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Miserable Honigernte

Südtirols Imker verzeichnen heuer einen Rückgang der Honigernte um rund 50 Prozent. Schuld daran ist das schlechte Wetter im Frühling. Der Rittner Imker Manuel Staffler berichtet auch über ein anderes Phänomen: Vergiftung und Diebstahl von Bienenstöcken.

von Hanna Platzer

Laut dem Südtiroler Imkerbund gibt es in Südtirol 3.700 Imker. Sie sind in 114 Ortsgruppen organisiert und zusammengeschlossen. Mehrere Ortsgruppen zusammen bilden den Imkerbezirk, von denen in Südtirol 14 bestehen. Die meisten Imker im Lande praktizieren das Imkern als Hobby oder Nebenerwerb, es gibt rund 20 Berufsimker.

Das Interesse an der Imkerei steigt von Jahr zu Jahr. Laut Imkerbund praktizieren sie junge Erwachsene, darunter vor allem Frauen, als neues Hobby. Die Schnupperkurse und Grundkurse sind ausgebucht sind.

Der Klobensteiner Imker Manuel Staffler kann das große Interesse bestätigen. „Ich habe bemerkt, dass in den letzten Jahren sehr viele Menschen auf den Geschmack der Imkerei gekommen sind. In meinem kleinen Geschäft in Klobenstein verkaufe ich verschiedene Artikel für die Imkerei. In den vergangenen Jahren habe ich viele neue Kunden dazugewonnen, welche mit der Imkerei begonnen haben“, erklärt Staffler.

Damit das Handwerk der Imker auch weiterhin besteht gibt es Landesförderungen, hierfür müssen jedoch bestimmte Kriterien erfüllt werden. Zum Beispiel muss die Ausbildung in einer Imkerschule absolviert werden. Dieses Jahr wurden aufgrund der Anzahl von Bienenvölkern durch das Land 374.579,88 Euro für das entsprechende Programm für den Zeitraum vom 1. Juli 2024 bis zum 30. Juni 2025 zugewiesen. Die Gelder stammen zu 70 Prozent aus dem nationalen Rotationsfonds und zu 30 Prozent aus dem Europäischen Garantiefonds für Landwirtschaft (EGFL).

Wer als Imker die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, kann einen Antrag erstellen. Besonders in diesem Jahr sind die Imker auf Unterstützung angewiesen. „Ich bin erschüttert, wie schlecht die diesjährige Honigernte ausgefallen ist“, berichtet Staffler.

Durchschnittlich wird in Südtirol zwischen 15 und 18 Kilogramm Honig pro Bienenvolk im Jahr hergestellt. Ein Bienenvolk besteht aus 40.000 bis 60.000 Bienen. Eine Biene produziert in einem Jahr erstaunlicherweise lediglich einen Teelöffel Honig.

In Südtirol ist die heurige Honigernte um 50 Prozent gesunken, berichtet der Südtiroler Imkerbund. Nicht nur in Südtirol sei die Honigernte ausgefallen, auf dem Staatsgebiet gibt es sogar einen 90-prozentigen Rückgang gegenüber dem Vorjahr.

Der Imker Manuel Staffler hat eine einfache Erklärung für den Ernteausfall: Die Wetterbedingungen im Frühling. „Im April und Mai war es für die Blüten viel zu kühl und es hat ständig geregnet. Die Bienen konnten nicht aus ihrem Stock fliegen, um genügend Pollen einzusammeln. Der wenige Honig, welcher hergestellt wurde, brauchten die Bienen für sich selbst und ihre Larven“, erklärt der Imker. Glücklicherweise waren die Honigernten in den letzten zwei Jahren sehr gut, sodass die Imker weiterhin Honig aus den Vorjahren verkaufen können.
Manuel Staffler berichtet, dass in Südtirol fünf Honigsorten hergestellt werden: Waldhonig, Alpenrosenhonig, Blütenhonig, Kastanienhonig und Akazienhonig. „Der Waldhonig und der Alpenrosenhonig ist der Verkaufsschlager, da diese Honigsorten nur hier in Südtirol und in gewissen Gebieten in der Schweiz und Österreich hergestellt werden können. Die Touristen in Südtirol kaufen jährlich mehr als die Hälfte des Südtiroler Honigs“, weiß der Imker vom Ritten. „ Die Imker in Südtirol vermarkten und verkaufen zu 90 Prozent ihren Honig selbst. Sie haben mittlerweile ihre Stammkunden und in den Sommermonaten erfreuen sich die Touristen über ein Glas Honig. Hobbyimker verschenken ihren Honig grundsätzlich an Familie, Freunde und Verwandte.“

Lediglich einzelne Imker seien in der Lage, örtliche Geschäfte zu beliefern, erläutert Staffler. Die Honigherstellung in Südtirol ist demnach keine Massenproduktion. Wirft man einen Blick auf die Preise, zeigt sich, dass Qualität ihren Preis hat. Denn der Kilopreis für Honig liegt in Südtirol bei 18 Euro. In Italien hingegen bei knappen 14 Euro und auf den Weltmarkt wird Honig zwischen vier und sechs Euro angeboten. Staffler behauptet jedoch, dass in Südtirol kein Konkurrenzkampf zwischen den Imkern bestehe, da die Nachfrage an regional hergestellten Südtiroler Honig sehr hoch sei. „

Ein Phänomen, welches in letzter Zeit häufiger aufgetreten ist, ist die Zerstörung und Vergiftung von Bienenstöcken. Auch das Stehlen von Bienenvölkern kurz vor der Honigernte kommt vor. Imker Staffler kann dies absolut nicht nachvollziehen. „Ich bin mit Leib und Seele Imker, die kleinen Tierchen bereiten mir jeden Tag eine Freude und ich pflege sie, als wären sie meine eigenen Kinder“.

 

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