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Arme Rentner

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Die meisten Rentner mussten seit 2013 einen Kaufkraftverlust von über 1.700 Euro hinnehmen. Zudem besteht im Privatsektor ein Gefälle zwischen Frauen und Männern.

von Christian Frank

Die Gehälter ächzen unter ihr, sie bildet den Sprengstoff zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern bei den oft leidigen Lohnverhandlungen. Die Inflation ist der unsichtbare Dieb, welcher tief in eines jeden Tasche greift. Auch die Renten sind davon nicht verschont, trotz kontinuierlicher Erhöhungen der Beträge. Der jüngsten Studie des Landesinstitutes für Statistik zufolge stieg der durchschnittliche Jahresbetrag pro Rente seit dem Jahr 2013 um rund 27 Prozent an (Zeitraum bis 2022). Belief sich die jährliche Summe 2013 noch auf durchschnittlich rund 12.700 Euro, beträgt diese nun über 16.150 Euro.

Doch die bloßen Zahlen allein täuschen: Trotz dieser nominalen Erhöhung der Beträge verzeichnen alle realen Beträge im Vergleich zum Jahr 2021 einen Kaufkraftverlust. Die von den 131.478 Rentnern am häufigsten beanspruchte Rentenart, die Alters- und Dienstaltersrente, leidet unter einem erheblichen Kaufkraftverlust, da nominale und reale Werte eklatant auseinanderdriften. Zwischen 2013 und 2022 verlor diese Art der Rente im Durchschnitt 1.700 Euro. Das entspricht einem Rückgang der Kaufkraft von zehn Prozent. Anders ausgedrückt: Empfänger von Alters- und Dienstaltersrenten erhielten im Jahr 2013 durchschnittlich 17.300 Euro. Im Jahr 2022 erhöhte sich diese Summe auf 18.750 Euro. Lässt man jedoch den inflationsbedingten Kaufkraftverlust ins Gewicht fallen, würde sich die reale Summe für das Jahr 2022 auf lediglich 15.500 Euro belaufen. Insgesamt beläuft sich der jährliche Gesamtbetrag aller Rentenleistungen auf 2,8 Milliarden Euro.

Im nationalen Vergleich ergeben sich auf den ersten Blick weitere täuschende Zahlenspiele.

Der in Südtirol erbrachte durchschnittliche Jahresbetrag beträgt rund 16.150 Euro und liegt somit deutlich über dem nationalen Durchschnitt von 14.150 Euro. Wird der Rentenbetrag jedoch durch das Pro-Kopf-BIP geteilt, zeichnet sich ein völlig anderes Bild der Angemessenheit der Summe. Zieht man nämlich das Verhältnis zum Lebensstandard in Betracht, erreicht Südtirol laut Ergebnissen der ASTAT den niedrigsten Indikatorwert (29,7 Prozent). Sizilien weist dem gegenüber einen Wert von über 63 Prozent auf.

Im lokalen Vergleich entschlüsselt das Statistikinstitut, wo in Südtirol das höchste Renteneinkommen herrscht und in welchem Gebiet des Landes sich die meisten Rentner und Rentnerinnen befinden. Während sich das durchschnittliche jährliche Renteneinkommen auf rund 21.600 Euro beläuft, profiliert sich Bozen mit einem Renteneinkommen von 24.900 Euro an die Spitze der Rangliste. Das deutlich unter dem Durchschnitt liegende Vinschgau kommt auf lediglich 18.483 Euro. Ebenfalls gleich vornean positioniert sich Bozen in seiner Anzahl der Rentner und Rentnerinnen, welche sich in der Landeshauptstadt auf über 28.150 belaufen. Schlusslicht bildet hier das Wipptal mit knapp 4.950 rentenbeziehenden Personen.

Zieht man einen geschlechterfokussierten Vergleich, zeigt sich, basierend auf den ausgewerteten Daten der ASTAT, die Beständigkeit der Gender-Pension-Gap. Dieses Phänomen beschreibt die Unterschiede zwischen dem Renteneinkommen, das Männer und Frauen beziehen. Besonders eklatant ist diese Diskrepanz in der Privatwirtschaft. Die Unterschiede sind durch das Bruttojahreseinkommen während der erwerbstätigen Jahre bedingt. In Südtirol bezogen Personen, welche 2021 ihr letztes Arbeitsjahr im Privatsektor absolvierten, im Durchschnitt 30.500 Euro. Dieser Durchschnitt variiert jedoch gravierend, wenn man ihn auf das Geschlecht herunterbricht. Männer bezogen demnach ein Bruttojahreseinkommen von 36.052 Euro und Frauen lediglich 21.774 Euro.

Im öffentlichen Dienst sind die Unterschiede seichter und zeigen zugleich eine allgemein größere Einkommensstärke der in diesem Sektor Beschäftigten. Demnach verdienten Männer im öffentlichen Sektor in ihrem letzten Arbeitsjahr durchschnittlich 48.500 Euro brutto und Frauen 40.600 Euro. Aus diesem steilen Gefälle im Privatsektor ergibt sich die Tatsache, dass Frauen (16.831 Euro Rente pro Jahr), die aus diesem Sektor eine Alters- und Dienstaltersrente beziehen, 37,6 Prozent weniger Geld bekommen als ihre männlichen Kollegen (26.968 Euro).

Im öffentlichen Dienst beträgt die Gender-Pension-Gap 18,3 Prozent. Differenziert man im öffentlichen Sektor die Voll- und Teilzeitverhältnisse, schwächt sich dieser Wert noch weiter ab und beträgt lediglich 11,1 Prozent.

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Kommentare (26)

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  • asd

    Südtirol steht gut da sagt ein Südtiroler Politiker. Und ein sicheres Land soll es auch noch sein.

  • andreas

    Herr Christian Frank, 3 Zeilen aus ihrem Artikel.
    Sehe ich das richtig, dass in 9 Jahren der Durchschnitt um 1.450 Euro gestiegen ist und von 2022 bis ??, denke 2024, um 2.850 Euro?

    „Empfänger von Alters- und Dienstaltersrenten erhielten im Jahr 2013 durchschnittlich 17.300 Euro.“
    „Im Jahr 2022 erhöhte sich diese Summe auf 18.750 Euro.“
    „Während sich das durchschnittliche jährliche Renteneinkommen auf rund 21.600 Euro beläuft,“

  • unglaublich

    Ja wenn die VOLKSpartei (der Name ist lächerlich) Führungskräften einen über-, überdimensionalen Inflationsausgleich oder Gehaltserhöhung schenkt und die Rentner und Arbeiter das bezahlen müssen, dann ist alles klar. So eine VOLKSpartei wünschen sich auch die Republikaner in den USA. Kompatscher wäre dort der Hero.

  • nochasupergscheiter

    Die Gehälter mancher Beamten die sonst schon zu hoch sind, wurden um mehrere zehntausend Euro erhöht, hier gab es keine. PROBLEME, unsere Beamten leben in saus und Braus, oftmals auf ihren versorgungsposten ohne Leistung…
    Bei alperia und Co werden hunderte Millionen für Software ausgegeben, die nicht funktioniert, also Verträge ohne Hand und fuss, von Ach so gut bezahlten Direktoren abgeschlossen, und dann muss mit allen Mitteln verhindert werden dass software die viel besser um ein Hundertstel des verschleuderten Geldes funktioniert, weiter verwendet werden… Damit nicht herauskommt wie unfähig man ist

  • hallihallo

    sehr viele zahlen und teils eigenartige rechnungen:
    erstens bekommt man in südtirol im durchschnitt 2.000,00 oder 13,8% mehr rente als im staatlichen durchschnitt. und dies wäre wohl noch höher, wenn der vinschgau den durchschnitt nicht nach unten ziehen würde. bekanntlich arbeiten viele obervingschger in der schweiz und die haben ein anderes rentensystem und scheinen hier wahrscheinlich nicht auf.
    und das die renten eher sinken ist wohl klar, da die früheren renten nur auf die letzten 10 arbeitsjahre berechnet wurden, während sie jetzt auf die effektiv eingezahlten beiträge berechnet werden.

  • 2xnachgedacht

    mit konkreten zahlen, bzw fallbeispielen wäre der artikel lesbar…,aber kauderwelsch kann halt nicht jeder.

  • susim

    Hauptsache, der Geldbeutel der Politiker ist voll. Schämt euch SVP.

  • nemesis

    Problem in Italien ist die Staatsverschuldung und es werden immer mehr Pensionisten.
    Ich finde auch das in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden im Öffentlichen Dienst Früh Pensionisten auch wenn die Pension niedrig erscheint muss sie teilweise bis zu 40 Jahren ausbezahlt werden ?.
    Das System ist also ungerecht, aber noch absurder finde ich das gerade in einer Zeit mit Einsparungen auf Pensionisten und Arbeiter beschlossen wird das Führungskräfte eine Absurde Gehalt Aufbesserung bekommen ?.
    Momentan geht das noch aber die Zukunft wird schwierig werden der Grund ist immer weniger Arbeiter und immer mehr Pensionisten das noch ein teil Steuerhinterziehung macht, macht das ganze noch schwieriger.

    • olle3xgscheid

      Klar ist die Staatsverschuldung Schuld aber wer befeuert bzw hat die befeuert? Ein 3x Ministerpräsident namens Silvio der dazu und nicht nur er due Rentenkassen geplpndert hat.
      Das passiert heute noch denn die Diäten gewisser Politiker uvm schnellen in die Höhe. Googelt mal die Pension eines Amato oder Draghi… kleiner Tipp setzt euch dabei…
      Und es wird weiter geplpndert noch dazu deine erwähnten 15-20 Jahre Einzahler .
      Olm weiter so….

  • eiersock

    Dieses Problem oder dieses Thema interessiert den LH und der SVP nicht ! Bei Abstimmungen für höhere Beitrage oder finanzieller Hilfen wird immer brav dagegen gestimmt !
    IHR KÖNNT EUCH SCHÄMEN !!

  • tirolersepp

    Wie wäre es mal mit Streik liebe Arbeitnehmer ???

    Besser noch sofort kündigen wenn der Lohn nicht passt !!!

    Gut bezahlte Jobs gibt’s wie Sand am Meer in Südtirol – nur das hilft wirklich. !!!

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