Sommerliches Wohntrauma
Sonne, Strand, Entspannung: So stellt man sich die Sommermonate von Jugendlichen vor, die heuer ihre Matura absolviert haben. Doch der Schein trügt – was Südtirols angehende Studenten derzeit belastet.
von Samuel Fink
Noch vor rund einem Monat hieß es bei den Südtiroler Maturanten: Lernen bei hochsommerlichen Temperaturen. Doch eine lange Regenerationsphase haben die zukünftigen Studentinnen und Studenten nicht, denn sie stehen schon vor ihrer nächsten Hürde: der Suche nach einer Bleibe am neuen Studienort.
Und dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, so spielen bei der Suche nach einer passenden Wohnung mehrere Faktoren eine Rolle. Im Vordergrund stehen dabei für viele Familien in erster Linie die aufzubringenden Kosten, denn der monatlich zu zahlende Mietpreis kann schon schnell zu einer teuren Herausforderung werden – ganz abgesehen von allen weiteren lebensnotwendigen Ausgaben.
In diesem Bereich gibt es laut Alexander von Walther, dem Vorsitzenden der HochschülerInnnenschaft (sh.asus), klare Unterschiede zwischen den einzelnen Studentenstädten: „Wenn man nach Wien blickt, kann man schon von einem gut funktionierenden Beispiel sprechen, weil die Gemeinde dort eine sehr soziale Wohnbaupolitik vertritt. Es ist somit für Studierende, die nicht große finanzielle Mittel zur Verfügung haben, nicht so schwierig, leistbaren Wohnraum zu finden. Wiederum anders sieht es natürlich in Städten wie Mailand, München oder auch Innsbruck aus“, betont der sh.asus-Leiter. Laut der Südtiroler HochschülerInnenschaft hat sich Innsbruck inzwischen an die Spitze der teuersten Städte Österreichs in diesem Bereich gesetzt.
Doch auch in der Landeshauptstadt Bozen grenzt die Suche nach einer passenden und vor allem leistbaren Wohnung an eine Zumutung: „Dort weisen wir sowieso immer darauf hin, dass die Preise viel zu hoch sind für das, was die Stadt für Studierende bietet. Es gibt Städte, die rein vom kulturellen als auch vom Universitätsangebot mehr bieten als Bozen. Dort muss man aber weniger zahlen, um überleben zu können. Also das ist schon eher skandalös“, so Alexander von Walther.
Auch in diesem Jahr hat die Inflation wieder ihre Hände im Spiel und die Suche nach einer leistbaren Wohnung gestaltet sich immer schwieriger. Bisher konnte die Studierendenvertretung noch keine eklatanten Verschlechterungen feststellen – was aber auch daran liegen kann, dass viele erst auf eine positive oder negative Rückmeldung nach einem geschriebenen Aufnahmetest warten müssen. Jene hingegen, die bereits fix in einem Studium eingeschrieben sind, haben bereits mit ihrer Wohnungssuche begonnen, was die Spätsuchenden vor eine enorme Herausforderung stellen kann: „Es kann deshalb sein, dass es erst Ende August oder September solch stark negative Auffälligkeiten geben wird“, erklärt der Vorsitzende.
So erfahren beispielsweise alle Anwärter*innen des Psychologiestudiums in Wien erst Anfang September das jeweilige Testergebnis. Zu nennen ist hierbei auch der Aufnahmetest MEDAT“ für das Medizinstudium in Österreich. In dieser Woche erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Zu- oder Absage des Studienplatzes und können erst dann bestenfalls mit ihrer Wohnungssuche starten. Anfang Juli forderte die ÖH bereits eine Abschaffung des heiß diskutierten Aufnahmetests. Dass diese Prüfung eine enorme psychische Belastung für Jugendliche darstellt, ist auch dem Leiter der HochschülerInnenschaft klar. Er erklärt, warum dies besonders die Südtiroler*innen trifft: „Vor allem bei den Südtirolern ist der Druck noch ein bisschen größer, weil sie die Maturaprüfungen und den Medizinaufnahmetest innerhalb kurzer Zeit haben. In Österreich sind die Klausuren bereits während des Schuljahres angesetzt.“ So fand in diesem Jahr der Aufnahmetest an den vier Standorten Wien, Innsbruck, Linz und Graz bereits am 5. Juli statt – unmittelbar nach Abschluss der Maturaprüfungen.
Doch an wen kann man sich nun bei Fragen und Problemen während der Wohnungssuche wenden? Alexander von Walther verweist dort neben der Geschäftsstelle der HochschülerInnenschaft in Bozen auf zwei weitere Möglichkeiten der Unterstützung. Für Studierende in München bietet die ehrenamtliche Vereinigung ISAS eine passende Anlaufstelle. Hierzulande unterstützt der Verein „Movimento Universitario Altoatesino“, der sich primär italienischen Städten widmet, mit einer Wohnungsbörse Studierende bei ihrer Suche.
Verdrängt werden kann und darf diese Thematik auf keinen Fall: „Dass die Wohnungssuche unter Studierenden groß ist und ein Problem darstellt, ist klar. Ich möchte es auch nicht verharmlosen“, so der Vorsitzende. Klar ist, dass in den kommenden Wochen die Wohnungssuche trotz der gegebenen Schwierigkeiten noch auf Hochtouren weiterlaufen wird. Denn ohne Dach über dem Kopf platzt der Traum des gewünschten Studienbeginns.
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Kommentare (5)
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robby
Kinder wohlhabender Familien und Kinder aus Bauernfamilien haben da überhaupt keine Probleme.
rumer
@robby
erklär uns doch mal diese deine These.
meintag
@rumer
Hast du die Endabrechnung der Genossenschaft schon bekommen? Unterhalt Dich mit deinesgleichen außer Du stellst bei ihnen auch dumme Fragen.
ultnerbaer
Naj, da hat robby nicht ganz unrecht, wobei es bei den Bauernfamilien schon darauf ankommt ob es Obstbauern oder Milchbauern vom Berg sind. Das größt Problem hat sicherlich der Mittelstand: beide arbeiten mit einem Netto-Familieneinkommen um die 3-3500 Euro. Kredit für die Wohnung ist noch zu bezahlen und dann kommen die Kosten für das Studium (unter 800 Euro monatlich nicht machbar). und die fallen dann auch noch bei allen Beihilfen durch den Raster.
bananajoe
@Ultnerbaer. Gibt aber auch solche, die nicht ständig nach Beihilfen und Beiträgen ausschau halten. Durch gutes Management der Finanzen, viel Fleiß und wenig Gejammer und auch mal durch etwas Verzicht.