„Verfallsdatum einhalten“
Viele Menschen verwenden auch die Sonnencreme vom letzten Jahr. Der Dermatologe Klaus Eisendle warnt davor und zählt ungefährlichere Alternativen auf.
von Stefanie Putzer
Es passiert öfter, dass man zu Hause vergeblich nach einer Sonnencreme sucht, überraschend in einem Rucksack die Sonnencreme vom letzten Jahr findet, mit den Achseln zuckt und diese aufträgt. Dermatologen warnen jedoch vor solchem Handeln, da alte Sonnencreme schädliches Benzophenon enthalten kann.
Was ist aber Benzophenon und was ist daran so gefährlich? Der Dermatologe Klaus Eisendle hat dafür die passende Antwort parat und erklärt, warum man bereits bei Octocrylen die Ohren spitzen sollte. „Octocrylen und Benzophenon sind chemische UV-Filter, die in manchen Sonnencremen verwendet werden, wobei Octocrylen in der EU zugelassen ist, Benzophenon hingegen ist als UV-Filter nicht mehr erlaubt, da es im Verdacht steht krebserregend zu sein. Das Problem ist, dass bei längerer Lagerung Octocrylen zu Benzophenon zerfällt“, so Eisendle. Zudem scheint Octocrylen oder sein Zerfallsprodukt teilweise für das Korallensterben verantwortlich zu sein.
Hierbei unterstreicht der Dermatologe, dass dennoch nach wie vor die Sonne die größte Gefahr bleibt: „Die Sonne ist mit Sicherheit krebserregend und das gefährlichste Kanzerogen der Haut überhaupt. Da Benzophenon gut vor Sonnenstrahlen schützt, relativiert sich seine Gefährlichkeit etwas.“ Demnach wäre es Eisendle zufolge viel gefährlicher aus unbegründeter Angst auf einen Sonnenschutz zu verzichten. „Alle in der EU zugelassenen Sonnencremen sind getestet und sicher – die größte und sicherste Krebsgefahr für die Haut ist die Sonne – geringe Mengen an Benzophenon sind im Vergleich zur UV-Strahlung vernachlässigbar“, betont der Dermatologe.
Trotzdem empfiehlt Eisendle, Sonnencremen mit Octocrylen nicht über das Verfallsdatum hinaus zu verwenden, und führt einige octocrylenfreie Alternativen an. „Es gibt mineralische Sonnencremen, deren UV-Filter aus Substanzen bestehen, welche in der Natur als Mineralien, wie Zinkoxid oder Titandioxid, vorkommen. Diese können die UV-Strahlen sowohl absorbieren als auch reflektieren und streuen“, erklärt Eisendle.
Allgemein solle, so der Dermatologe, bereits beim Kauf auf das Verfallsdatum geachtet werden. „Manche Cremen halten bis zu zwei Jahre, dann sollten sie bei richtiger Verwendung verbraucht sein. Cremen die seltsam riechen, zum Beispiel nach Maggi, oder den Farbton wechseln, sollten – unabhängig vom Verfallsdatum – nicht mehr verwendet werden“, warnt Eisendle. „Bei richtiger Lagerung kann eine Sonnencreme – die kein Octocrylen enthält – auch etwas über das Verfallsdatum verwendet werden. Sonnencremen die mehr als ein Jahr verfallen sind, sollten allerdings auf jeden Fall entsorgt werden. Vor allem da ab diesem Zeitpunkt der Lichtschutzfaktor nicht mehr gewährleistet wird und somit kein ausreichender Sonnenschutz mehr bestehen kann.“
Aber auch die Menge der verwendeten Sonnencreme dem Dermatologen zufolge eine wichtige Rolle. „Zwei bis vier Zentiliter – das sind ein bis zwei Schnapsgläser – sollten für den ganzen Körper mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30 verwendet werden. Zudem sollte man nicht vergessen, sich auch nach dem Schwimmen wieder einzucremen“, betont Eisendle. „Sollte viel Sonnencreme übrigbleiben, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass zu wenig eingecremt wurde.“ Somit ist übrig gebliebene Sonnencreme weniger eine Einladung, diese weiter zu verwenden, sondern vielmehr die Warnung, dass man sich möglicherweise nicht genug eingecremt hat.
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