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„Nichts gewusst“

Andreas Tappeiner, Obmann der Laaser-Eyerser Energiegenossenschaft, bestreitet den Vorwurf, dioxinhaltige Asche für die Herstellung von Grillbriketts geliefert zu haben. Er spricht von Kohle.

von Thomas Vikoler

Die Carabinieri-Umwelt-Sondereinheit NOE, die Antimafia-Staatsanwaltschaft Trient und die Staatsanwaltschaft Bozen sind sich ziemlich sicher: Das Laaser Heizwerk der Laaser-Eyerser Energiegenossenschaft hat an einem Umweltfrevel und einem Handelsbetrug mitgewirkt. Und er, Andreas Tappeiner, Obmann der Leeg, befindet sich mittendrin.

Tappeiner ist einer von neun Tatverdächtigen zur Ermittlung zu den mutmaßlich kontaminierten Grillbriketts. In ganz Italien kam es deswegen, wie berichtet, zur Beschlagnahme von Verpackungen der österreichischen Marken Alpenkohle und CroGrill.

Die Laaser Energiegenossenschaft steht, wie ein Heizwerk in Vierschach, unter Verdacht, Aschen aus der Holzvergasung an zwei Firmen in Kroatien und Serbien verkauft zu haben, die aus diesen Grillbriketts hergestellt haben sollen. Bei Analysen der Ermittler wurden darin Dioxine und Plastik festgestellt, auch der Verkauf der Briketts als Holzkohle durch eine österreichische Firma sei rechtswidrig und eine Täuschung der Kunden. Von einer gesundheitlichen Gefährdung von Personen, die ihr Schnitzel auf den Briketts aus Kroatien und Serbien grillen, ist im Beschlagnahmebefehl aber nicht die Rede.

„Wir haben nichts Genaues über die Verarbeitung des von uns gelieferten Materials gewusst“, sagt Leeg-Obmann Tappeiner, „auch wenn uns die Abnehmer in den Lieferverträgen zugesichert haben, dass ihre Produktion nach herkömmlichen industriellen Verfahren und den Normen entsprechend erfolgt“.

Die Carabinieri und die Staatsanwaltschaft unterstellen den Verantwortlichen der Laaser-Eyerser Energiegenossenschaft allerdings, wissentlich und gemeinschaftlich an den beiden beanstandeten Tatbeständen – rechtswidriger Verkauf von Abfall und Handelsbetrug – mitgewirkt zu haben.

„Das ist totaler Stumpfsinn“, sagt Tappeiner dazu. Er bezeichnet die beiden Firmen in Kroatien und Serbien als „normale Abnehmer“.

Die Energiegenossenschaft Leeg war bereits im vergangenen Jahr ins Visier der Strafverfolger geraten, und zwar im Zusammenhang mit der Herstellung von „Terra Preta“ im Heizwerk Ritten, das mit Aschen aus der Holzvergasung beliefert worden war. Das Strafverfahren der Staatsanwaltschaft Bozen zum Vorwurf der rechtswidrigen Müllentsorgung ist bisher nicht abgeschlossen worden. Im nun bekannt gewordenen Barbecue-Verfahren geht es um dasselbe Produkt aus dem Laaser Werk.

„Laut unserer Auffassung ist das keine Asche, sondern Aktivkohle. Und wenn darin Dioxine gefunden wurden, dann ist das Produkt sicher nicht von uns. Denn in unserer Kohle sind die Dioxine gar nicht messbar“, betont Leeg-Obmann Tappeiner.

Was das Laaser Werk mit jenem in Vierschach – dieses wird von einer privaten GmbH betrieben, deren Verantwortliche ebenfalls unter Ermittlung stehen – verbindet, ist die von der österreichischen Firma Sincraft gelieferte Vergasungsanlage. Und dass beide Nebenprodukte – aus der Sicht der Ermittler Aschen – an die Firmen in Kroatien und Serbien verkauft haben. Die Verantwortlichen von Sincraft stehen ebenfalls unter Ermittlung, wie der Inhaber und der Geschäftsführer der Tiroler Firma, welche die Grillbriketts unter dem Namen Alpenkohle und CroGrill als Kohle in Italien und anderen europäischen Ländern auf den Markt brachte.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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