Luftige Hindernisse
Wegen eines Drohnenflugs wurde der Start eines Rettungshubschraubers in Cortina verhindert. Auch in Südtirol kommt es deshalb zu gefährlichen Situationen.
von Markus Rufin
Es ist so etwas wie ein Horror-Szenario: Am Sorapissee in Cortinawurde vor wenigen Tagen der Start eines Rettungshubschraubers verhindert. Eine Drohne eines Touristen war im Weg, sie befand sich direkt über den Hubschrauber. Der Tourist selbst konnte nicht ausfindig gemacht werden, daher musste der Rettungshubschrauber warten, bis die Drohne verschwand. Glücklicherweise musste der Hubschrauber nur deshalb ausrücken, weil sich eine Frau am Fuß verletzt hatte. Doch häufig kommt es für die bergretter bei Einsätzen auf jede Minute an.
Das weiß auch Luca Zaia, der Präsident der Region. Er machte den Fall in den sozialen Medien öffentlich und beklagte sich über das Verhalten der Touristen. Es sei „inakzeptabel“, dass ein Einsatz durch eine Drohne verzögert werde. Der Fall erregte national großes Interesse.
Auch in Südtirol komme es immer wieder zu Aufeinandertreffen zwischen Drohnen und Rettungshubschraubern, berichtet Fabian Oberbacher, Vizepräsident von Aiut Alpin Dolomites. Allerdings sei es bislang noch nie vorgekommen, dass ein Rettungseinsatz aufgrund eines Drohnenfluges verhindert wurde. „Mittlerweile müssen aber auch wir aufpassen, denn Drohnen sind genauso wie Slacklines eine Gefahr für uns. Wir bemerken, dass es deutlich mehr Drohnen als noch vor einigen Jahren gibt.“
Die Gefahr, die von Drohnen ausgehe, sei außerordentlich groß. Vor allem bei der Landung und beim Start könne es zu gefährlichen Situationen kommen, die im schlimmsten Fall sogar zum Absturz des Hubschraubers führen könnten.
Gefährlich seien die kleinen Fluggeräte auch, weil man sie leicht übersehen könne, meint Oberbacher. Selbiges sei auch bei den Slacklines der Fall: „Es ist bereits vorgekommen, dass wir eine Slackline erst im letzten Moment gesehen haben und ausweichen mussten. Bei Drohnen hingegen ist die Gefahr im Flug nicht besonders groß, bei der Landung und beim Start hingegen schon. Wir müssen daher sehr gut aufpassen und halten Ausschau nach irgendwelchen Drohnen.“
Häufig werden die Hindernisse durch andere Rettungsorganisationen gemeldet. Diese werden dann entweder vorab beseitigt oder die Mannschaft im Hubschrauber wird darüber informiert.
Im konkreten Fall vom Einsatz am Sorapissee sei dies aber nicht möglich gewesen, da sich die Drohne direkt über den Rotoren des Helikopters befand. Da sich am See zudem zahlreiche Touristen aufhielten, war es für die Einsatzkräfte nicht ersichtlich, wer das Gerät steuerte.
Oberbacher glaubt, dass viele Menschen nicht über die Gefahr Bescheid wissen. „Man kann bereits für wenige hundert Euro eine größere Drohne kaufen. Für viele ist es einfach ein Spielzeug, sie sind sich nicht bewusst, dass es auch eine Gefahr sein kann. Dabei gibt es eigentlich klare Regeln.“
So dürfen Drohnen mit einem Gewicht von über 250 Gramm nur von Personen gesteuert werden, die über einen entsprechenden Flugschein verfügen. Zudem gibt es diverse Zonen, in denen das Fliegen von Drohnen verboten ist. Nicht zuletzt gibt es auch eine Einschränkung für die Reichweite der Drohnen. „Viele wissen über diese strengen Regeln aber nicht Bescheid oder fliegen einfach trotzdem“, weiß der Vizepräsident von Aiut Alpin.
Dabei gibt es einen guten Grund für die Grenzen, die für die Drohnenflüge festgelegt wurden: „Wenn sich alle an die vorgeschriebenen Gewichtsgrenzen halten würden, würde das auch die Landung oder den Start eines Helikopters nicht verhindern. Dieser wird vielleicht leicht beschädigt, aber es kommt keinesfalls zu einem Absturz.“ Allerdings lägen die meisten Drohnen sichtbar über dieser Grenze.
Das Rettungsteam von Aiut Alpin achtet vor allem in stark frequentierten Gegenden auf mögliche Gefahren. Dort komme es häufig zu Begegnungen mit Drohnen, die aber bislang ungefährlich waren.
Dennoch weiß Oberbacher, dass es auch zu problematischeren Situationen kommen könnte. Er fordert deshalb eine gute Aufklärungsarbeit: „Es fehlt schlicht und ergreifend an Sensibilisierung der Bevölkerung. Das Drohnenproblem ist ein neues Thema, das für uns nicht einfach zu regeln ist.“
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