Autohaus in Konkurs
Gegen den historischen Bozner Autohändler Brasolin Auto GmbH ist wegen Zahlungsunfähigkeit das Konkursverfahren eröffnet worden. Die Filiale in der Einsteinstraße mit mittlerweile geschlossen.
von Thomas Vikoler
Während der Corona-Pandemie gab es in Südtiroler auffallend wenig Konkurse, was als Indiz für die Solidität der hiesigen Betriebe gelesen werden kann. Zu Konkursen kommt es freilich auch außerhalb von wirtschaftlichen Krisenzeiten wie das Beispiel des historischen Bozner Autohändlers Brasolin Auto GmbH zeigt.
Am Landesgericht wurde vor zehn Tagen der Konkurs des in der Bozner Einsteinstraße Nr. 1 angesiedelten Unternehmens eröffnet, am 31. Oktober wird in einer weiteren Verhandlung eines Richtersenats unter Vorsitz von Gerichtspräsidentin Francesca Bortolotti erstmals der Schuldenstand erhoben.
Die Konkurseröffnung ausgelöst hat ein Unternehmen namens Autoshop Bolzano, das am 20 Juni einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Für eine vergleichsweise geringfügige Forderung von 12.241,56 Euro, welche das bekannte Autohaus nicht bezahlen wollte oder konnte. Das gleiche gilt für eine Stromrechnung bei Alperia, was zeigt, dass Brasolin Auto auch kleine Rechnungen nicht mehr beglich.
Zuvor hatte ein Eintreibungsinstitut Forderungen von 759.177,25 Euro geltend gemacht, außerdem gibt es einen ausstehenden Bankkredit von zwei Millionen Euro, auf dem mehrere Hypotheken lassen, wie aus der Verfügung zur Konkurseröffnung hervorgeht.
Die Firma Autoshop hat ihren Konkursantrag inzwischen zurückgezogen, dafür hat die Staatsanwaltschaft am 31. Juli einen solchen gestellt. Die Staatsanwaltschaft war zuvor bereits von einer Immobiliarvollstreckung gegen das Autohaus im April informiert worden war. Der Vollstreckungsrichter listete Forderungen in der Höhe von 2,8 Millionen Euro auf. Es folgten weitere Anträge der Sparkasse in Höhe von 185.830,39 Euro und der Agentur der Einnahmen von 830.347,50 Euro.
„Die Zahlungsunfähigkeit der Brasolin Auto GmbH liegt auf der Hand“, heißt es dazu in der Verfügung zur Eröffnung des Konkursverfahrens des Landesgerichts Bozen.
Bereits in der letzten verfügbaren Bilanz im Jahre 2021 hatte das Autohaus Verluste von 1.945.411 Euro ausgewiesen. Den Forderungen von 460.364 Euro standen Verbindlichkeiten von 2.252.093 Euro gegenüber. Außerdem liegt ein Schreiben von einer Wirtschaftsberater-Kanzlei vor, die am 31. August 2023 ihren Beraterauftrag mit Brasolin Auto zurückgelegt hat. Begründung: Die Firmenleitung, die schlecht organisiert sei, habe sich geweigert, geeignete Maßnahmen zur wirtschaftlichen Sanierung des Unternehmens zu setzen.
Es sieht also alles andere als gut aus für das Autohaus, das in den vergangenen Jahrzehnten sehr präsent auf dem hiesigen Automarkt war. Früher hatte Brasolin eine Vertretung für Fahrzeuge der Marke Fiat, ab 2013 für die Marke Hyundai. Dazu verkaufte das Autohaus Gebrauchtwagen aller Art und erhielt eine Werkstatt.
Am 25. Juli erklärte das vom Brescianer Anwalt Danilo Griffo, dass der Inhaber und gesetzliche Vertreter des Autohauses bereit sei, die Verbindlichkeit gegenüber der Firma Autoshop Bolzano mit privatem Geld zu begleichen. Was aber offenbar nicht erfolgte.
Das Gericht hat inzwischen den Wirtschaftsprüfer Alessandro Zadra zum Konkursverwalter ernannt. Er muss sich allerdings einen Überblick über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens machen. Bisher weiß er lediglich so viel: Die Filiale(n) in Bozen Süd sind derzeit geschlossen, Ende Juni ist der letzte Angestellte der Brasolin Auto GmbH entlassen worden.
Der neue rechtliche Begriff für einen Konkurs lautet in Italien seit einigen Jahren „liquidazione giudiziale“, wörtlich also gerichtlich verfügte Auflösung einer juristischen Person.
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