„Alles muss schnell gehen“
Die Hauptreisezeit des Jahres ist in vollem Gange. Die Südtiroler Reisebüros haben mit wachsender Konkurrenz der digitalen Selbstbucher zu kämpfen.
von Samuel Fink
Auch in Südtirol gab es in diesem Sommer hohe Temperaturen und viele haben die brütende Hitze gegen Urlaubsflair eingetauscht. Doch wie steht es bisher um das Reisejahr 2024?
Verena Wenter, Vorstandsmitglied der Reisebüros im hds, zieht eine erste Bilanz: „Die Reiselust ist im Vergleich zu den vergangenen Sommermonaten weiter gestiegen. Die Südtiroler sind nach wie vor begeisterte Reisende, die gerne die Welt erkunden.“ Italien steht bei den Südtirolerinnen und Südtirolern aber weiter an der ersten Stelle: „Es bleibt das Lieblingsreiseziel. Regionen wie die Toskana stehen hoch im Kurs. Gleichzeitig gibt es eine starke Tendenz, internationale Reiseziele zu erkunden. Beliebte Auslandsziele sind Griechenland und Spanien. Besonders Griechenland ist bei den individualistischen Südtiroler Reisenden begehrt. Spanien bleibt ebenfalls sehr beliebt, insbesondere die Balearen.“
Die Inflation macht auch vor den Reiseplanungen keinen Halt und somit müssen Reisefreudige heuer deutlich tiefer in die Tasche greifen als bisher. Das merkt auch Wenter in ihrer täglichen Arbeit als Geschäftsführerin des Reiseunternehmens Primus Touristik: „Die Urlaubsgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren etwas verändert. Viele Südtiroler bevorzugen mittlerweile kürzere und häufigere Reisen. Es ist etwas schwieriger geworden, alle Wünsche der Kunden innerhalb eines vorgegebenen Budgets zu erfüllen.”
Überraschenderweise hat der Trend zum Cluburlaub wieder abgenommen. Gleichzeitig sind Ferienanlagen bei Familien sowie Ferienwohnungen zurzeit sehr beliebt – Privatsphäre und Freiraum sind den Südtirolerinnen und Südtirolern offenbar besonders wichtig. „Es kommt immer seltener vor, dass Kunden bei den Anfragen für den Sommerurlaub ein spezifisches Ziel angeben. Die Kunden sind bei der Zielauswahl flexibler geworden. Wichtig sind ihnen vor allem ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und die Erfüllung ihrer Wünsche“, erklärt Verena Wenter.
In Zeiten der steigenden Digitalisierung wird zunehmend online gebucht. Dass dies mit jedem Jahr zu einer größeren Herausforderung für Reisebüros wird, kann Wenter nicht verleugnen: „Die Digitalisierung hat die Reisebranche stark verändert. Es stimmt, dass viele Kunden ihre Reisen mittlerweile online buchen, was den Wettbewerb für traditionelle Reisebüros verschärft hat. Plattformen wie Booking.com und andere Online-Anbieter bieten eine enorme Auswahl und oft auch attraktive Preise, was es für Reisebüros schwieriger macht, mitzuhalten.“
Verena Wenter hält die Reisebüros aber weiter für notwendig und wichtig: „Wir haben festgestellt, dass insbesondere komplexere und exklusive Reisen über Reisebüros gebucht werden. Buchungen über Reisebüros sind durch gesetzliche Regelungen wie das Reiserecht und die Insolvenzversicherung besser abgesichert.“
Dass jedoch vorwiegend die ältere Generation den Weg in ein Reisebüro findet, kann Wenter nicht bestätigen – im Gegenteil: „Es sind in erster Linie Menschen im jüngeren und mittleren Alter sowie Familiengruppen. Bei den Individualreisen sind es vor allem Kunden, die viel arbeiten und wenig Zeit haben, um ihren Urlaub selbst zu organisieren.” Die ältere Generation setze nach wie vor auf organisierte Gruppenreisen, auch um sprachliche Barrieren zu umgehen.
Jugendliche haben sich jedoch größtenteils für einen Buchungsweg in ihrer Reiseplanung entschieden: „Es ist schon so, dass Jugendliche und junge Erwachsene hingegen vermehrt Online-Plattformen für ihre Reiseplanung nutzen. Bei ihnen muss alles sehr schnell gehen.“ Eine Ausnahme bilden hier die Fernreisen, denn in diesem Fall gehen Südtirols Jugendliche lieber auf Nummer sicher und informieren sich in Reisebüros über Einreisebestimmungen und die besten Flugmöglichkeiten.
Auf die steigenden Online-Buchungen mussten Reisebüros bereits reagieren: „In dieser herausfordernden Zeit sind wir laufend dabei, Strategien zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein zentraler Aspekt ist die digitale Transformation. Wir haben in moderne Technologien investiert, die der Reisebürobranche spezielle Softwarelösungen bieten, die dem Endkunden nicht zugänglich sind. Eine Optimierung der internen Prozesse und die Personalisierung unserer Dienstleistungen helfen uns dabei“, erklärt die Geschäfsführerin von Primus Touristik.
Die Entwicklung des Reiseverhaltens bedeutet aus ihrer Sicht sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Südtiroler Reisebüros. Innovation sei dabei ausschlaggebend, um sich in Zukunft noch gegen Online-Anbieter über Wasser halten zu können:
„Insgesamt sehe ich die Zukunft der Reisebüros positiv, wenn sie bereit sind, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen“, so Wenter.
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Kommentare (1)
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tirolersepp
Ein Tip:
Zuerst auf booking.com nachsehen, dann auf trivago.de und dann noch auf der Hotelwebseite direkt !!!
Es wird immer billiger, da kann kein Reisebüro mithalten !!!