Faire Verhältnisse
Komplexe Anfrage und auswärtige Influencer, welche sich nicht darum scheren. Die heimischen Filmschaffenden und Fotografen des lvh fordern faire Bedingungen.
von Christian Frank
Eine schnelle Suche in den sozialen Netzwerken mit einem prägnanten Hashtag wie beispielsweise „Dolomites“ oder „Southtyrol“ reicht aus, um atemberaubende Aufnahmen von heimischen Naturerzeugnissen zu erblicken: die schräg emporragenden grünen Flächen des Seceda, welche wie Glassplitter an den Tiefen der Hänge enden; die aneinander emporragenden Gipfel der Cadini-Gruppe; das steinerne Relief der Drei Zinnen aus der Höhe. Solche Clips sind Blickfänger und nicht selten reisen Filmer, Fotografen und Influencer aus allen Ecken des Erdballs an, um den einen großen Shot zu erlangen. Während diese Ambitionen schnell an einem wolkenverhangenen Wetter scheitern können, sind es jedoch immer mehr die Behörden, welche Film- und Fotoshootings unterbinden und somit insbesondere den heimischen Filmschaffenden und Fotografen das Arbeitsleben erschweren. In diesem Sinne kam es kürzlich zu einem Treffen mit mehreren Funktionären des lvh.apa, hds und der Landespolitik. Darunter waren lvh-Vizedirektor Hannes Mussak, hds-Direktorin Sabine Mayr und der Landesrat für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz Peter Brunner. Ziel des Treffens war es, nachhaltige Lösungen für die Hürden der Filmproduzenten und Fotografen zu finden, denn diese sind zahlreich.
Insbesondere Drohnenflüge sind ein heißes Eisen, wenn es um die Abwicklung eines Drehs geht, weiß Ivan Bortondello. Er ist Beiratsmitglied der Fotografinnen und Fotografen und Filmer im lvh und war ebenfalls am Treffen anwesend.
„Man hat immer ein ungutes Gefühl, wenn es darauf ankommt, mit einer Drohne zu filmen, da es zahlreiche Sonderbestimmungen gibt und es in vielen Gebieten spezielle Genehmigungen braucht.“, so der selbstständige Fotograf.
Seit mehreren Jahren ist er in seinem Berufsfeld tätig und weiß nur zu gut von den Hürden und Herausforderungen des Metiers.
„Shootings in freier Natur sind ohnehin schwer zu planen, und dann braucht man noch zusätzlich Genehmigungen für das Starten von Drohnen in Schutzgebieten, deren Erteilung bis zu einem Monat dauern kann. Es kam deshalb leider oft dazu, dass Aufträge einfach zunichte gemacht wurden, weil es sich zeitlich nicht mehr ausging, bis alles geklärt war“, lamentiert Bortondello.
Besondere Genehmigungen braucht es meist in Naturschutzgebieten; diese unterstehen nämlich auch in Belangen von Video- und Fotoaufnahmen auf Initiative des Landes einem besonderen Schutz.
„Das Land hat uns angefragt, die von ihnen übermittelten Zonen als Flugverbotszonen auszuweisen. Deshalb muss man für Shootings mit Drohnen beim Land anfragen. Von dieser Regelung sind Parks und Umweltschutzgebiete betroffen.
Außer den Nationalparks, welche von uns von Amts wegen eingetragen werden, beruht der Rest auf dem Anliegen des Landes“, klärt der Leiter der italienischen Luftfahrtbehörde ENAC am Flughafen Bozen, Manfred Mussner.
Grund für diesen besonderen Schutz sind Bedenken um Natur und Umwelt, ein Zweck, der durch die Überreglementierung auch mal verloren gehen kann.
„Es gab ein paar Fälle, bei denen der Einsatz von Drohnen nicht erlaubt worden ist, aber man stattdessen die Aufnahmen mit einem Hubschrauber machen durfte. Hier ist der Schutz für Umwelt und Natur fragwürdig“, berichtet Bortondello.
Auf die bürokratischen Querelen, mit welchen sich heimische Filmschaffende umherschlagen müssen, kommt noch die eklatante Ungleichbehandlung mit internationalen Influencern hinzu.
„Während wir uns an die geltenden Richtlinien halten, kommen viele von auswärts, missachten diese einfach und shooten“, moniert Bortondello. Insofern man sie nicht in flagranti erwischt, so der Fotograf, ist es nicht leicht, den illegalen Filmern rechtlich habhaft zu werden.
Die Südtiroler Filmproduzenten und Fotografen sind sich einig: Der Erhalt der einzigartigen Natur ist von zentraler Bedeutung, nicht nur für den Schutz der Umwelt, sondern auch für die Sicherung der Arbeitsplätze in der regionalen Filmbranche. Die Naturschutzgebiete sind nicht nur Kulisse, sondern ein wertvolles Gut, das es zu bewahren gilt.
Im Gespräch mit Landesrat Peter Brunner wurde vereinbart, dass die Regelungen gemeinsam überarbeitet werden sollen, vor allem im Hinblick auf die zeitgerechte Anfrage seitens der Filmproduzenten und Fotografen um die Dreh- und Fotogenehmigungen und eine zeitnahe Bearbeitung derselben seitens der Landesstellen.
„Wir haben besprochen, ein standardisiertes Formular einzuführen, eine Mustervorlage, um die Anfragen zu vereinheitlichen und zu vereinfachen. Es geht uns einfach darum, den Zugang zu Naturschutzgebieten für die einheimischen Filmer und Fotografen fair zu gestalten“, so Bortondello.
Ähnliche Artikel
Kommentare (1)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
nemesis
Video und Fotoaufnahmen, das sind die Nebenwirkungen Massentourismus.
Man hat kein Respekt von der Natur nur das Vergnügen das gleiche bei Motorrädern Lärmbelästigung steig bis auf 3000meter, E-Bike auf Wanderwege.
Dolomiten sind schon lange zu einer Kulisse und Massenphänomen geworden nur wollen viele das nicht einsehen der Grund ist Geldgier dafür baut man auch Wanderwege aus noch größere Hotels damit man die Reichen Touristen unterbringen kann.