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„Völlig fehl am Platz“

LR Philipp Achammer (Foto: lpa/Fabio Brucculeri)

Aufgrund der aktuellen Diskussion um die Klassenbildung der Goethe-Schule in Bozen, sieht sich Bildungslandesrat Philipp Achammer zu einer weiteren Stellungnahme gezwungen.

Die Bildung einer ersten Klasse an der Bozner Goethe-Schule für Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen hat eine intensive Debatte in Südtirol losgelöst. Dabei kommen unterschiedliche Positionen zutage. Bildungslandesrat Philipp Achammer sieht sich nun aber dazu gezwungen, erneut zum Thema Stellung zu nehmen.

In der aktuellen Diskussion um die Klassenbildung der Goethe-Schule in Bozen stehen aufgrund diverser politischer und journalistischer Kommentare und Stellungnahmen einige Dinge im Raum, die ich als zuständiger Landesrat so nicht stehen lassen kann:

Mehrmals habe ich gelesen, dass „hier endlich etwas getan würde, im Gegensatz zur bisherigen völligen Untätigkeit“. Diese Feststellung ist unkorrekt, ja völlig fehl am Platze, denn sowohl mit Blick auf die den Schulen zugewiesenen Ressourcen als auch mit Blick auf konkrete Unterstützungsangebote gibt es umfassende Maßnahmen. Die Landesschuldirektion weist sprachlich komplexen Schulsprengeln landesweit unter anderem rund 150 Lehrer- und Lehrerinnenstellen zur Sprachunterstützung zu, um gruppenteilig arbeiten und auf den Sprachstand der Kinder auch differenziert eingehen zu können. Gleichzeitig ersuche ich darum, nicht von gewissen öffentlichen Schlagzeilen abzuleiten, ob jemand arbeitet oder nicht. Das beleidigt die Tätigkeit von vielen Lehrpersonen, die in sprachlich mindestens genauso komplexen Situationen Unterricht leisten. Sehr viele Schulen arbeiten gut, professionell und umsichtig – ohne in der Öffentlichkeit laut sein zu müssen.

 „Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.“ Dieser Satz aus Goethes Zauberlehrling ist mir in den vergangenen Tagen immer wieder in den Sinn gekommen. Wenn ich lese, dass aufgrund dieser öffentlichen Diskussion nun unter anderem „Deutsche Klassen für deutsche Kinder“ von einigen beschworen wird, dann ist die durch eine Klassenbildung mitunter auch unbewusst ausgelöste Diskussion brandgefährlich. Um es klar zu sagen: Wir haben keine Alternative zu Inklusion und Integration – alles andere heißt kurz-, mittel- und langfristig gesellschaftlicher und sozialer Unfrieden. Auch wenn Inklusion viel Geld und Mühen kostet, wir können nur darin investieren. Alles andere führt zu Konflikten und Auseinandersetzungen, das hat uns die Geschichte mehr als einmal eindrücklich vorgeführt.

Die sprachliche Integration ist eine massive Herausforderung für die Schulen und unsere Lehrpersonen, das steht außer Frage. Unsere Kindergärten und Schulen leben jedoch mit wissenschaftlich fundierten Konzepten und klaren Regeln das Prinzip der Inklusion Tag für Tag, und zwar nicht nur gesetzlich verordnet. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Und vergessen sie abschließend bitte nie: Wir reden hier von Kindern, die alle gleichermaßen verdient haben, gefördert zu werden!

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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