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„Ich bin optimistisch“

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In Südtirol nimmt das Konsumklima leicht ab, befindet sich aber noch deutlich über den europäischen Durchschnitt. Und das obwohl die Zinssenkung der EZB vorerst keine Wirkung zeigt.

von Markus Rufin

Erstmals seit fünf Jahren hat die Europäische Zentralbank im Juli die Zinsen gesenkt. Viele Wirtschaftsexperten, aber auch Unternehmen und Haushalte hofften, dass es dadurch zu einer weiteren Entspannung der Wirtschaft kommt.

Diese stellt sich zumindest für Südtirol noch nicht ein. Die neueste Erhebung des Institutes für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (WIFO) hat gezeigt, dass das Konsumklima im Juli im Vergleich zur vorherigen Umfrage im April sogar leicht zurückgegangen ist. „Es handelt sich hierbei aber nur um eine sehr leichte Abschwächung um 0,6 Punkte. Diese ist so nicht beunruhigend“, unterstreicht Luciano Partacini, Direktor des Amtes für Wirtschaftsinformation beim WIFO.

Tatsächlich steht Südtirol im Konsumklimaindex mit seinen -6,2 Punkten deutlich besser dar als der EU-Durchschnitt. Der Index für die Europäische Union (EU27) stieg im Juli gegenüber April um 2,1 Punkte auf -11,2 Punkte. Ein Anstieg des Konsumklimas wurde in Deutschland und Italien beobachtet, wo die Indizes im Vergleich zum April um 2,4 bzw. 4,8 Punkte stiegen. In Österreich hingegen ist der Index im Vergleich zum Frühjahr um 1,2 Punkte gesunken. In allen Ländern liegt der Index aber weit unter jenem Südtirol.

Sorgen machen müssen sich also weder haushalte noch Unternehmen, dennoch stellt sich die Frage, warum das Konsumklima in Südtirol sinkt, während es EU-weit steigt. Grund für diesen Rückgang sind laut WIFO die leicht verschlechterten Einschätzungen der Haushalte hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden Monaten der Südtiroler Wirtschaft und der eigenen finanziellen Situation, die nach wie vor vom hohen Zinsniveau belastet werden. Die Kaufabsichten für langlebige Güter wie Haushaltsgeräte, Möbel usw. sind im Vergleich zur vorherigen Umfrage stabil geblieben. Die Erwartungen der Haushalte hinsichtlich des Arbeitsmarktes haben sich hingegen verbessert, da die Konsumenten heuer von einem weiteren leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit ausgehen.

Diese positive Situation auf dem Arbeitsmarkt ist auch der Grund, weshalb das Konsumklima auch weiterhin höher bleiben könnte als in anderen Ländern Europas, meint Partacini: „Es gab zwar in der jetzigen Umfrage eine Annäherung, aber es kann auch sein, dass Südtirol deutlich über andere Länder bleibt. Südtirol profitiert von einer positiven Lage auf dem Arbeitsmarkt mit. Einer Vollbeschäftigungssituation. Zudem verfügen wir im Grunde über eine kerngesunde Wirtschaft.“

Vor dem Inflationsanstieg vor drei Jahren entsprach das Konsumklima in etwa dem europäischen Durchschnitt. Doch seitdem hob sich das Konsumklima in Südtirol im Vergleich ab. „Wir haben die Krise aufgrund der starken Inflation etwas weniger gespürt“, erklärt Partacini. „Österreich spürt beispielsweise immer noch den Sparmodus der Haushalte, der durch die Inflation erzeugt wurde.“

Die Entwicklung des Konsumklimas haben aber ohnehin nur bedingt Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, wenn man aber sehe, dass die Erwartungen der Familien zu den langlebigen Gütern stabil gesehen sind, sei dies sicher gut für die meisten Betriebe.

Ein negatives Konsumklima gibt es aber nach wie vor, dabei lag es vor der hohen Inflation teilweise sogar nahe null. Eine Rückkehr zu diesem Niveau hängt laut Partacini vor allem von der Zinspolitik der EZB ab: „Wenn die Zinsen im Herbst wie erwartet weiter gesenkt werden, nehme ich an, dass sich sowohl das Konsumklima als auch das Geschäftsklima der Unternehmen besser werden. Ich bin jedenfalls optimistisch, dass das Konsumklima Anfang 2025 wieder in einen neutralen Bereich kommt.“

Doch warum hat die bereits erfolgte Zinssenkung in Südtirol im Gegensatz zu anderen Ländern keine Auswirkungen? „Das ist eine Mischung aus so vielen Faktoren. Es war nur eine erste Absenkung des Zinssatzes. Das Niveau bleibt immer noch hoch, das gilt genauso für die Preise, auch wenn diese weniger steigen als vor einem Jahr. Eine leichte Intervention reicht also nicht aus, um das Konsumklima deutlich zu verbessern. Langfristig bin ich aber zuversichtlich, dass bei weiteren Zinssenkungen das Konsumklima wieder steigt.“

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Kommentare (3)

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  • nemesis

    („Österreich spürt beispielsweise immer noch den Sparmodus der Haushalte, der durch die Inflation erzeugt wurde.“)?.
    (Langfristig bin ich aber zuversichtlich, dass bei weiteren Zinssenkungen das Konsumklima wieder steigt.“)?.

    Ach ja, in Südtirol spürt das niemand Inflation da alle Millionäre sind ?, eigenartige Analyse.

  • devils_son

    solange Angestellte (außerhalb der öffentlichen) keinen Cent mehr verdienen als vor Jahren, wird die grosse Teuerungsrate die Umsätze nicht kompensieren können. alle Meldungen sind rein politisch gesteuertes gequake

  • asd

    Im Baugewerbe wird es wohl einige schwierigere Jahre geben. Baukonzessionen von Privaten kaum erwähnenswert.

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