jahrzehnten ein und kritisierten jüngst, dass der Landesplan für nachhaltige Mobilität eine effektive Realisierung des Projektes erst für das ferne Jahr 2036 vorsieht.
Die Grünen Landtagsabgeordneten betonten die sowohl ökologischen als auch ökonomischen Vorzüge der umstrittenen Überetscher Bahn und erhofften sich durch eine Umsetzung die Kapazitäten des Busverkehrs zu entlasten und zugleich den Individualverkehr einzugrenzen. Dieses Begehren teilte ebenso die Liste Pro Eppan und drückt nun ihr Missfallen gegenüber den Äußerungen der Gemeinden Eppan und Kaltern aus.
„Seit Jahren setzen wir von Pro Eppan Appiano uns für ein modernes Tramkonzept ein, welches das Überetsch mit der Landeshauptstadt Bozen verbinden soll. Uns ist dabei durchaus bewusst, dass es sich hier um ein ambitioniertes und langjähriges Projekt handelt, welches nur schrittweise umgesetzt werden kann“, heißt es von Seiten der Liste.
Konkrete Gedanken über die Umsetzung scheinen nun jedoch obsolet, denn wie Pro Eppan mitteilt, verfassten die Gemeindeausschüsse Kaltern und Eppan gemeinsam ein Schreiben an den Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. In diesem teilen die beiden Ausschüsse mit: „Die zeitnahe Realisierung der für das Überetsch bevorzugten Lösung der Überetscherbahn wird von beiden Gemeinden zum jetzigen Zeitpunkt als unrealistisch eingestuft. Gründe dafür sind in erster Linie das von der Stadtgemeinde Bozen durchgeführte Referendum mit ablehnendem Ausgang und die veranschlagte Kostensumme von geschätzten 280 Millionen Euro. Die Eintragung der Trassenführung in die Bauleitpläne der Gemeinden macht derzeit keinen Sinn.“
Für Pro Eppan eine herbe Enttäuschung, denn das Projekt auf die lange Bank zu schieben ist für die Liste gleichbedeutend mit einem Aus.
„Wir konnten eine übergemeindliche Arbeitsgruppe mit Kaltern erreichen, welche die Möglichkeit einer Tramverbindung samt Trassenverlauf festlegen sollte. Denn eines ist klar: wenn wir heute keine machbare Trassenführung definieren und diese in den Bauleitplänen der Gemeinden Eppan und Kaltern eintragen, dann könnten wir uns die neue Überetscher Bahn nicht nur sprichwörtlich verbauen“, so die Bewegung.
Zudem macht Pro Eppan darauf aufmerksam, dass den Gemeinden bereits 2020 ein Entwurf eines ausgearbeiteten Trassenkonzeptes vorgelegt wurde.
„Anhand dieser technischen Studie wurden die Verkehrsströme erhoben, ein Betriebskonzept erstellt und insbesondere die mögliche Trassenführung einer Tramstrecke nach Bozen definiert“, so die Liste und kritisiert dahingehend, dass dieses Dokument trotz entsprechender Anträge den Bürgern und Bürgerinnen vorenthalten blieb.
2023 scheiterte ein Beschlussantrag von Pro Eppan die Trasse in den Bauleitplan einzutragen.
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Kommentare (5)
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hermannh
Grüne Träumereien… Realistische Ideen und Grüne passen eben nicht zusammen.
Projekte müssen auch finanziert werden!
felixvonwohlgemuth
Träumereien? Wir konnten bei der geplanten Standseilbahn nach Schenna alle sehen, wie schnell Gelder gefunden werden können, wenn ein Projekt vorliegt. Auch die Tramin Bozen wäre goßteils über staatliche Gelder vinanziert worden.
Zudem könnte ein Teil der geplanten Trasse einer Bahn zwischenzeitlich als dringend benötigte Vorzugsspur für den Metrobus zwischen Eppan und Bozen genutzt werden.
Ich träume gern davon, dass die tausenden Pendler aus dem Überetsch nicht täglich mit dem Bus im Stau stehen und über 40min nach Bozen brauchen!
florianegger
Die Überetscher Bahn ist immer wieder ein dankbares Wahlkampfthema. Alle wissen, dass der politische Wille zur Realisierung feht, aber es lässt sich so herrlich darüber debattieren
felixvonwohlgemuth
Ja Florian….es fehlt der politische Wille der Mehrheit.
andreas
Wie kann es ein Aus für eine Bahn geben, welche noch nie ernsthaft ein Thema war?