„Die Festqualität steigern“
Kommendes Wochenende, vom 23. bis 25. August, wird in der Bischofsstadt das 22. Brixner Altstadtfest ausgetragen. Sind solche Events noch zeitgemäß? Joachim Kerer, Präsident des Altstadtkomitees, im Interview.
TAGESZEITUNG Online: Herr Kerer, ist für das Altstadtfest alles vorbereitet?
Joachim Kerer: Wir sind mit den Vorbereitungen genau im Zeitplan: Am Dienstag (heute Anm. d. Red.) wird mit dem Aufbau der Stände begonnen. Am Freitag startet der Festbetrieb.
Wie viele Vereine nehmen teil?
Genau dieselbe Anzahl wie vor zwei Jahren: Es sind 49 Vereine. Davon haben 43 einen eigenen Stand. Sechs weitere sind durch Auftritte auf dem Altstadtfest vertreten, haben aber keinen eigenen Stand. Es könnte sein, dass sich einige von diesen in den zukünftigen Ausgaben um einen Stand bemühen. Der Männergesangverein Brixen war z. B. bis 2018 mit einem Auftritt präsent, seit letzter Auflage jedoch mit einem Stand.
Wie groß war der Andrang der Vereine?
Wir haben eine Warteliste. Für das Altstadtfest gibt es eiserne Regeln: Jeder Verein, der bereits einen Stand hat und sich nichts zu Schulden hat kommen lassen, hat das Recht, den Stand auch wieder zu bekommen. Es gibt aber sehr wohl Vereine, die heuer sagten, sie schaffen es nicht mehr – weil sie nicht imstande sind, ausreichend Mitglieder für die Arbeit am 3-tägigen Fest zu motivieren. Diese sind zurückgetreten und neue Vereine wurden zugelassen. Damit ein Verein zugelassen wird, muss er in Brixen ansässig sein und etwas Spürbares für die Allgemeinheit tun.
43 Vereine mit Ständen sind für uns eine sehr günstige Anzahl: Bei einigen vorherigen Ausgaben des Altstadtfestes sind wir mit den Ständen über die Altstadt hinaus gegangen, wir haben die Rappanlagen und auch die Trattengasse genutzt. Wir haben dann das Fest wieder rückgebaut. Jetzt findet das Altstadtfest wieder ausschließlich in den Gassen und Straßen der Altstadt – wie es bereits der Name sagt – statt.
Welche Veränderungen gibt es heuer im Vergleich zu den vorherigen Ausgaben?
Es wurde der Sicherheit noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Seit 1978, seit der ersten Auflage, haben die Sicherheitsvorkehrungen jedes Mal zugenommen. Heuer musste zu allen statischen Berechnungen die Berechnung der Windlast beigefügt werden, weil sich in der jüngsten Vergangenheit gezeigt hat, dass bei Unwettern der Wind ein großer Faktor ist.
Das Organisationskomitee hat zudem versucht, die Toilettensituation nochmals zu verbessern, indem noch mehr Toiletten aufgestellt – und die Toiletten nochmals sichtbarer gemacht werden.
Das Altstadtfest ist das Fest der Vereine für die Familien und die Gäste: Das zeigt sich daran, dass wir familienfreundliche Preise bieten. Immer noch ist an jedem Stand ein Getränk für Kinder um 50 Cent erhältlich. Das ist verpflichtend. Bereits seit 2022 gilt das Verbot, alkoholische Getränke in Glasflaschen auszugeben. Wir versuchen auch heuer wieder, die Festqualität zu steigern: Alle Vereine wurden angehalten, die Tische zu decken und zu schmücken. Heuer wird zudem eine Bühne mehr aufgestellt, somit gibt es sechs Musikbühnen. Auf denen spielen unterschiedlichste Gruppen, für jeden musikalischen Geschmack wird etwas geboten. Hinzu kommen tolle Tanzauftritte, sei es von den in Brixen ansässigen Vereinen als auch von jenen in den Partnerstädten. Hinsichtlich Kulinarik haben wir die Vereine angehalten, Spezialitäten zu präsentieren. Auch heuer wird wieder ein Spielekönig oder eine Spielekönigin gekürt: Alle Vereine sind angehalten, Spiele ohne Einsatz anzubieten. Der Gewinner oder die Gewinnerin erhalten einen Gutschein von 200 Euro bei einer Spiele-Handelskette.
Welche ist die größte Herausforderung bei der Organisation eines solchen Festes?
Das Zusammenbringen der Menschen: Es müssen rechtliche Vorkehrungen getroffen werden und diese Erfordernisse sind immens. Jedes Jahr kommt etwas mehr auf die Vereine zu.
Eine Woche lang ist die Altstadt vom Altstadtfest und den einher gehenden Belastungen gekennzeichnet…
Das stimmt. Ab Dienstag vor dem Altstadtfest beginnen die Aufbauarbeiten. Die Stände werden unmittelbar nach dem Fest wieder abgebaut. Die Aufräumarbeiten werden innerhalb Montag abgeschlossen.
Das heißt: In diesen Tagen ist in der Altstadt enorm viel los. Besonders von Freitag bis Sonntag sind die Lärmkulisse und Frequenzen sehr hoch. Daher sind wir den Anrainern für ihre Geduld und das Verständnis sehr dankbar.
Gibt es auch Kritik?
Natürlich gibt es auch diese: Manche, die vielleicht nicht so gerne auf einem Fest sitzen, wünschen sich eine andere Art des Zusammenseins. Wir versuchen, mit allen im Gespräch zu bleiben – auch mit den Kaufleuten.
Gerade am Freitag laufen die letzten Vorbereitungen und Aufbauarbeiten auf Hochtouren. Wir haben die Stadtwerke gebeten, die Kartonsammlung um 6.00 Uhr in der Früh vorzunehmen. Die Kaufleute müssen deswegen ihre Kartonagen bereits am Donnerstagabend hinauszustellen. Wir haben die Kaufleute ebenfalls gebeten, deren Zulieferer zu informieren – ein Aufwand für diese. Bisher konnten wir aber immer den notwendigen Konsens erreichen.
Grundsätzlich: Sind solche Feste noch zeitgemäß?
Wir als Organisatoren des Festes sind fest davon überzeugt, dass das Altstadtfest nach wie vor zeitgemäß ist – aus vielerlei Hinsicht.
Es ist ein Event, auf dem man sich wunderbar unterhalten kann, das aber auch dazu beiträgt, dass die teilnehmenden Vereine durch die Einnahmen ihre Tätigkeit mitfinanzieren können.
Wenn ich in diesen Tagen ein Lokal betrete, ist das Altstadtfest ein zentrales Thema. Jugendliche diskutieren, an welchen Tagen sie hingehen, oder an welchen Tagen sie dem Verein am Stand helfen. Familien freuen sich darauf. Für viele Vereine gehört das Altstadtfest zum Vereinsleben dazu.
Auch die Gäste aus den Partnerstädten sind bereits seit Monaten voller Vorfreude.
Und die Anzahl der Besucher gab uns bisher immer recht: Wir sind überzeugt, dass wir auch heuer wieder rund 60.000 Besucher begrüßen können.
Bei den Allermeisten heißt es: Sie freuen sich schon sehr auf das Altstadtfest.
Interview: Erna Egger
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.