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„Nichts wie raus hier“

Fabio Valcanover und Brigitte Foppa (Foto: Grüne)

Der Putz bröckelt, das Gebäude baufällig, überall Schimmel. Zu viele Häftlinge. Zu wenig Personal. Die Grüne Brigitte Foppa zeigt sich nach einem Besuch im Gefängnis besorgt.

„Gottseidank gehören wir zu jenen, die wieder herauskommen“, war der erleichterte Gruß der Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, als sie am Dienstag gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Fabio Valcanover das Bozner Gefängnis verließ.

Ein- bis zweimal jährlich machen die grünen Abgeordneten einen Lokalaugenschein in der Haftanstalt, auch unangemeldet, das gehört das zu den Rechten der Landtagsabgeordneten.

„Wir haben uns heuer insbesondere ein Bild zum Zustand des Gebäudes machen wollen, nachdem in den letzten Wochen davon die Rede war, dass der Neubau des Gefängnisses wohl nicht mehr realisiert werden würde. Dieser Eindruck hat sich bestätigt,“ sagte Foppa im Anschluss an den Lokalaugenschein.

„Direktor Monti sagte uns, dass die Arbeiten an Fassade und Dach am 26. August beginnen werden – und, fast noch wichtiger, auch die Erneuerung der Gemeinschaftsduschen. Die Duschen sind in einem fürchterlichen Zustand. Die Leitungen sind undicht, der ganze Trakt ist feucht, einige Zellen dadurch völlig unbewohnbar. Der Putz bröckelt ab, Schimmel ist überall zu sehen und zu riechen. Das ist ein unwürdiger Zustand.“

Das gesamte Gebäude sei am Rande der Baufälligkeit, so Foppa weiter.

Das behindere auch die vielen Bemühungen um menschlichen Umgang und Wiedereingliederung, die vom Gefängnispersonal seit jeher ausgehen. So sei der gesamte Trakt für den Vollzug mit Freigangsberechtigung („semilibertà” – also jene Formen, bei denen die Häftlinge außerhalb des Gefängnisses arbeiten und am Abend wieder ins Gefängnis zurückkommen) derzeit nicht zugänglich, weil eine einsturzgefährdete Treppe den Teil gefährdet. Hier wurde rasches Eingreifen im Zuge der kommenden Sanierungsarbeiten zugesichert, berichtet Brigitte Foppa.

„Wenn es tatsächlich so ist, dass das Gefängnis dort bleibt, wo es ist, dann ist dringende Generalsanierung geboten. Das ist natürlich schwierig abzuwickeln, wie man sich vorstellen kann. Das Bozner Gefängnis beherbergt viele Straftäter, bei denen Wiedereingliederung möglich wäre – dazu braucht es den Willen, aber auch genügend Personal und die Räumlichkeiten, die es zulassen. Das Gefängnis ist eine Realität, mit der wir uns nicht gerne auseinandersetzen. Es ist aber eine Realität unserer Gesellschaft, ob wir wollen oder nicht,“ so Brigitte Foppa nach ihrem Besuch in der Bozner Haftanstalt.

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Einige Zahlen:

  • Belegung am 13.08.2024: 101 Männer (vorgesehene Belegung: 88)
  • Davon italienische Staatsbürger: 31
  • Davon in offenem Vollzug: 5
  • Ca. 60 % der Häftlinge nehmen kontinuierlich Medikamente ein, 35 % erhalten Psychopharmaka, 60-70 % der Delikte haben mit Drogen/Abhängigkeit zu tun.
  • Personalstand: 55 Gefängnispolizisten (vorgesehen: 75), Verwaltungspersonal: 8 (vorgesehen: 23)
  • Dienstturnusse: 8 Stunden (vorgesehen: 6)
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (19)

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  • nemesis

    Ein finde das ist ein Skandal ein Super Reiches Land wie Südtirol und solche zustände kein Wunder wenn dann eine Integration Straffälliger nicht mehr Funktioniert.

    • artimar

      Es ist das reiche Italien, der Staat, der seit Jahrzehnten mittlerweile für diese völlig unerträglichen Übelstände verantwortlich ist. Nicht die Provinz.
      All jene, die ansonsten in Bozen bei jeder Gelegenheit so vehement für den Zentralstaat sind, auch Foppas „Verdi‘, sollten vielleicht grundlegend ihre eigene Position kritisch selbst hinterfragen.

      • nemesis

        @artimar
        Genau das finde ich widersprüchlich in Südtirol, Zentralstaat wenn es um Steuern geht und verschiedene Gebühren, Autobahngebühren alles zum Nachteil für den Mittelstand andere Kategorien Profitieren aber Beispiel Landes Beitrag.

        • hallihallo

          nicht das land und nicht der staat sind an der überfüllung der gefängnisse schuld , sondern diese links-grüne einstellung, welche alle ins land will und niemanden zurückschicken will. arbeiten wollen sie eh nicht und halten sich nicht an die gesetze. als rein ins erste flugzeug und zurück in Ihr herkunftsland und einreiseverbot für die nächsten 15 jahre in die eu. dafür sollen jene rein dürfen, welche effektiv arbeiten wollen.

          • hallihallo

            da wir in südtirol eh keine gefängniswärter finden und von auswärts keine kommen wollen, da die wohnungspreise zu hoch, wäre besser, südtirol würde ein gefängnis irgendwo in mittel- oder süditalien bauen, wo es arbeitslose gibt. die gefängniswärter sind wenn ich mich nicht täusche eh staatsangestellte.

          • artimar

            @hallihallo hatte man in Italien schon, wo verurteilte ausländische Straftäter statt (lange) Haftstrafen zu verbüßen für eine Zeit wieder in ihr Herkunftsland zogen. Freiheit für ausländische und Gefängnis für italienische Straftäter-innen.

          • nemesis

            @hallihallo
            ( Flugzeug und zurück in Ihr Herkunftsland )?.

            Hätte ich spontan auch gesagt, nur das hat extrem hohe kosten ?.
            Einwanderer Gesetze deutlich verschärfen Beispiel wäre Australien, Neuseeland aber in Italien würde es dann zu Massenprotest kommen.
            Frage mich aber was hat das mit einem Menschenwürdigen Gefängnis zu tun ?, deshalb bleibe ich bei meiner Meinung ein Skandal in Südtirol.

        • artimar

          Es wäre wünschenswert, wenn, wie auf der EU-Ebene, ebenso innerhalb der jeweiligen Mitgliedsstaaten das Subsidiaritätsprinzip, der Grundsatz der Bürgernähe gelten würde.

    • rumer

      @nemesis
      das Gefängnis soll abschrecken und nicht zum Verweilen einladen.
      Der italienische Staat ist zuständig, der soll zahlen!!!
      Billiger wäre aber ein Gefängnis in Kalabrien. Alle Nicht-Südtiroler können gerne die Haftstrafen in Kalabrien verbüßen, dort spart der Staat die komplette Heizung. Auch die Personalkosten sind dort geringer.

    • mani

      Ich finde es einen Skandal, dass diese Person die letzten Monate bereits das 2. Mal die gleiche Sätze spricht und noch ist nichts passiert. Frau Foppa, es wäre Zeit, dass was passiert und nicht wie seit 20 Jahre von unserem Steuergeld leben und ausser bla bla nichts erreicht. Würde so eine gern mal in der Privatwirtschaft arbeiten sehen, Konkurs in 2 Wochen:-). Zum schämen!!!

  • nobodyistperfect

    OMG jetzt seit ihr Politiker Jahr und Tag in Bozen und tut jetzt so überrascht und besorgt, aber ihr plant lieber Museen und Bibliotheken, etwas Menschenwürde wäre angebracht, kein 5 Sterne Palast.

  • morgenstern

    Sind doch sicher auch zugereiste Facharbeiter unter den Insassen? Na dann an die Arbeit.

  • mani

    Suped Frau Foppa. Dies ist ihr 2. Besuch in dieser Legislatur im Gefängsis. Die gleichen Parolen wir beim ersten Besuch. Passiert ist….nichts!!! Alles nur Honig um den Mund geschmiert. Lächerlicher gehts nicht. Beginnen Sie mal mit Ihrer Arbeit und hören Sie damit auf, Scheinarbeit auf Kosten der Gefangenen zu betätigen. SCHÄMEN SIE SICH!!!!

  • meintag

    Davon italienische Staatsbürger 31. Nun der Rest kommt sicher aus anderen EU Staaten oder?

  • jorge

    Ach, ihr (die meisten hier!) schreibt auch nur blöd daher und erreicht nichts als jene zu beschimpfen, die mindestens die miserablen Zustände aufzeigen. Seid ein richtiger Pöbel, seid nicht einmal imstande offen gegen jene zu protestieren, welche diesen Zustand zu verantworten haben.

  • 2xnachgedacht

    @jorge
    sie sind und waren diesbezüglich ein hervorragender lehrmeister.

  • dn

    Grüne kümmern sich um alle, nur nicht um das eigene Volk.

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