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„Hochgradig ansteckend“

Elke Maria Erne (Foto: Sabes)

Nach mehreren durch den Norovirus verursachten Krankheitsausbrüchen erklärt Primaria Elke Maria Erne, was diesen Virus so infektiös macht. Und wie man einer Erkrankung vorbeugen kann.

von Sandra Fresenius

„Den Norovirus gibt es weltweit. Er ist an und für sich kein sehr aggressiver Virus, aber er ist sehr ansteckend im Vergleich zu anderen Viren“, erklärt Elke Maria Erne, Primarin der Abteilung für Infektionskrankheiten, nachdem vergangene Woche eine Gruppe von Touristen aufgrund starker Magen-Darm-Probleme in die Notaufnahme des Krankenhauses von Brixen eingeliefert worden war.

Neben diesen typischen Symptomen kann eine vom Norovirus verursachte Erkrankung zusätzlich noch von Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen begleitet werden. Die Symptome äußern sich bereits kurz nach der Ansteckung weiß Erne: „Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwischen sechs Stunden und maximal zwei Tagen.“ Die Beschwerden selbst würden anschließend etwa ein bis zwei Tage anhalten. Allerdings bleibt eine erkrankte Person auch noch etwa zwei Tage nach dem Abklingen der Symptome ansteckend.

Da es keine spezifischen antiviralen Medikamente oder gar einen Impfstoff gibt, würden allenfalls „unterstützende Maßnahmen“, in Form von Medikamenten, die die Symptome unterdrücken, den Betroffenen Linderung verschaffen, so Erne. Wichtig sei jedoch, im Falle einer Erkrankung viel zu trinken, um den durch Erbrechen und Durchfall verursachten Flüssigkeitsmangel wieder auszugleichen. Vor allem bei kleinen Kindern oder älteren Menschen sei auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten, unterstreicht Erne. Im Ausnahmefall, sollte der Flüssigkeitsverlust so groß sein, dass dies für die Gesundheit zur Gefahr werden könnte, müsste eine Infusionslösung gelegt werden, so die Primarin der Abteilung für Infektionskrankheiten. Im Normalfall aber müsste beim Auftreten der typischen Symptome nicht einmal ein Arzt aufgesucht werden.

„Da der Virus durch Schmierinfektion sehr schnell und leicht übertragbar ist, weil Viren, nach dem Erbrechen oder Durchfall an den Händen verbleiben, gilt als eine der wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen daher die Händehygiene – und dies nicht nur beim Norovirus sondern generell bei Viruskrankheiten. Man sollte sich immer wieder die Hände waschen, vor allem aber vor dem Essen. Man muss das wirklich konsequent durchziehen“, betont Erne. Weiterhin können auch kontaminierte Lebensmittel, verunreinigtes Wasser sowie verunreinigte Gegenstände, wie beispielsweise Türgriffe oder Handläufe, aber auch Bettwäsche und Handtücher zur raschen Verbreitung der Krankheit beitragen.

Die Ursache des starken Ausbruchs der Erkrankung auf der Seiser Alm bleibt indessen daher auch ungeklärt. Ein Hüttenwirt, der nicht namentlich genannt werden möchte, berichtet: „Die betroffenen Touristen sind auf der Seiser Alm wandern gewesen. Bei uns sind sie allerdings nicht eingekehrt. Sie haben also weder die Toiletten, noch die Terrasse oder die Gaststube betreten. Als den ersten Leuten schlecht geworden ist, sind sie umgekehrt und haben sich in der Wiese draußen niedergelegt. Dort sind sie von der Bergwacht abgeholt worden.“ Da die Hütte also selbst nicht in Kontakt gestanden hätte mit den Erkrankten, sei anschließend auch kein Anruf seitens der Sanität bei ihm eingegangen, meint der Hüttenwirt. Er kann sich nicht erinnern, dass ein so akuter Krankheitsausbruch, der zudem gleich mehrere Personen betraf, schon einmal in der Gegend vorgekommen sei. „Wenn sich die Krankheitsfälle häufen, dann macht man sich schon Sorgen. Aber bis dato hatten wir noch keine Fälle im Haus und so gab es von der Sanität wohl auch keinen Bedarf, uns über Hygienemaßnahmen oder vorbeugende Schritte zu informieren“, sagt der Wirt. Aufgrund der sehr kurzen Inkubationszeit kann eine Erkrankung jedoch jeden und jederzeit treffen und es sei kaum möglich, das Virus mit vorbeugenden Maßnahmen fernzuhalten – besonders an den Orten nicht, wo viele Leute ein- und ausgehen. „Die Krankheit wird dann wahrscheinlich mit den Leuten weiterziehen von einem Ort zum nächsten“, so der Hüttenwirt.

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