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Stars am Lido

Die internationale Jury wird in diesem Jahr von der französischen Schauspielikone Isabelle Huppert geleitet. (Foto: Andrea Avezzu La Biennale di Venezia – Foto ASAC)

Nachdem im vergangenen Jahr wegen des Streiks der US-Schauspielerinnen und -Schauspieler nur wenige Stars am Lido erschienen waren, wird der rote Teppich in diesem Jahr wieder belebter. Die „Mostra del Cinema“ findet vom 28. August bis 7. September am Lido von Venedig statt.

Von Helene Christanell

Ab Mittwoch wird der Lido von Venedig wieder für zehn Tage das Zentrum der Filmbranche und zieht wieder viele große und kleine Stars, die Filmbranche aber auch ein interessiertes Publikum an. Letzteres ist in den letzten Jahren deutlich mehr geworden. Bei der Vorstellung des Filmprogramms konnte Festivalleiter Alberto Barbera große Namen und interessante Filme ankündigen, wie die Fortsetzung der Kulthorrorkomödie „Beetlejuice“ von Regisseur Tim Burton, die zur Eröffnung gespielt wird. Zu den 21 Filmen im Wettbewerb um den Goldenen Löwen gehören etwa Pedro Almodovars „The Room Next Door“ sowie die Fortsetzung des düsteren Löwen-Gewinners von 2019, „Joker: Folie a Deux“ mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga, erneut unter der Regie von Todd Phillips. Angelina Jolie verwandelt sich in dem Biopic „Maria“ von Pablo Larrain in die legendäre Opernsängerin Maria Callas.

Wie gewohnt ist das italienische Kino am Lido stark vertreten. Allein fünf italienische Produktionen haben es in den Hauptwettbewerb „Venezia 81“ geschafft, erfreulicherweise auch „Vermiglio“ der aus Bozen stammenden Regisseurin Maura Delpero. Es ist ihr zweiter Spielfilm, ein sehr persönlicher, der die Geschichte ihres Vaters erzählt. Luca Guadagnino ist mit „Queer“ ebenfalls im Wettbewerb vertreten, nachdem sein „Challengers“ wegen des Hollywood-Streiks im vergangenen Jahr nicht in Venedig dabei sein konnte. Und Altmeister Gianni Amelio kehrt nach zwei Jahren mit dem Anti-Kriegsfilm „Campo di battaglia“ wieder an den Lido zurück.

Auffallend viele Festivalfilme haben in diesem Jahr Überlängen, was Alberto Barbera bei der Programmpräsentation zu einer Reflexion über die Entwicklungen im Filmbusiness veranlasste. Nichts ist so, wie es einmal war – könnte man seine Aussagen kurz zusammenfassen. Und damit meint er die Sehgewohnheiten der leidenschaftlichen Kinogänger und Festivalbesucher. „Die Filme von heute präsentieren sich in Formen und Längen, die sehr wenig mit denen zu tun haben, die wir kennen: Eine Filmlänge zwischen 90 und 120 Minuten, eine Umsetzung in klassischen Genres, die Klassifizierung „Autorenfilm“ – all das hat seine Gültigkeit verloren, scheint es. Da sind kurze bis sehr kurze Filme auf TikTok und vor allem YouTube, geeignet für den schnellen Konsum auf dem Weg zur Arbeit oder in kurzen Momenten des Wartens.

Auf der anderen Seite der Entwicklung stellt man eine Ausdehnung der Filmlängen und der traditionellen Erzählformen fest, die uns nicht selten Filme bescheren, die drei Stunden lang sind. Es ist aber schwierig zu sagen woran das liegt. Ist es der Einfluss der Fernsehserien, die massiv von Streamingplattformen angeboten werden und eine hohe Reichweite haben, oder ein Versuch der Produktionsfirmen die Streaming-Konkurrenz mit den eigenen Waffen zu schlagen?“ Für Barbera ist diese Diskussion nicht wichtig. Er findet es interessant zu sehen, wer von den Autoren, die Möglichkeiten der Serienformate nutzt und hat sich in diesem Jahr entschieden, vier international anerkannte Autoren einzuladen. Ihre Werke folgen so gar nicht den Regeln der Serien, sondern kommen als lange Kinofilme daher: „Disclaimer” von Alfonso Cuarón, „Los años nuevose“ von Rodrigo Sorogoyen, „Families Like Ours“ von Thomas Vinterberg und „M – Il Figlio Del Secolo“ von Joe Wright. Die vier Serien haben jeweils eine Länge von fünfeinhalb bis acht Stunden und stellen eine Herausforderung für das Publikum und auch für die Gestaltung des Programmspiegels dar.

Alberto Barbera hat aber schon immer sein Publikum gefordert und ist den Angriffen von Presse und Institutionen mit stoischer Gelassenheit entgegengetreten. Das war so, als er schon vor Jahren Netflix- oder Amazon-Filme ins Programm genommen hat, aber auch als er Filme der vielfach geächteten Regisseure Roman Polański und Woody Allen gezeigt hat. Er wird auch in diesem Jahr sein Programm erfolgreich präsentieren. Innerhalb der Biennale di Venezia ist seine Position im Sommer gefestigt worden, als ihm der neue Präsident der Biennale, Pietrangelo Buttafuoco, bei der Programmvorstellung Rosen gestreut hat und seinen Auftrag als Festivalleiter für weitere zwei Jahre verlängert hat.

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