Bären töten
Am kommenden Samstag hat Andreas Pichlers „Gefährlich nah – Wenn Bären töten“ im Bozner Filmclub Premiere. Der Film bleibt danach weiter im Programm.
von Renate Mumelter
Es ist Nacht. Im Wald einzelne Lichter und der Ruf nach Andrea. Andrea Papi ist vom Laufen nicht heimgekommen. Der Suchtrupp muss schließlich feststellen, dass ihn ein Bär umgebracht hat. Papis Eltern erzählen, wie sie diese schreckliche April-Nacht im Jahr 2023 erlebten.
So beginnt Andreas Pichlers Dokumentarfilm über jene Bären im Trentino, die vor 25 Jahren angesiedelt worden waren. Ob die Wiederansiedlung klug war, bleibt offen.
Dokumentierte Vielfalt
Der erfahrene Dokumentarfilmer hat sich an ein höchst brisantes Thema gewagt. Die Positionen zu den großen Beutegreifern sind nämlich vielseitig, viele davon sehr emotional, und es ist nicht auszuschließen, dass es auch bei den Filmvorführungen emotional zugeht. Sicher ist, dass niemand ohne eigene Meinung aus der Vorstellung gehen wird, obwohl Pichlers Film das einzig Richtige tut, er dokumentiert sorgfältig und hält die Balance.
Den Film bauen
Begonnen hat Pichlers Bärenabenteuer schon vor vielen Jahren, lange bevor es den ersten Toten gab. Damals war es noch um M49 gegangen, den Bären, der aus seinem Gehege in Casteller mehrmals geflüchtet war. Pichler hatte Kontakt mit den zuständigen Forstwachen im Trentino aufgenommen, um sie bei ihrer Arbeit zu begleiten – eine langsame Annäherung fand statt. Nach und nach kamen alle anderen Perspektiven dazu, jene der Bevölkerung, jene der Menschen, die mit ihrem Vieh dort arbeiten, wo Bären leben, jene der Veterinärmedizin, jene der Politik und jene der Tierschützenden. Pichler zeichnet dieses komplexe Bild nach, ohne fad zu werden. Das mag für einige auch Grund zu Frust sein, vor allem für diejenigen, die es verlernt haben, komplex zu denken.
Die Pole
zwischen denen sich der Film bewegt, sind zwei, einmal Andrea Papis Eltern und ganz weit weg davon, die Tierschützenden.
Andrea Papis Eltern ertragen ihren Schmerz sehr würdevoll und stellen sich sogar den Kameras um vom schlimmsten Moment ihres Lebens zu erzählen. Sie setzen sich dafür ein, dass alles getan wird, um solche Situationen künftig zu verhindern, aber auch das machen sie mit konkreten Vorschlägen und ohne Gebrüll.
Ganz anders die vielfach in Städten agierenden Tierschützenden. Sie schreien und weinen bei Demos, drohen und treten mit Bärenmasken auf, tragen passende T-Shirts und kommen immer sehr schnell auf den Teddy als liebe Kindheitserinnerung zu sprechen.
Bären fangen
Eins wird im Film deutlich: Bären in Gehege einzusperren bringt ihnen nur Qual. Gefangenschaftshaltung sei keine Lösung, sagen Fachleute, die das versucht haben.
Andreas Pichlers Filmografie
reicht von „Bolzano: Bozen – Geschichten einer Heimatstadt“1997 über „Call me Babylon“ über die Arbeit in CallCentern bis zu den neuesten wie den immer noch aktuellen „Das Venedig Prinzip“, „Das System Milch“ 2017, „Alkohol – Der globale Rausch“ 2020, und 2023 die dokumentarische Reihe „Europa – Kontinent im Umbruch“.
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