„Wertvoller Brauch“
Erhaltung eines wertvollen Brauchs: Die Kräuterweihe am Hochunserfrauentag am 15. August wird landauf und landab von den Bäuerinnen gepflegt – auch in der Stadt Bozen. Die Grieser Bäuerinnen verteilen ca. 180 gesegnete Kräuterbuschn.
Viele Ortsgruppen der Südtiroler Bäuerinnenorganisation bereiten für den Hochunserfrauentag Kräutersträuße vor und verteilen sie nach der Segnung an die Kirchgänger. “Es ist schön mitzuerleben, dass der Brauch nicht nur in ländlichen Gemeinden, sondern auch in den Städten noch gelebt wird. Vergelt’s Gott dafür!“, freut sich Landesbäuerin Antonia Egger.
So z.B. in Gries bei Bozen, wo die Kräuterweihe noch tief verankert ist. Seit über 40 Jahren binden die Grieser Bäuerinnen Kräutersträuße und verteilen diese nach der Heiligen Messe, auch heute noch. „Viele der Kirchgänger haben keinen eigenen Garten und freuen sich daher umso mehr über den duftenden, farbenfrohen, gesegneten Kräuterstrauß“, erklärt Silvia Leimegger Untersulzner, Ortsbäuerin von Gries. Am Tag vor dem Hochunserfrauentag bringen die Bäuerinnen der Ortsgruppe Gries Kräuter aus ihren eigenen Gärten, die dann von den Mitgliedern des Ortsbäuerinnenrates zu kleinen Sträußen gebunden werden. Diese werden in der Kirche gesegnet und anschließend verteilt. Zwischen 150 und 180 Kräutersträuße werden jedes Jahr verschenkt. „Es ist schön zu sehen, wie sich die Kirchgänger über den Kräuterstrauß freuen.”
Mariä Himmelfahrt wird als Hoher Frauentag begangen. Damit beginnen in der katholischen Kirche die Frauendreißiger – 30 Tage, in denen Marienprozessionen abgehalten werden.
Auch der Gedenktag Mariä Geburt am 8. September fällt in den Zeitraum dieser 30 Tage, die mit Mariä Namen am 12. September abgeschlossen werden. „Für uns Bäuerinnen ist dieser Festtag sehr wichtig: Zum einen, weil der Glaube an die Kraft der Kräuter tief verankert ist, zum anderen, weil der Glaube im bäuerlichen Alltag eine besondere Rolle spielt. Uns ist es deshalb ein Anliegen, diesen Festtag zu ehren und auch darüber nachzudenken, was er uns bedeutet und wie er uns Halt im Alltag geben kann“, sagt Landesbäuerin Antonia Egger.
Die Bedeutung der Kräutersträuße reicht weit über den Festtag hinaus. Sie werden getrocknet und dann u.a. auf dem Dachboden oder im Herrgottswinkel aufgehängt. Früher haben vor allem Hebammen und andere Kräuterkundige Kräuter weihen lassen und den Kräuterbuschen als Kräuterapotheke verwendet.
Wenn jemand krank war, wurde ein Teeaufguss gemacht. In der Winterszeit haben die Bauersleute den Kräuterbuschen zum Räuchern in den Rauhnächten verwendet. Heute noch dient der geweihte Kräuterbusch bei einem Unwetter: Ein Zweig wird ins Feuer geworfen, das helfe gegen Blitzschlag. Oft werden zerriebene Blätter vom Kräuterbuschn kranken Tieren ins Futter gemischt.
Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation lädt alle Interessierten ein, am Hochunserfrauentag teilzunehmen und einen gesegneten Kräuterstrauß mit nach Hause zu nehmen. Dieser wertvolle Brauch verbindet Generationen und trägt zur Erhaltung und Pflege unseres kulturellen Erbes bei, heißt es in einer Aussendung der Bäuerinnen.
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